Am Montag verhandelt die Getreidebranche die Richtpreise. Beim Futtergetreide konnte sie sich letztes Jahr auf keinen Preis einigen. Das zum Nachteil der Ackerbauern, denn die Preise waren massiv unter Druck.
SGPV äussert sich nicht
Beispielsweise lag der Preis für Gerste der letzten Ernte, den die Fenaco an jene Getreidesammelstellen auszahlt, die im Maxisystem mit dem Agrarunternehmen zusammenarbeiten, mit 32.80 Fr./100 kg unter dem Schwellenpreis von 36 Fr./100 kg abzüglich der Bandbreite von 3 Fr. Fritz Glauser, Präsident des Schweizerischen Getreideproduzentenverbands (SGPV), sagte an der Maxi-Tagung von Mitte April: «Beim Futtergetreide reicht der Preisaufschlag von fünf bis zehn Prozent nicht, um die Kulturen rentabel zu machen.»
Zu den bevorstehenden Preisverhandlungen und zu den möglichen Forderungen will sich Glauser resp. der SGPV jedoch nicht äussern.
Keine Richtpreise 2023
2023 konnte sich die Branche auf keine Richtpreise beim Futtergetreide einigen . Um die Kosten des Absenkpfads zu decken und den höheren Produktionskosten hatte sich der Vorstand des SGPV für Mindestpreise von 44 Fr./dt für Futterweizen und 42 Fr./dt für Futtergerste ausgesprochen. Doch dieses Anliegen fand kein Gehör. «Trotz der konstruktiven Diskussion konnten die Preiserwartungen der Getreideproduzenten, der Tierhaltervertreter sowie der Abnehmer nicht in Übereinstimmung gebracht werden», teilte Swiss Granum im Juni 2023 mit.
Die Getreideproduzenten warnten vor dem Fehlen von Richtpreisen. Dies sei langfristig mit erheblichen Risiken verbunden. «Wenn bei der Ernte 2023 die Produzenten keine zufriedenstellenden Preise erhalten, laufen wir Gefahr, dass auf andere Kulturen ausgewichen wird. Die nächsten Monate werden somit für die Entwicklung der Futtergetreideflächen in der Schweiz entscheidend sein», machte der SGPV im Juni 2023 deutlich.
Im Mai 2022 einigten sich Produzenten, Verarbeiter und Tierhalter auf eine Erhöhung von 3 Franken je 100 Kilo. Der Preis für Futterweizen steig auf 39.50 Fr./100 kg, jener für Gerste auf 37.50 Fr. Es handelte sich um die erste Erhöhung seit 12 Jahren.
ZBV: Glaubwürdigkeit geht verloren
Der Zürcher Bauernverband hingegen fordert in einer Mitteilung, dass beim Futtergetreide die Richtpreise des Erntejahrs 2022 übernommen werden: 37.50 Fr./100 kg für Gerste und 39.50 Fr./kg für Futterweizen. Die Zürcher schreiben, dass die Getreideproduzenten durch die fehlenden Richtpreise beim Futtergetreide im letzten Jahr unfreiwillig einen Beitrag zur Entlastung der schwierigen Situation auf dem Schweinemarkt geleistet hätten.
«Daher fordert der Zürcher Bauernverband insbesondere die Vertreter der Tierhalter – ausdrücklich die Schweineproduzenten – auf, Hand für einen attraktiven Futtergetreidepreis zu bieten», steht im Communiqué. Der Zürcher Bauernverband warnt davor, den Futtergetreideanbau weiter zu schwächen. «Eine Fleisch- und Eierproduktion ohne Inlandgetreide wird ihre Glaubwürdigkeit verlieren», macht der Verband klar.
Die Branche konnte sich 2023 nicht einigen.
Swiss Granum
Stand jetzt, dürfte diese Forderung auf Gegenwind stossen. Suisseporcs schreibt auf Anfrage: «Eine Richtpreiserhöhung ist nur im Zusammenhang mit einer Erhöhung des Schwellenpreises realisierbar.» Auch das ein schwieriger Anspruch, denn in der Verwaltung hat das Futtergetreide einen schweren Stand, und im Sinn der Versorgungssicherheit ist laut dem Bundesamt für Landwirtschaft der Produktion von Lebensmitteln zur direkten menschlichen Ernährung Priorität beizumessen. Suisseporcs wird daher weder eine Richtpreisfestlegung noch eine Preiserhöhung unterstützen.
Preis für mehr Swissness zu hoch
Die Schweineproduzenten argumentieren, dass die Futterkosten auf ihren Betrieben aus betriebswirtschaftlicher Sicht im Vordergrund stünden, und bei den aktuellen Forderungen sei der Preis für mehr Swissness in der Fütterung zu hoch. «Insbesondere dann, wenn die Mehrkosten systembedingt nicht auf das Produkt abgewälzt werden können», so die Schweinebauern.
Sie sagen aber auch, dass sie mithelfen würden nach Lösungen zu suchen, wenn der Abnehmer bzw. der Detailhandel bereit wäre, den Swissness-Bonus über das Produkt an die Kundschaft weiterzugeben.
Ein angemessener Preis für Schweizer Futtergetreide verteuert aus Sicht des Getreideproduzenten das Fleisch nur um wenige Rappen pro Kilo. Dies lasse sich auf die Konsumenten überwälzen. Mit höheren Futtergetreidepreise würden die Anbauflächen steigen, schrieb der SGPV im Januar in einer Mitteilung. Mit einer höheren Produktion werde ausserdem der Selbstversorgungsgrad verbessert. «Ohne eine klare und eindeutige Reaktion der Branche zugunsten eines glaubwürdigen Schweizer Fleisches ab der Ernte 2024 wird Futtergetreide in der Schweiz keine Zukunft haben», machte der SGPV klar.
Was denkt Ihr? Einigt sich die Branche auf Richtpreise beim Futtergetreide? Und wenn ja: Steigen sie oder kommen sie auf dem Niveau 2022 zu liegen? Oder baucht es gar keine Richtpreise?

Futtergetreide: Braucht es wieder Richtpreise?
- Ja, und sie müssen steigen:63.03%
- Ja, auf Niveau von 2022:20.61%
- Nein, braucht es nicht:11.52%
- Weiss nicht:4.85%
Teilnehmer insgesamt: 165