
Aus Frankreich können seit dem 1. November wieder Rinder exportiert werden.
zvg
Wie das Pariser Agrarressort am 30. Oktober mitteilte, ist die Ausfuhr von Rindern ab dem 1. November wieder erlaubt. Um der Verbreitung der Lumpy-Skin-Krankheit (LSD) entgegenzuwirken, waren die Exporte am 18. Oktober zunächst bis zum 5. November ausgesetzt worden.
Noch einige Auflagen
Laut Ministerium gelten für den Auslandshandel mit Rindern vorerst allerdings noch zusätzliche Auflagen. Bis einschliesslich 4. November müssen demnach die Sammelstellen in den jüngsten Sperr- und Überwachungszonen den jeweiligen Präfekten melden, wenn sie ihre Tätigkeit wieder aufnehmen. Zudem muss von der Geschäftsführung ein Veterinärmediziner benannt werden, der die Verantwortung für die Einhaltung der Gesundheits- und Hygienevorschriften übernimmt.
So erfolgt die Ansteckung
Die wichtigste Rolle für die Verbreitung spielt die indirekte Erregerverbreitung durch stechende Insekten (beispielsweise Bremsen, Fliegen, Gnitzen, Stechmücken), Milben und Zecken.
Die Übertragung ist auch durch direkten Tierkontakt, infiziertes Sperma, unbehandelte Tierhäute und Felle und deren Produkte (zum Beispiel Jagdtrophäen), Rohfleischprodukte, Rohmilchprodukte und durch daraus gewonnenes Tierfutter inklusive Kolostrum möglich. ats
Bis einschliesslich 16. November sind alle Sammelstellen auf französischem Boden verpflichtet, sämtliche Transporte von Rindern innerhalb von 24 Stunden über das übliche System zu melden. Laut Ministerium soll so sichergestellt werden, dass die Transporte besser zurückverfolgt werden können, sollte die LSD nachgewiesen werden. Bei der Einführung des Exportstopps hatte Genevard betont, dass die anhaltende Verbreitung der Seuche auf illegale Tiertransporte zurückzuführen sei.
Proteste von Bauern
«Die Landwirte haben erhebliche Anstrengungen unternommen, um die Ausbreitung der Lumpy-Skin-Krankheit zu bekämpfen», erklärte die Ministerin nun. Nach Angaben ihres Ressorts hat sich die LSD-Situation seit Mitte Oktober «stabilisiert». Dass es zuletzt keine neuen Nachweise ausserhalb der bestehenden Sperr- und Überwachungszonen gegeben hat, wird in Paris als Beleg für die Wirksamkeit der Bekämpfungsstrategie gewertet.
Auswirkungen auch für die Schweiz
Der von Frankreich verhängte wirkte sich auf Schweizer Tierhalter aus. Allein im Kanton Waadt sind gemäss Angaben des Veterinäramts Betriebe mit 1’098 Rindern betroffen. Diese Rinder werden auf 27 Alpen in französischen Gebieten geweidet werden. Wie Vincent Schmid, stellvertretender Freiburger Kantonstierarzt, zu «Schweizer Bauer» sagte, sind insgesamt 106 Rinder aus vier Freiburger Betrieben in Frankreich blockiert.
Stetig gestiegen war zuvor indes der Druck aus dem Berufsstand. Schon die Einführung des Exportstopps hatte bei den grösseren Landwirtschaftsverbänden Bauchschmerzen ausgelöst. In der vergangenen Woche war es in mehreren Gebietskörperschaften zu Protesten gekommen. Zuletzt wurden im Département Lozère Verwaltungsgebäude mit Mist und Müll unzugänglich gemacht.
In ungewöhnlicher Einigkeit hatten Mitglieder des kleineren Landwirtschaftsverbandes Coordination Rurale (CR) und der kleinbäuerlich orientierten Branchenorganisation Confédération Paysanne (Conf’) gefordert, die Ausfuhren wieder freizugeben und die Bekämpfung der LSD anders anzugehen. Für beide Verbände ist insbesondere die komplette Keulung betroffener Bestände inakzeptabel. Sie fordern, die diesbezüglichen EU-Vorschriften zu ändern und auf eine Impfung zu setzen.
Wie sich die Seuche ausbreitete
Am 21. Juni wurde auf der Insel Sardinen (I) in einem Rinderbetrieb Lumpy Skin Disease (131 Rinder, 7 Tiere erkrankt) festgestellt. Zwei weitere Fälle wurden am 25. und 26. Juni gemeldet. Es wird davon ausgegangen, dass infizierte Vektoren aus Nord-Afrika, wo die Seuche präsent ist, über Windvertragung nach Sardinien gelangt sind.
Am 25. Juni wurden zudem in Italien weitere Ausbrüche gemeldet. Betroffen war ein Rinderbetrieb mit 291 Rindern, der aus dem ersten Seuchenbetrieb in Sardinien Tiere in den eigenen Betrieb verbracht hat. Ein Tier war erkrankt und verendete. Der zweite Ausbruchsort liegt im Norden Italiens in Mantua südlich von Verona. Der Ort ist nur 160 km von der schweizerischen Grenze entfernt. Am 29. Juni 2025 wurde schliesslich im Departement Savoyen, das nur 40 Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt ist , erstmals ein Fall von Lumpy-Skin-Krankheit (LSD) in einem Rindviehbetrieb bestätigt.
Die Behörden richteten um den betroffenen Betrieb eine Schutzzone mit einem Radius von 20 km sowie eine Überwachungszone mit einem Radius von 50 km ein, die auch den Kanton Genf und angrenzende Gebiete des Kantons Waadt einschliesst. In der Folge breitete sich die Krankheit in Frankreich weiter aus. Über 1000 Tiere wurden bisher gekeult. Aufgrund eines neuen Ausbruchs in Beaufort bei Albertville (F) wurde die Überwachungszone in der Schweiz um Teile des Kantons Wallis mit den Regionen Champéry, Finhaut und Ferret erweitert. In den Schweizer Schutzzonen haben die Behörden eine Impflicht verordnet .
Anfang September wurde in Frankreich im Département Ain ein weiterer Ausbruch auf einem Betrieb nachgewiesen. Weil der Hof weniger als 50 Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt liegt, wurde die Überwachungszone auf den Bezirk Nyon ausgeweitet. In elf Gemeinden im Bezirk Nyon VD wurden alle Rinder, Büffel und Bisons gegen die Lumpy-Skin-Krankheit (LSD) geimpft werden, um die Bestände zu schützen und eine Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. Insgesamt wurden 1700 Tiere immunisiert. Mitte Oktober wurde im an die Schweiz angrenzenden französischen Departement Ain ein dritter LSD-Fall bestätigt. Wichtig: In der Schweiz wurde bisher kein Fall von LSD nachgewiesen. blu
