Dominic Spahr (30) ist Landwirt und stellt sich neu der Herausforderung eines Agronomiestudiums. Alle zwei Wochen berichtet er, was er an der Hafl erlebt und was sonst so in seinem Leben passiert.
«Ich kann dir leider nicht beim Umzug helfen, ich bin in Isolation», «Wie sehen wohl die neuen Massnahmen aus?», «Die Zahlen steigen wieder» oder «Hast du gehört, der Nachbar hat jetzt auch Corona». Sätze, die vermutlich viele von uns im letzten Jahr gehört, gelesen oder selbst gesagt haben. Glücklicherweise scheint der Höhepunkt der Omikron-Welle überschritten und wir dürfen vorsichtig auf eine «normalere» Zeit hoffen.
Andere Themen wichtiger
Der Rückgang der Zahlen macht sich auch in der Berichterstattung bemerkbar. So kommt es mir zumindest vor. Wurde vor fünf Monaten noch gefühlt acht Mal stündlich über Corona berichtet, sind es heute nur noch ein bis zwei Mal. 2021 war die Pandemie nicht einmal mehr auf Platz 1 der am häufigsten gesuchten Begriffe. Es war die EM.
Andere Themen erscheinen daher umso aktueller, wie etwa die Olympiade oder der Ukrainekonflikt. Was man heutzutage seltener zu hören bekommt, so scheint es mir, sind Berichte über Klimawandel, Umweltschutz und Nachhaltigkeit.
Nachhaltigkeit grossgeschrieben
Nicht an der HAFL. Dort wird Nachhaltigkeit grossgeschrieben. Nicht nur, weil es ein Nomen ist, sondern weil wir als künftige VertreterInnen der Landwirtschaft, der Forst- und der Lebensmittelwissenschaft, im Zentrum vieler aktueller Themen und Herausforderungen, die es heute sowie in Zukunft anzugehen gilt, stehen. Dies äussert sich in papierlosem Unterricht oder wiederverwertbaren Kaffeebechern.
Vor allem aber werden wir in den jeweiligen Modulen darüber unterrichtet, wie wir ressourcenschonend, effizient und nachhaltig wirtschaften können, welche Themen am aktuellsten sind, welche Probleme dabei entstehen und wie es diese zu lösen gilt. Dabei zeichnet sich manchmal ein düsteres, manchmal aber auch ein optimistisches Bild der Zukunft.
Leben über Verhältnissen
Wenn alle Menschen der Welt so leben würden wie ich, dann bräuchten wir zweieinhalb Erden. Dies habe ich auf einem mehr oder weniger zuverlässigen «CO2-Fussabdruck-Rechner» irgendwo im Internet errechnet. Es ist kein Geheimnis, dass wir über unsere Verhältnisse leben, und ich will niemandem ein schlechtes Gewissen machen, wenn er oder sie nicht gerade der Elvis Presley der Nachhaltigkeit ist. Ich würde dabei auch Wasser predigen und – wie Ihr jetzt alle wisst – Wein trinken.
Trotzdem versuche ich alles zu machen, um meine Ökobilanz möglichst ausgeglichen zu halten. Auch wenn es nur das Rezyklieren, zweier oder dreier Dinge unseres Haushaltes ist. Daher bin ich umso froher, bin ich an einer der Quellen für Ideen und das Know-How, für solche Angelegenheiten und darüber von Experten des jeweiligen Gebietes lernen darf.
Ich bin sozusagen das Gegenteil eines Klimaaktivisten. Einer der für das Klima in die Schule geht, anstatt sie zu schwänzen. Obwohl ich Letzteres zugegebenermassen auch schon gemacht habe. Aber nicht fürs Klima, sondern einfach so.
Ob ich vielleicht eines Tages sogar etwas bewirken kann, wird sich zeigen. Bis dahin, macht es gut und tragt Sorge. Nicht nur einander und der Umwelt, sondern auch euch selbst.
Teil 5: Vom Prüfungspult auf die Piste
Teil 4: Prüfungsstress und Zeitmanagement
Teil 3: «Jahr beginnt für mich mit Corona»
Teil 2: Vom Traktor in den Hörsaal
Teil 1: Neuanfang an der Hochschule
CO2 Null, dann verbietet den Menschen doch das Atmen...
Wie bei Covid sind die Verantwortlichen in Wissenschaft, Behörde, Politik und Medien gleichgeschaltet.