Im Februar und März haben sich tausende Landwirtinnen und Landwirte versammelt. Sie forderten mehr Anerkennung für ihren Berufsstand, weniger Bürokratie und vor allem faire Produzentenpreise.
SBV-Forderungen nicht erreicht
Die Bauernverbände standen den Protesten ein wenig hilflos gegenüber. Deshalb lancierte der Schweizer Bauernverband (SBV) rasch eine Online-Petition. Er forderte darin eine Erhöhung der Produzentenpreise von 5 bis 10 Prozent. Medienwirksam übergaben SBV-Vertreter die Petition, die von über 60'000 Personen unterschrieben worden ist, den Verantwortlichen von Coop, Migros, Aldi und Lidl.
Die Bauern beendeten ihre Proteste. Sie wollen abwarten, wie die Verhandlungsresultate ausfallen, sagten sie. Im Herbst werde dann Bilanz gezogen. Diese fällt einige Monate später aber sehr ernüchternd aus. Die Forderung des SBV wurde weder bei der Milch, den Kartoffeln und nun beim Getreide in die Tat umgesetzt. Zwar steigen bei der Milch (ab 1. Juli) und dem Brotgetreide (Ernte 2024) die Richtpreise, aber der Anstieg liegt weit unter den angepeilten 5 bis 10 Prozent. Eine Erklärung des SBV, warum die Forderungen nicht erreicht wurden, blieb bisher aus.
«Erwarten faire Bedingungen»
Beim Getreide will nun der Berner Bauernverband (BEBV) die Initiative ergreifen. Die Produktion von Brot- und Futtergetreide spiele bei der Ernährungssicherheit eine zentrale Rolle. «Die Produktion kann jedoch nur aufrechterhalten werden, wenn der Arbeitsaufwand und die Produktionskosten durch einen angemessenen Getreidepreis entschädigt werden», heisst es in der Mitteilung.
Swiss Granum
Beim Brotgetreide zeigt sich der BEBV über die Erhöhung erfreut. Der Ernterichtpreis beim Brotweizen steigt um 1,50 Fr./100 kg, beim Roggen um 1 Fr. «Die Erhöhung spiegelt die gestiegenen Kosten wider und zeigt, dass sich die Marktpartner der schwierigen Situation in der Landwirtschaft bewusst sind», schreibt der Verband.
Es sei aber wichtig, dass diese nicht durch gestiegene Gebühren und Abgaben weggefressen werden. Die Produzenten sollen die Abrechnungen genau überprüfen. «Wir erwarten von den Akteuren faire Bedingungen», so der BEBV. Es sei aber notwendig, die Erträge entlang der Wertschöpfungskette gereicht zu verteilen. Nur so lasse sich die Produktion aufrechterhalten.
«Futtergetreide zentral für Glaubwürdigkeit»
Weitaus weniger gut zeigt sich die Situation beim Futtergetreide. Zum zweiten Mal in Folge gab es keine Einigung bei den Richtpreisen. Begründet wird der Verzicht mit der Ausgangslage. Diese präsentiere sich wie im vergangenen Jahr. Höhere Futterkosten könnten nicht an die Abnehmer weitergegeben werden.
Swiss Granum
Der BEBV gibt sich mit dieser Situation nicht zufrieden. Er will die Akteure zu einem Runden Tisch einladen, um eine Einigung zu fördern. Die Forderung des Verbandes ist klar: «Eine inländische Futtergetreideproduktion ist zentral für die Glaubwürdigkeit und Akzeptanz der Schweizer Tierproduktion und muss zwingend durch angemessene Preise, die einen entsprechenden Verdienst ermöglichen, gesichert werden.» Das ist ein Satz, der bei Mitteilung der Branchenorganisation Swiss Granum, Zufall oder nicht, in diesem Jahr fehlte.