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Brotgetreide: So viel steigen die Richtpreise

blu |

 

Am Dienstag haben Vertreter aus der Landwirtschaft, Verarbeitung und Handel über die Richtpreise beim Brotgetreide nachverhandelt. Beim Weizen wurde eine Erhöhung von bis zu 1,50 Franken je 100 Kilo erzielt. Die Branchenorganisation Swiss Granum spricht von einem Konsens für höhere Herbstrichtpreise.

 

Vielen Branchen haben in den vergangenen Monaten mit massiv steigenden Produktionskosten zu kämpfen, so auch die Landwirte, Müller oder Bäckereien.

 

Bei den Bauern sind die Preise für Dünger, Treibstoff oder Energie deutlich gestiegen. Ihre Forderungen für höhere Preise platzierten sie im «Schweizer Bauer». Ein Lohnunternehmer rechnete im Mai dem «Schweizer Bauer» vor, dass es mindestens 8 Franken mehr auf den ausbezahlten Brotweizenpreis braucht, damit pessimistisch gerechnet überhaupt die Kosten gedeckt sind. Das sei aber das Minimum, sagte er weiter. In absoluten Zahlen heisst das, dass der Richtpreis beim Brotweizen von 52 Franken pro 100 kg auf mindestens 60 Franken steigen muss. Diesen Zahlen folgten anschliessend auch mehrere Verbände und Organisationen.

 

3 bis 5 Franken im Juni

 

Bei den Preisverhandlungen von Ende Juni wurden die Erwartungen der Bauern nicht erfüllt. Die Kommission «Markt-Qualität Getreide» der Branchenorganisation Swiss Granum beschloss zwar eine Erhöhung. Die Preise stiegen aber lediglich zwischen 3 und 5 Franken. Beim Weizen Top wurde eine Erhöhung um 5 Franken vereinbart, beim Weizen I eine solche von 4 Franken und beim Weizen II und Biskuit eine von 3 Franken. Roggen und Dinkel stiegen um 4 Franken.

 

Bei den Sommer-Richtpreise gab es eine Erhöhung von 3 bis 5 Franken.
swiss granum

 

Der Entscheid sei als Kompromiss zwischen den Getreideproduzenten und den Verarbeitern zustande gekommen, teilte Swiss Granum mit. Der Mehrpreis decke einerseits einen Teil der gestiegenen Kosten der Getreideproduktion. Andererseits werde damit ermöglicht, dass die Müller mit ihren Produkten am Markt konkurrenzfähig bleiben.

 

0 bis 1,50 Franken im September

 

Die Vertreter der Branchenorganisation vereinbarten aber, die Preisgestaltung im Herbst noch einmal zu überprüfen. Am 13. September traf sich die Kommission in Bern zu der Festlegung der Herbstrichtpreise. Sie einigte sich auf eine Erhöhung des Richtpreises bei der Kategorie Top und I von 1,50 Franken je 100 Kilo, bei den Kategorien von 1,00 Franken. Keine weitere Erhöhung gibt es beim Roggen und beim Dinkel.

 

Die Preise steigen im Vergleich zum Vorjahr zwischen 4 bis 5,50 Franken je 100 Kilo.
Screenshot Swiss Granum

 

Der Druck auf allen Stufen entlang der Wertschöpfungskette sei unverändert hoch, teilt Swiss Granum mit. «Die Herausforderungen für jede Stufe wurden an der Sitzung dargelegt. Die gestiegenen Produktionskosten, sei es von den Produzenten, aber auch den Verarbeitern inklusive dem Absatzpotenzial, wurden erörtert», heisst es weiter.

 

An der Verkaufsfront stünden einheimische Produkte einer seit Jahren stetig steigende Konkurrenz von Importen gegenüber. Die Erhöhung sei im Konsens erfolgt. «Die festgelegten Herbstrichtpreise sind ein Bekenntnis zur Versorgung des Marktes mit Schweizer Brotgetreide. Die ganze Branche ist bestrebt, durch den Einsatz der Marke «Schweizer Brot» die Mehrwerte der einheimischen Produktion und Verarbeitung bis an den Verkaufspunkt zu transportieren», so Swiss Granum

 

Mit der Erhöhung können alle Parteien ihr Gesicht «wahren». Die Produzentenvertreter stehen nicht mit leeren Händen da. Sie können die Erhöhung als Erfolg verbuchen. Mühlen und Bäckereien können die moderate Erhöhung in den Regalen auf die Preise überwälzen, ohne deutlich an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren, zumal in den Nachbarstaaten der Schweiz die Produktions- und Rohstoffkosten teils massiv mehr gestiegen sind als hierzulande. Der schwächere Euro, dieser verlor seit Mitte Januar knapp 8 Prozent an Wert gegenüber dem Franken, «kompensiert» diesen Anstieg nur teilweise. In Deutschland kosteten Brot (+24,2 Prozent) und Getreideerzeugnisse (+15 Prozent) im August 2022 deutlich mehr als im Juli 2021. In der Schweiz ist die Teuerung deutlich tiefer.

