Nationalrat Hans Jörg Rüegsegger (SVP/BE) greift mit seiner Motion das Thema der transparenten Preisgestaltung von Lebensmitteln auf. Im Motionstext schreibt Rüegsegger: «Der Bundesrat wird beauftragt, die Voraussetzungen zu schaffen, damit bei Lebensmitteln für die Konsumentinnen und Konsumenten ersichtlich ist, welcher Anteil des Preises an die Schweizer Landwirtinnen und Landwirte geht.»
Die Begründung dafür liegt laut Rüegsegger in der Intransparenz der Preisgestaltung im Schweizer Detailhandel, wo die tatsächlichen Produktionskosten der Landwirtschaft nur noch bedingt im Endpreis reflektiert würden. Grosse Handelsketten wie Migros und Coop dominierten den Markt, was zu einem zunehmenden Druck auf die Preise für Schweizer Bauern führt. Er betont die Notwendigkeit, durch mehr Transparenz entlang der Wertschöpfungskette sicherzustellen, dass Bauern fair entlohnt werden und Konsumenten wissen, wie viel von ihrem Kaufpreis tatsächlich bei den Produzenten ankomme.
Unterzeichnet haben die Motion: Christine Badertscher (SP/BE), Andreas Gafner (SVP/BE), Alois Huber (SVP/ZH), Martin Hübscher (FDP/ZH), Martina Munz (SP/BS), Jacques Nicolet (FDP/VD), Markus Ritter (SVP/ZH), und Vroni Thalmann-Bieri (SP/BE) und Ernst Wandfluh (SVP/BE).
Verhandlungsposition stärken
Der Verein Faire Märkte Schweiz (FMS) schreibt in seiner Mitteilung zur eingereichten Motion, dass die verbesserte Transparenz auch Landwirtinnen und Landwirten bei ihren Preisverhandlungen helfen würde. Heute seien sie gegenüber ihren Abnehmern benachteiligt.
Gemäss Motion ist das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) laut dem Landwirtschaftsgesetz sowie die Verordnung über die Marktbeobachtung im Landwirtschaftsbereich verpflichtet, Transparenz in der Preisbildung mittels Information an die Öffentlichkeit zu schaffen (Art. 27 des LwG sowie die Verordnung über die Marktbeobachtung im Landwirtschaftsbereich). Das BLW müsse somit die Voraussetzung schaffen, dass von Produzentenseite her zuverlässige Produzentenpreise vorhanden sind.
Datentechnisch möglich
Der FMS ist überzeugt, dass es datentechnisch möglich sei, die in der Motion geforderte Transparenz zu erfüllen und den Produzentenanteil am Verkaufspreis der Konsumentenschaft beim Kaufentscheid für Schweizer Lebensmittel zugänglich machen. Stefan Flückiger, Präsident von Faire Märkte Schweiz, sieht in dieser Motion einen Meilenstein: «Wenn das Parlament dieser Motion zustimmt, schaffen wir die notwendige Transparenz für faires Wirtschaften. Konsumierende sollen wissen, wie viel von ihrem Franken tatsächlich den Bauern zukommt und die Bauern sollen in Ihrer Verhandlungsposition gestärkt und fair entschädigt werden. Nur so kann dem Ungleichgewicht in den Agar- und Foodmärkten, in dem der Detailhandel immer häufiger seine Muskeln ausspielt, entgegengewirkt werden.»
Die Preisgestaltung im Detailhandel ist sehr undurchsichtig, für Konsumierende, aber auch für Fachpersonen, wie der Verein Faire Märkte Schweiz (FMS) seit bereits längerem beanstandet . Bei den Konsumentenpreisen bestehe ein Druck nach oben, während die Preise an die produzierende Landwirtschaft in der Tendenz gedrückt würden, schreibt FMS anlässlich des Einreichens der Motion von Rüegsegger.
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«Richtpreise repräsentieren nicht die effektiv bezahlten Preise ab Hof»
Faire Märkte Schweiz unterstützt auch das Postulat von Nationalrat Martin Haab (SVP/ZH) mit dem Titel «Richtpreise repräsentieren nicht die effektiv bezahlten Preise ab Hof»
Mit dem Postulat wird der Bundesrat beauftragt, in einem Bericht transparent aufzuzeigen, wie die landwirtschaftlichen Richtpreise die effektiv bezahlten Preise ab Hof repräsentieren. Auswertungen von Faire Märkte Schweiz haben nämlich gezeigt, dass zum Beispiel bei der Milch Differenzen zwischen den ausgehandelten Richtpreisen und den effektiv ausbezahlten Milchpreise bis zu 21.8 Rp pro kg bestehen. Die grossen Differenzen lassen darauf schliessen, dass die Produzentenvertreter bei den heute einseitigen Marktstrukturen ihre Preisforderungen nicht durchsetzen und bei der Preisbildung benachteiligt sind. – FMS
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