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Warum die Älplerin eine Portion Schoggi mehr braucht

Bettina Kiener (31) ist Landwirtin, Agronomin FH und Redaktorin beim «Schweizer Bauer». Sie verbringt den Sommer auf der Alp Meienberg in Zweisimmen BE und hilft dort im Stall, beim Käsen und bei allem, was es sonst zu tun gibt. Wie bereits letztes Jahr berichtet sie rund alle zwei Wochen, was sie erlebt.

bki |

Eine Kuh trinkt pro Tag rund 100 Liter Wasser. Je nachdem, wie viel Milch sie produziert, auch mehr. Wenn es heiss ist, steigt der Flüssigkeitsbedarf zusätzlich.

2600 Liter im Tag

Unsere 26 Kühe auf der Alp saufen täglich also rund 2600 Liter Wasser. Und auch die Kälber, die Schweine, die Ziegen und die Hühner haben Durst. Ebenso wir. Weiter brauchts Wasser fürs Reinigen des Melkgeschirrs, fürs Käsen, fürs Putzen oder fürs Kochen.

In den letzten Jahren wurde vermehrt Wasser auf besonders trockene Alpen geführt oder geflogen. Auf dem Meienberg gabs bis jetzt genug Wasser. Dies auch deshalb, weil vor einigen Jahren in eine neue Quellfassung investiert wurde. Zudem gibts ein Reservoir. In letzter Zeit hat das Wasser jedoch merklich abgenommen und ich höre den Brunnen immer seltener plätschern.

Das kostbare Nass

Dieser wird mit dem Überlauf des Reservoirs gespiesen und bis dieses wieder voll ist, nachdem wir viel Wasser verbraucht haben, dauerts immer länger. Denn wenn es im Winter nur wenig Schnee gibt, fehlen die Wasserspeicher im Frühjahr und Frühsommer und die Quellen werden schwächer oder trocknen gar aus.

Zuhause lasse ich das Wasser meist gedankenlos aus dem Hahn laufen. Im Sommer auf der Alp wird mir stets wieder bewusst, wie kostbar Wasser ist. Gelegentlich stimmts mich auch nachdenklich, wie das Problem mit dem Wasser die Alpwirtschaft in den nächsten Jahren fordern und wohl auch verändern wird.

Der Nebel

Umso wichtiger sind Niederschläge. Wenn ich jedoch sagte, dass ich einen Regentag auf der Alp genauso zu schätzen wüsste wie Sonnenschein und strahlend blauer Himmel, würde ich lügen. Denn mit der Sonne ist alles viel einfacher. Wie zum Beispiel das frühmorgendliche Eintreiben der Kühe.

Vorige Woche herrschte ein paar Tage hintereinander dichter Nebel und es regnete. An solchen Morgen wird es zur Herausforderung, die Kühe draussen auf der Alp zu finden und sie in den Stall zu treiben zum Melken. Wie blind stolperte und kraxelte ich mit meinen viel zu grossen Regenhosen über die Alpweide und versuchte, mich am Glockengebimmel der Tiere zu orientieren. Zwischendurch hatte ich Glück und ein kalter Windstoss vertrieb die dicksten Nebelschwanden und ermöglicht mir eine etwas bessere Sicht.

Die Kuh wird zum Pferd

Ich bin kein Morgenmensch und darum froh, wenn in der Frühe nichts Ungewohntes passiert. Und meist geht auch alles seinen gewohnten Trott. Leider nicht immer. So trieb ich Ende der letzten Woche die Kühe im entlegensten Winkel der Alpweide zusammen, als mir auffiel, dass Kuh Marilyn ausgebrochen war und ennet dem Zaun auf der Nachbaralp nervös um eine andere Kuh herumtänzelte. Marilyn gehört zu den besten Kühen im Stall. Sie verbrachte schon als Kalb den Sommer auf dem Meienberg. Wenn sie stierig ist, wird sie aber unberechenbar.

Womöglich wähnte sie sich auch als Pferd, als sie über den Zaun sprang. Rüber gings einfach, zurück nicht. Und ohne Beisszange konnte ich den Zaun nicht lösen, um ihr den Rückweg auf unsere Weide zu ermöglichen. Also stapfte ich mit den übrigen Kühen den Berg hinunter zurück zur Hütte, bevor ich noch einmal mit geeignetem Werkzeug ausrückte, um den Zaun zu lösen und Marilyn zu holen. Ihr denkt jetzt sicher, so schlimm sei dieses Ereignis nun wirklich nicht. Und wahrscheinlich habt ihr damit auch recht. Ich jedoch brauchte an diesem Vormittag einen Kaffee und eine Portion Schoggi mehr als sonst.

Darum: Lieber als den frühen Morgen mag ich den späten Abend. Es ist wunderschön, nach getanem Tagwerk vor der Hütte zu sitzen, in der Dämmerung das Bergpanorama zu geniessen und der Stille zu lauschen.

Alpblog 2023

Die Folgen des diesjährigen Blogs findet Ihr hier

Teil 1:  Das Käse-Kessi platzt aus allen Nähten

Teil 2:  Was eine Älplerin auf die Palme bringt

Alpblog 2022

Bettina Kiener bloggte bereits im vergangenen Sommer von ihren Erlebnissen auf der Alp. Hier könnt Ihr die Einträge nachlesen

Bettinas Alpblog

Teil 7: Sie vermiesten Bettina die Stimmung

Teil 6: Warum Bettina wie eine alte Dampflok keucht

Teil 5: Wie Ulinka den Status Lieblingskuh verlor

Teil 4: Warum die Ziegen Bettina auf Trab hielten

Teil 3: Bettina stösst auf der Alp auf zickige Käsekulturen

Teil 2: Das bringt Bettina auf der Alp ins Schwitzen

Teil 1: Von der Redaktion auf die Alp

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