Hochdorf kommt nicht aus den negativen Strudel heraus. Der Analyst von Research Partners hat das Rating der Hochdorf-Aktie am Donnerstag auf «Verkaufen» herabgestuft. Er setzt das Kursziel bei einem Franken fest. Der Kurs sank in der Folge rapide. Am Freitagmorgen lag er noch 5.50 Fr, das sind 2,50 Fr. weniger als am Mittwochabend.
Schwieriges Halbjahr
Der Analyst erachtet das Risiko eines Totalverlustes als nicht unwahrscheinlich. Die Herabstufung erfolgt eine Woche vor der Publikation der Halbjahreszahlen am 29. August. Gemäss Research Partners dürfte das erste Halbjahr 2024 für den Milchverarbeiter erneut herausfordernd gewesen sein. Die hohe Milchpreisdifferenz zum Ausland und die Zusammenarbeit mit dem grössten Kunden Pharmalys und den wichtigen Schokoladeproduzenten sei wohl äusserst anspruchsvoll geblieben.
Der zuständige Analyst ist zwar gemäss der Nachrichtenagentur awp überzeugt, dass «der starke Kosten- und Margenfokus des Managements zu einer operativen Verbesserung geführt habe», doch das grössere Problem seien die Schulden. Gemäss Research Partners ist Hochdorf noch immer in Gesprächen mit potenziellen Käufern des Unternehmens. Eine Sanierung durch Aufnahmen von zusätzlichem Eigenkapital zur vollständigen Rückzahlung der Hybridanteile oder ein Verkauf der gesamten Gruppe habe sich allerdings gemäss Verwaltungsrat als unrealistisch erwiesen.
Hochdorf leidet unter Altlasten
Hochdorf schrieb 2023 zwar operativ wieder schwarze Zahlen, das Unternehmen mit aktuell rund 350 Mitarbeitenden hat aber schwere finanzielle Altlasten. Die schwierige Situation begann mit der Übernahme des Babynahrungsvermarkters Pharmalys, dessen Mehrheit Hochdorf 2016 erworben hatte. 2019 verkaufte das Unternehmen die Tochter zu einem tieferen Preis wieder an den ursprünglichen Besitzer und Hochdorf-Grossaktionär Amir Mechria zurück – mit entsprechendem finanziellen Schaden.
Zudem lud sich das Unternehmen 2017 mit einer Hybridanleihe hohe Schulden und Zinszahlungen in Höhe von rund 140 Millionen Franken auf, und auch verschiedene Versuche der Neuausrichtung brachten keinen Erfolg. So wollte Hochdorf beispielsweise nach China expandieren – ein Plan, der inzwischen jedoch als gescheitert betrachtet wird.
Italiener kauften Aktienpaket
Im April wurde bekannt, dass die italienische Molkerei Newlat bei Hochdorf eingestiegen ist. Das Unternehme hat knapp 11 Prozent an Hochdorf gekauft. Das italienische Unternehmen, das an der Mailänder Börse kotiert ist und etwas über 793 Millionen Euro (776 Mio. Fr.) Umsatz im Jahr macht, verfolge mit der Beteiligung an Hochdorf strategische Interessen, hiess es damals. Newlat schrieb in der Stellungnahme, dass der Einstieg bei Hochdorf auf eine potenzielle Restrukturierung von Hochdorf abziele. Man prüfe einerseits die Möglichkeit eines Neustarts der Hochdorf-Gruppe, andererseits aber auch den Kauf des operativen Geschäfts.
An der Generalversammlung wollten die Italiener den Verwaltungsrat austauschen. Sie scheiterten aber damit. Entgegen dem Willen des italienischen Grossaktionärs Newlat wurden die bisherigen Verwaltungsräte Jürg Oleas, Andreas Herzog, Thierry Philardeau, Jean-Philippe Rochat und Ralph Siegl für ein Jahr in ihrem Amt bestätigt. Sie erhielten einen Stimmenanteil von 71,8 bis 81,8 Prozent. Oleas wurde zudem erneut als Verwaltungsratspräsident gewählt.
Der Antrag von Newlat, den gesamten Verwaltungsrat mit eigenen Kandidaten zu ersetzen, wurde damit eine Abfuhr erteilt. Dieser erhielten lediglich Zustimmungswerte zwischen 27 bis 30 Prozent. Zur Wahl standen nur italienische Staatsbürger, die bisher in der Schweiz unbekannt waren. Mit einem neuen Verwaltungsräten wollte Newlat einen «radikalen Umbau» bei Hochdorf durchsetzen.
ZMP zweitgrösster Aktionär
Die Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) sind ein gewichtiger Aktionär der Hochdorf Holding. Über die ZMP Invest AG besitzen die ZMP knapp 18 Prozent der Gruppe. Hinter Amir Mechria (20,7%), dem Chef des Zuger Babynahrungsherstellers und Hochdorf-Grosskunden Pharmalys, sind sie damit zweitgrösster Aktionär. Die ZMP sind zudem Mehrheitsaktionär der Emmi (53 Prozent).
Weitere grössere Aktienpakete an Hochdorf halten der Bermont Master Fund (CI) LP aus Georgetown auf den Cayman Islands mit 14,55% und die Innovent Holding AG, M. Weiss & Co AG und Familie Weiss aus Wollerau SZ. Auch die Newlat-Gruppe gehört zu den Aktionären.
Verkaufsabsichten Anfang März bekanntgegeben
Anfang März gab Hochdorf bekannt, dass es einen Verkauf anstrebt. Zur Debatte stünden verschiedene Optionen. Der Fokus liege auf einem Verkauf oder Teilverkauf, wobei der Zusammenhalt des operativen Geschäfts angestrebt werde, hiess es damals.
Hochdorf verfüge über ein tragfähiges Geschäftsmodell – das habe die positive operative Entwicklung der vergangenen zwei Jahre bestätigt, hiess es weiter. Management und Verwaltungsrat würden «gemeinsam alles daransetzen, dass das Geschäft auf einer nachhaltigen finanziellen Grundlage weitergeführt und die Arbeitsplätze erhalten werden können».
Standort Hochdorf wird geschlossen
Um auf das Überleben zu sichern, hat sich das Unternehmen einer Transformation unterzogen. Im September 2023 gab Hochdorf bekannt, den Produktionsstandort in Hochdorf LU im Jahr 2026 zu schliessen. Es sollen nur jene Anlagen in Sulgen TG wiederaufgebaut werden, die für den Bereich Babynahrung nötig sind. Rund 40 Stellen fallen weg. Die Schliessung von Hochdorf wurde bereits im August 2021 angekündigt. Ursprünglich hätte dieser Plan schon 2023 in die Tat umgesetzt werden sollen, war dann aber aufgeschoben worden.
Die Konzentration auf den Standort im Kanton Thurgau wird mit der Strategie begründet. Der Schritt ist eine Fortsetzung zum «international wettbewerbsfähigen Kompetenzzentrum für Schweizer Babynahrung, hochmargige Milchpulverspezialitäten und Molkeveredlung.» Hochdorf will sich so «ergänzend zu den traditionellen Molkereien» in der Schweiz positionieren.