Die Zukunft der landwirtschaftlichen Aus- und Weiterbildung im Kanton Bern ist geregelt. Der Grosse Rat hat der nachgebesserten Nutzerstrategie für das Inforama am Donnerstag zugestimmt. Das Bildungs- und Beratungszentrum für die Landwirtschaft ist heute an sieben Standorten zu Hause. Künftig werden es fünf sein.
248 Millionen Franken
Die neue Variante soll ab 2026 schrittweise umgesetzt werden und 2040 beendet sein. Die neue Variante «Kompetenzzentren» verursacht Mehrkosten. Sie belaufen sich im Vergleich zur ursprünglichen Variante von 2023 auf 30 Millionen Franken bei den Investitions- und Instandsetzungskosten und 32 Millionen Franken bei den Betriebskosten. Die Kosten werden auf insgesamt 248 Millionen Franken geschätzt.
Der Grosse Rat verabschiedete noch mehrere Planungserklärungen. So soll das Inforama bestehende Räumlichkeiten wann immer möglich weiter nutzen und Leerstände vermeiden. Auch sollen in Zukunft die Möglichkeiten einer interkantonalen Zusammenarbeit geprüft werden
Der Standort Inforama Seeland in Ins wird Kompetenzzentrum Spezialkulturen mit Gemüsebau, Obst, Beeren und Rebbau.
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Eine Kommissionsminderheit verlangte vergeblich, dass am Standort Rütti eine bessere Anbindung an den öffentlichen Verkehr Priorität habe gegenüber dem möglichen Neubau eines unterirdischen Parkhauses. Die Nutzerstrategie fand schliesslich Zustimmung mit 134 zu 1 Stimmen bei zwölf Enthaltungen. Landwirtschaftsdirektor Christoph Ammann (SP) war über den Entscheid «beeindruckt und dankbar». Die Kompetenzen des Inforama würden dank der Nähe zur Berner Fachhochschule und der Forschungsanstalt Agroscope gestärkt.
Erste Variante sorgte für viel Kritik
Heute ist die landwirtschaftliche Ausbildung im grössten Agrarkanton dezentral an sieben Standorten verteilt. Doch damit soll Schluss sein, teilte die Berner Regierung Mitte Mai 2023 mit. Viele der Gebäude seien sanierungsbedürftig. Um den Anforderungen an einen modernen Bildungs- und Beratungsbetrieb zu genügen, stünden an mehreren Standorten Investitionen an, hielt der Regierungsrat fest. Das Bildungs- und Beratungszentrum für Landwirtschaft Inforama solle neu ausgerichtet werden.
Die Nutzerstrategie Inforama der Regierung löste ein mittleres Beben aus. Denn durchgesetzt hatte sich die Variante mit drei Kompetenzzentren in den Regionen Seeland, Mittelland und Berner Oberland. Diese sah vor, dass das Inforama seine Tätigkeiten auf die Standorte Rütti (Mittelland), Hondrich (Berner Oberland) Ins (Seeland) konzentriert. Das 1. und 2. Jahr der Grundbildung zum Landwirt respektive zur Landwirtin und die landwirtschaftliche Beratung sollen weiterhin auch dezentral angeboten werden. Die Standorte Oeschberg (Koppigen), Waldhof (Langenthal), Schwand (Münsingen) und Emmental (Bärau) wären mittelfristig aufgehoben worden. Das Emmental und das Oberaargau wären leer ausgegangen.
Das Inforama Emmental in Bäregg wird nicht geschlossen.
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Aus den Regionen gab es in der Folge viel Kritik. Die Strategie sei ohne jene Kreise erarbeitet, an die sich die Bildungs- und Beratungsangebote richte, wurde moniert. «Landwirtschaft Emmental» befürchtete beispielsweise eine Schwächung der Landwirtschaft und der Region als Ganzes. Fachkräfte und Auszubildende würden wegziehen. Das könne unmöglich das Ziel dieser Strategie sein. Der Vorstand von «Landwirtschaft Emmental» erwartete von den Behörden einen engen Einbezug der betroffenen Regionen und weitere Abklärungen.
Neu Variante «Kompetenzzentren»
Das hatte Auswirkungen. In der Herbstsession 2023 wies der Grosse Rat die Nutzerstrategie Inforama des Regierungsrats mit elf Auflagen zurück. Im zweiten Anlauf wurde die Strategie in einem partizipativen Prozess zusammen mit Vertretungen des Berner Bauern- und des Landfrauenverbandes überarbeitet. Mit der angepassten Variante «Kompetenzzentren» setzt der Kanton auf die drei Hauptstandorte Rütti (Zollikofen), Berner Oberland (Hondrich) und Seeland (Ins). Am Standort Rütti bei Zollikofen soll die bäuerlich-hauswirtschaftliche Aus- und Weiterbildung konzentriert werden. Am Inforama Berner Oberland soll als Kompetenzzentrum für Alp- und Berglandwirtschaft positioniert werden, der Standort Inforama Seeland als Kompetenzzentrum Spezialkulturen mit Gemüsebau, Obst, Beeren und Rebbau.
Anders als von der Regierung geplant, sollen die Standorte Emmental (Bäregg) und Waldhof (Langenthal) erhalten bleiben. Dort werden die ersten beiden Lehrjahre für Landwirtinnen und Landwirte sowie Beratungen angeboten. Die Standorte Schwand und Oeschberg sollen aber bis 2032 definitiv aufgegeben werden.
Der Standort Schwand bei Münsingen hingegen wird nicht weiterbetrieben.
Monika Gerlach
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