
Der Standort Bäregg soll nun nicht geschlossen werden.
zvg
Die grossrätliche Finanzkommission (Fiko) ist mit der überarbeiteten Nutzerstrategie zufrieden und stimmt ihr einstimmig zu. Im Vergleich zur ersten Version führt sie zwar zu Mehrkosten. Aus Sicht der Fiko werden diese aber nachvollziehbar begründet. «Dieser Grundsatzentscheid ist wichtig für die Planungssicherheit», so die Kommission.
Planungserklärungen
Die Fiko diskutierte insbesondere darüber, ob und wie die bestehenden Gebäude des Inforama Langenthal und Bäregg weiter genutzt werden sollen. Sie ist der Ansicht, dass das Inforama weiter in den bestehenden Gebäuden untergebracht werden soll. Dies löse Renovationsarbeiten aus, was der Hauptgrund für die Mehrkosten sei.
Die Kommission hat zuhanden des Parlaments aber erneut verschiedene Planungserklärungen verabschiedet. So soll das Inforama beispielsweise bestehende Räumlichkeiten weiter nutzen und Leerstände vermeiden. Auch solle die Regierung für die Zukunft die Möglichkeiten einer interkantonalen Zusammenarbeit prüfen. In der weiteren Planung seien Möglichkeiten zur Redimensionierung oder längerfristigen Etappierung vorzusehen, so die Kommission
Eine Minderheit der Kommission verlangt zudem, dass am Standort Rütti eine bessere Anbindung an den öffentlichen Verkehr angestrebt wird, anstatt ein neues unterirdisches Parkhaus zu bauen.
Heute an sieben Standorten
Heute ist die landwirtschaftliche Ausbildung im grössten Agrarkanton dezentral an sieben Standorten verteilt. Doch damit soll Schluss sein, teilte die Berner Regierung Mitte Mai 2023 mit. Viele der Gebäude seien sanierungsbedürftig. Um den Anforderungen an einen modernen Bildungs- und Beratungsbetrieb zu genügen, stünden an mehreren Standorten Investitionen an, hielt der Regierungsrat fest. Das Bildungs- und Beratungszentrum für Landwirtschaft Inforama soll neu ausgerichtet werden.

Der Standort Schwand hingegen wird geschlossen.
Monika Gerlach
«Landwirtschaft wird geschwächt»
Die Nutzerstrategie Inforama der Regierung löste ein mittleres Beben aus. Denn durchgesetzt hatte sich die Variante mit drei Kompetenzzentren in den Regionen Seeland, Mittelland und Berner Oberland. Diese sah vor, dass das Inforama seine Tätigkeiten auf die Standorte Rütti (Mittelland), Hondrich (Berner Oberland) Ins (Seeland) konzentriert. Das 1. und 2. Jahr der Grundbildung zum Landwirt respektive zur Landwirtin und die landwirtschaftliche Beratung sollen weiterhin auch dezentral angeboten werden.
Die Standorte Oeschberg (Koppigen), Waldhof (Langenthal), Schwand (Münsingen) und Emmental (Bärau) wären mittelfristig aufgehoben worden. Das Emmental und das Oberaargau wären leer ausgegangen. Aus den Regionen gab es viel Kritik. «Landwirtschaft Emmental» befürchtete eine Schwächung der Landwirtschaft und der Region als Ganzes. Fachkräfte und Auszubildende würden wegziehen. Das könne unmöglich das Ziel dieser Strategie sein. Der Vorstand von «Landwirtschaft Emmental» erwartete von den Behörden einen engen Einbezug der betroffenen Regionen und weitere Abklärungen.
Neu Variante «Kompetenzzentren»
Das hatte Auswirkungen. In der Herbstsession 2023 wies der Grosse Rat die Nutzerstrategie Inforama des Regierungsrats mit elf Auflagen zurück. Der Regierungsrat hat die Strategie daraufhin noch einmal überarbeitet. Mit der angepassten Variante «Kompetenzzentren» setzt er auf die drei Hauptstandorte Rütti (Zollikofen), Berner Oberland (Hondrich) und Seeland (Ins). Am Standort Rütti bei Zollikofen soll die bäuerlich-hauswirtschaftliche Aus- und Weiterbildung konzentriert werden. Am Inforama Berner Oberland soll als Kompetenzzentrum für Alp- und Berglandwirtschaft positioniert werden, der Standort Inforama Seeland als Kompetenzzentrum Spezialkulturen mit Gemüsebau, Obst, Beeren und Rebbau.
Anders als von der Regierung geplant, sollen die Standorte Emmental (Bäregg) und Waldhof (Langenthal) erhalten bleiben. Dort werden die ersten beiden Lehrjahre für Landwirtinnen und Landwirte sowie Beratungen angeboten. Die Standorte Schwand und Oeschberg sollen aber bis 2032 definitiv aufgegeben werden.
Grosser Rat entscheidet
Die neue Variante soll ab 2026 schrittweise umgesetzt werden und 2040 beendet sein. Die neue Variante «Kompetenzzentren» verursacht aber Mehrkosten. Sie belaufen sich im Vergleich zur ursprünglichen Variante von 2023 auf 30 Millionen Franken bei den Investitions- und Instandsetzungskosten und 32 Millionen Franken bei den Betriebskosten.
Ob diese neue Variante umgesetzt wird, entscheidet das Parlament, also der Grosse Rat. Er wird die überarbeitete Nutzerstrategie Inforama voraussichtlich in der Frühlingssession 2025 beraten.
Inforama
Das Inforama ist eine Abteilung des Amtes für Landwirtschaft und Natur der Wirtschafts-, Energie- und Umweltdirektion. Es erfüllt Aufgaben als Bildungs- und Beratungszentrum für Landwirtschaft, bäuerliche Hauswirtschaft, Gemüsebau und Pferdeberufe und als Tagungszentrum. Auf die Inforama-Standorte verteilen sich unterschiedliche Bildungsschwerpunkte, von der Grundbildung (inkl. Berufsmaturität) über die Höhere Berufsbildung bis hin zur Weiterbildung in den Bereichen Landwirtschaft, Hauswirtschaft, Pferdeberufe und Gemüsebau. Weiter unterstützen Beraterinnen und Berater des Inforama die Berner Land- und Hauswirtschaft in der Lösungssuche bei betrieblichen, produktionstechnischen und sozialen Fragen.