 

Die Forderungen der Produzenten

 

Bauernvertreter und Bauernorganisationen zeigten nach der ersten Verhandlungsrunde von Ende Juni empört. «Die Landwirtinnen und Landwirte würden beim Getreideanbau trotz steigender Preise auf dem Weltmarkt und den massiv gestiegenen Produktionskosten weniger als noch vor einem Jahr verdienen», kritisierte der Berner Bauernverband. Er forderte faire Getreiderichtpreise und dass die Mehrkosten auf die gesamte Wertschöpfungskette verteilt werden.

 

Der Schweizerische Getreideproduzentenverband (SGPV) teilte mit, dass die Preisforderungen deponiert worden seien. Jedoch hätten auch die Müller ihre Preisvorstellungen kundgetan. «Letztlich befanden sich unsere Vertreter in einer unbequemen Position gegenüber einer Delegation von Verarbeitern, die keine Möglichkeit sahen, höhere Preise auf dem Mehlmarkt zu erzielen», teilte der SGPV mit. So sei einzig die Wahl geblieben, entweder dem publizierten Kompromiss zuzustimmen oder keine Richtpreise zu haben.

 

Im Vorfeld der Verhandlungen von Herbst appellierten die Junglandwirte an die Verarbeiter und Händler, die höheren Produktionskosten zu berücksichtigen. Die Swissgranum-Beschlüsse vom 28. Juni würden dafür noch nicht ausreichen, sagt Ursin Gustin, Vizepräsident der Junglandwirtekommission und Landwirt in Donat GR, zu «Schweizer Bauer».  Er erwartet insbesondere von denjenigen Akteuren in der Wertschöpfungskette, die gleichzeitig auf verschiedenen Stufen tätig sind, dass sie sich im Vorfeld und an der Sitzung entsprechend einbringen.

 

Meint der Junglandwirt damit die Migros, Coop und die Fenaco? «Wir zeigen nicht auf einzelne Unternehmen. Wer aber die Möglichkeit hat, den Konsumentenpreis mitzugestalten, ist aufgerufen, diesen Spielraum so zu nutzen, dass alle in der Wertschöpfungskette ihre gestiegenen Kosten decken können», fordert er. Die Junglandwirte denken an eine Erhöhung des Produzentenpreises von 8 bis 10 Franken.

 

Uniterre wiederum verlangte einen Produzentenpreis für Weizen von 100 Franken je 100 Kilo. Eine Erhöhung von 12 Franken werde benötigt, um die gestiegenen Produktionskosten auszugleichen. Dies stelle aber immer noch keine gerechte Entlohnung der Produktionsarbeit dar. «Die Arbeitsstunde des Produzenten muss mit 40 Franken kalkuliert werden, um ein Einkommen zu erzielen, die mit dem Schweizer Durchschnitt vergleichbar sind. Dies würde einem Preis für Brotweizen entsprechen, der bei 100 Fr./dt liegt», so Uniterre.

Kommentare (3)

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  • Gesunder Menschenverstand | 15.09.2022
    Traurig, das der Produzent den grossen Teil der Mehrkosten selber tragen muss!
  • Urs Wälchli | 15.09.2022
    Sofort alle Abzüge auf unseren Produkten für diese Versager Organisationen aufheben! Kann jemand garantieren, dass alle in der Wertschöpfungskette vom Getreide bis zum Verkauf auch nur 50% der Mehrkosten auf den Preis überwälzen oder sind wir Getreideproduzenten wieder mal der Trottel in der ganzen Wertschöpfung.
    Auch muss unseren Organisationen auf die Finger geschaut werden, dass sie ihren Angestellten auf neue Jahr auch max. nur 50% Steuerungsausgleich bezahlen!
  • Pesche | 14.09.2022
    Das ist zwar besser als nichts, aber für uns Getreideproduzenten ungenügend. Dünger kostet doppelt soviel als vor einem Jahr und Diesel ist auch sehr teuer....mit +5.50 wird das nie und nimmer wettgemacht

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