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«Wir wollen von Preisen leben können»

Hunderte Bauern haben am Donnerstag an mehreren Orten in der West- und der Deutschschweiz für bessere Preise protestiert. Sie versammelten sich mit Traktoren und sandten symbolische Hilferufe aus. Sie kritisierten den aus ihrer Sicht zu tiefen Milchpreis.

blu/ats |

In der Schweiz kämpfen die Landwirtinnen und Landwirte für bessere Produzentenpreise. Der Schweizer Bauernverband fordert in einer Petition eine Erhöhung von fünf bis zehn Prozent. Die Forderungen wurden den Detailhändlern Coop, Migros, Lidl und Aldi Mitte Februar überreicht.

Erster Prüfstein

Am Freitag wird sich nun weisen, ob Verarbeiter und Handel darauf eingehen werden. Es folgt ein erster Prüfstein. Der Vorstand der Branchenorganisation Milch (BOM) wird über den A-Richtpreis für Industriemilch ab dem 2. Quartal entscheiden. Per 1. Januar hat die BOM den Preis um 2 Rappen auf 79 Rappen je Kilo gesenkt. Die Bauernverbände und Bauernorganisationen warnten davor. Eine solche Senkung sei für die Produzenten nicht tragbar.

Nun fordern sie eine Erhöhung von mehreren Rappen.  Der Zürcher Bauernverband will 4 Rappen mehr  , der  Berner Bauernverband 5 Rappen  . Vom Dachverband der Schweizer Milchproduzenten (SMP) hört man hingegen nicht viel im Vorfeld der Sitzung. -> Wenige Stunden vor Beginn der Verhandlungen haben nun auch die SMP eine Richtpreiserhöhung eingefordert.

«SOS»-Schriftzüge

Der Unmut bei den Landwirtinnen und Landwirten an der Basis steigt von Tag zu Tag. Mit verschiedenen Aktionen haben sie auf ihre missliche Situation hingewiesen. Die Bauern fordern bessere Produzentenpreise, mehr Wertschätzung für ihre Arbeit und einen Abbau der Bürokratie. 

Die Bewegung «Révolte Agricole Suisse» hat am Donnerstagabend zu grösseren Versammlungen aufgerufen. Mehrere Anlässe fanden in der Romandie statt, unter anderem in Echallens VD, Boudevilliers NE, Perly-Certoux GE, Lussy FR, Saignelégier JU und Reconvilier BE. Auch in der Deutschschweiz versammelten sich Bauern mit Traktoren und formierten sich in «SOS»-Schriftzügen. Aktionen fanden gemäss der Nachrichtenagentur SDA in Gossau SG, Weiningen TG und Amriswil TG statt. In Gossau wurden mehrere Dutzend Traktoren gezählt.

Detailhandel soll 500 Millionen an Landwirtschaft übertragen

In der Nähe von Echallens kamen am frühen Abend rund 300 Traktoren auf einem Feld zusammen. Mit ihren Traktoren bildeten sie ein riesiges SOS. Mit der Aktion will der 23-jährige Landwirt Arnaud Rochat Druck aufbauen,  wie er gegenüber den «Tamedia-Zeitungen» sagte.  Er ist der Kopf der Gruppe. Rochat, der auf einem Milchwirtschaftsbetrieb mit 60 Kühen im Waadtländer Jura arbeitet, forderte Ende Januar, dass die Detailhändler 0,738% ihres Umsatzes vom tertiären Sektor zum primären Sektor übertragen. Das wären 500 Millionen Schweizer Franken.

Gemäss «Révolte agricole Suisse» würden die finanziellen Mittel wieder in den Wirtschaftskreislauf fliessen. «Da die Landwirtschaft unternehmerisch und nicht kapitalistisch ist, würden diese finanziellen Mittel sofort in die lokale Wirtschaft investiert, was Beschäftigung, Innovation, Instandhaltung und Anpassung der landwirtschaftlichen Infrastrukturen fördert»,  teilte die Gruppe Ende Januar mit  .

Von Preise leben können

«Wir Bauern fordern Preise, von denen wir Leben können. Wir wollen für das, was wir produzieren, mit Preisen bezahlt werden, die unsere Kosten berücksichtigen. Es ist ein Problem, wenn Milch billiger ist als Wasser in Flaschen», sagte Rochat am Donnerstagabend. Ziel sei es auch, dass die Bevölkerung die Sorgen der Bauern nachvollziehen können. Der «Bauernaufstand» sei eine Möglichkeit, «einer neuen, motivierten jungen Generation von Bauern Hoffnung zu geben und eine glückliche Zukunft zu sichern», sagte Rochat weiter.

Er möchte eines Tages seinen eigenen Bauernhof besitzen und von seiner Arbeit leben können, sagte er den «Tamedia-Zeitungen» am Mittwoch. Um dieses Ziel zu erreichen, brauche es den Bauernprotest, um eine «bessere Welt zu schaffen.» Der Protest soll aber friedlich ablaufen.

