Hunderte Traktoren haben sich auf den Weg nach Kirchberg gemacht.
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Den Auftakt machten am Freitagabend Aktionen im bernischen Kirchberg und im freiburgischen Estavayer-le-Lac. Mit Traktoren wollten die Bäuerinnen und Bauern auf einem Feld in Kirchberg den Schriftzug «Dialog» bilden, wie Urs Haslebacher, einer der Sprecher der Bewegung der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.
Anliegen der Landwirtschaft
Geschätzt 650 Traktoren nahmen in Kirchberg an der Aktion teil, wie ein Videoreporter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA feststellte. Weitere Aktionen sind in den nächsten Tagen in der Region Luzern, in Uster ZH , Gossau SG und im Tessin geplant. Die Behörden und die Polizei werden jeweils über die Standorte der Treffen informiert.
Ziel sei es, auf die Anliegen der Landwirtschaft aufmerksam zu machen, ohne den Verkehr zu blockieren oder die Konsumentinnen und Konsumenten zu verärgern, heisst es bei den Veranstaltern.
Wir haben euch einige Kernaussagen aus der Veranstaltung in kurzen Clips zusammenstellt.
Nach Weckruf nun Dialog
Mit einem «Weckruf» starteten vor einigen Wochen die Bauernproteste in der Schweiz. Zahlreiche Aktionen fanden statt. Die Bäuerinnen und Bauern betonen, dass die Stimmung in den Landwirtschaftsbetrieben nach wie vor angespannt sei. Auf den «Weckruf» müsse nun ein «Dialog auf Augenhöhe» mit Politik, Verwaltung und insbesondere den Grossverteiler mit ihren Verarbeitungsbetrieben erfolgen.
Die Landwirtinnen und Landwirte fordern unter anderem mehr Stabilität und Planungssicherheit. Diese seien nötig, um Investitionen zu tätigen und die Betriebe langfristig weiterentwickeln zu können.
Den Bauern geht es insbesondere aber um eine angemessene Entschädigung ihrer Produkte und ihrer Arbeit und um Wertschätzung. Die öffentlichen Mittel für die Landwirtschaft müssten in Anbetracht der steigenden Anforderungen mindestens beibehalten werden, hiess es in einer Mitteilung vom Freitag. Die Verantwortung müsse auch von den Marktakteuren gewahrt und die immer höheren Qualitätsanforderungen abgegolten werden.
Druck wird aufrechterhalten
Die Botschaft der Landwirte ist deutlich: «Auf unsere Forderungen müssen jetzt Lösungen und Ergebnisse folgen». Gefordert ist vor allem der Handel. So stellt der grösste Schweizer Detailhändler in einer aufwändigen Kampagne «Coop: Taten statt Worte» sein Engagement für Mensch, Tier und Natur in den Vordergrund. Ob er das bei den Produzentenpreisen auch tut? Das wird sich weisen.
Jedenfalls zeigen sich die Bauern der Bewegung «Weckruf» bereit, mit den Akteuren gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Bilanz ziehen wollen sie nach der Erntesaison, also im kommenden Herbst. «Sollten wir nicht zufriedenstellende Lösungen sehen, wird der Druck der Basis unaufhaltsam steigen», machen die Landwirtinnen und Landwirte deutlich.
Forderungen
Die Bewegung hat folgende vier Kernforderungen an die Verwaltung, die Politik, Gesellschaft und die Marktakteure:
- Stabilität und Planungssicherheit (Politik, Verwaltung)
- Verringerung des administrativen Aufwandes (Verwaltung)
- Gerechte und angemessene Entschädigung der Produkte (Handel)
- Wertschätzung der Arbeit und der Produkte (Gesellschaft)
SBV will 5 bis 10 Prozent mehr
In der Schweiz haben die Bäuerinnen und Bauern auf angespannte wirtschaftliche Lage hingewiesen. Die Aktionen wie Sternfahren, Brückentag, Weckruf, SOS, Mahnmärsche oder Mahnwache waren aber immer sehr friedlich und geordnet. Der Agrarminister Guy Parmelin zeigte für Protest Verständnis. «Ich bin beeindruckt, wie friedlich die Aktionen angesichts des grossen wirtschaftlichen Drucks verlaufen», schrieb er auf X. Er empfing Anfang März drei Organisatoren von Bauernprotesten. «Wir wollen diesen Dialog aufrechterhalten. Die Türen sind und bleiben offen», schrieb der Wirtschaftsminister weiter.
Bei der Milch wurde ein Teilerfolg erreicht. Der Richtpreis für Industriesegment im A-Segment steigt ab 1. Juli um 2,5 Rappen auf 81,5 Rappen . Das ist ein halber Rappen mehr als 2023.
Die Forderungen des Schweizer Bauernverbandes von 5 bis 10 Prozent höheren Produzentenpreisen wurde bei der Milch jedenfalls nicht erreicht. In nächster Zeit stehen auch Preisverhandlungen bei den Kartoffeln oder beim Getreide an. Die Bauernverbände sind also gefordert. Und es wird sich zeigen, ob die Petition mit 65’000 Unterschriften, die Coop, Migros, Aldi und Lidl überreicht wurde, Wirkung zeigen wird.
Den gesamten Stream könnt Ihr hier nachschauen