In Gossau sagte ein Bauer an der Protestaktion gegenüber der Nachrichtenagentur sda, man drückte die Unzufriedenheit über die «verfehlte Agrarpolitik mit widersprüchlichen Vorschriften und dem zu tiefen Milchpreis» aus. Die Protestaktionen verliefen überall sehr friedlich und gesittet. 

Konsumenten ins Boot holen

Nebst den Bauern machen nun auch kantonale Bauernverbände Druck. Der Zürcher Bauernverband (ZBS) sei immer ein Verband, der sage, was er denke. In der aktuellen Situation habe man sich bewusst zurückgehalten. «Wir unterstützten die Forderungen des Schweizer Bauernverbandes. Und wir erwarten, dass die Produzentenpreise nun steigen», sagte ZBV-Geschäftsführer Ferdi Hodel gegenüber schweizerbauer.ch. Es sei nicht einfach, die Landwirtinnen und Landwirte davon abzuhalten, Protestaktionen oder Blockaden durchzuführen.

Denn dies könnte negative Folgen haben. «Die Bevölkerung steht fast immer hinter uns. Blockaden wären nicht gut fürs Image. Und das Verständnis für die Landwirtschaft könnte schwinden», befürchtet Hodel. Der ZBV will Brücken schlagen. «Wir wollen Bauern und Konsumenten zusammenführen», sagt Hodel zu schweizerbauer.ch. Das soll durch Mahnmärsche erfolgen. Die Bevölkerung soll ihrerseits an den Märschen teilnehmen und so ihre Unterstützung für die Bauern kundtun.

Andererseits werden auf den Sozialen Medien die Margenfilme ausgespielt. Diese Filme vom ZBV sind wenige Jahre alt, haben aber an Aktualität nichts verloren. «Wir können so zeigen, wie wenig vom Produktepreis im Laden bei den Bauernfamilien landet. So stärken wir den Rückhalt in der Bevölkerung», sagt Hodel.

Kommentare (4)

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  • Victor Brunner | 03.03.2024
    Die Bauern tun es ihren europäischen Kolleginnen und Kollegen gleich und gehen auf die Strasse. In Deutschland gehen die Bauern vor das Kanzleramt, belagern Özdemir, in Brüssel legen sie die Stadt um die EU Gebäude lahm. In Zürich mit Mahnmärschen in Hinwil, Bülach und Affoltern am Albis. Warum nicht vor dem SBV in Brugg, vor "ihrer" Parteizentrale in Bern, oder vor dem Bundesamt "ihres" Ministers Parmelin? Oder rechnen einfach gemeinsam, wieviel Liter Milch dürfen wir produzieren das der Markt greift und wir nicht mit Überkapazitäten unter Druck kommen!
    Liebe Milchbauern: für das Desaster seit ihr mitverantwortlich, auf die Strasse gehen hilft wenig!
  • Manuel Wüthrich | 03.03.2024
    Wir Bauer und Bäuerinnen Landwirte, Landwirtinnen arbeiten zu einem grossen Teil auch noch in einem zweiten jop und dieser hilft uns aber auch sehr der Bevölkerung. Wir sind somit mit unserem Auftrag die Bevölkerung zu Ernähren und zugleich zB Häuser bauen zu helfen für die Bevölkerung sehr solidarisch solange der körper mit macht.
    Viel von uns stehen um 4:30 Uhr 5 Uhr auf 365 Tage im Jahr Abends ist Feierabend 20:00 Uhr oder noch später.
    Wir würden uns wünschen das für alle die Krankenkassen Prämien wider stark sinken würden so hat der einfache bürger auch wider mer Geld zum Leben.
    Wes halb muß Novartis und co so viel verdienen, mit Medikamenten die im Ausland nur noch die Hälfte kosten und hier so teuer sind!
    Wir sind auch nicht gegen das Militär aber das Militär sollte den Grenzschutz sehr verstärken Last nur noch jene Lebensmittel rein die wir wirklich nicht haben oder erst wenn wir wirklich zu wenig zB Kässe haben!
    Ja und bei Asylanten passt auch besser auf wenn wir weiterhin Frieden wollen in der Schweiz!
    • Victor Brunner | 03.03.2024
      "die im Ausland nur noch die Hälfte kosten und hier so teuer sind!". Das gleiche passiert mit landwirtschaftlichen Produkten. An der Grenze künstlich verteuert um die Schweizer Landwirtschaft zu schützen, wo bleibt da ihr Protest?
  • W. Müller | 02.03.2024
    Wenn Bauern auf die Straße gehen müssen auch die
    Konsumenten, Schreiner , Maurer, Gipser, Elektriker, Sanitär, Gärtner, Kioskangestellte, Detailhandelangestelte,
    etc auf die Straße gehen, auch diese haben in den letzten Jahren viel zum Wohle der CH beigetragen und haben nur wenig vom Erfolg der Unternehmen erhalten
    Wo ist die Solidarität der Bauern??????
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