Die beiden Waadtländer Holsteinmeisterzüchter aus Apples haben einen Bezug zur Deutschschweiz. Der Grossvater des 58-jährigen Kurt Bühler, der mit dem Schreibenden «Schwyzerdütsch» spricht, zog 1928 von Bleibenbach BE nach Yens und kaufte dort einen Bauernbetrieb. Vom 53-jährigen Alain Urben war es der Grossvater, der 1951 Inkwil BE verliess und in Apples eine Existenz aufbaute.
«Wir wollen Kühe mit viel Kapazität, Breite und Milch.»
Alain Urbens Grossvater mütterlicherseits war 1971 Gründer des Waadtländer Holsteinkantonalverbands. Ulrich Urben (vgl. Bild), Vater von Alain Urben, der als Vierjähriger nach Apples kam, war es dann auch, der bereits 1975 Herdebuchzüchter wurde und sich der Holsteinrasse verschrieb. «Wir sind seit Generationen begeisterte Holsteinzüchter ‒ Kühe sind eine Familienangelegenheit», betont Alain Urben.
Zuchtziel
Jahrzehnte später kam auch Kurt Bühler auf den Geschmack der Holsteinkuh. Er erzählt: «Ich übernahm den Betrieb meiner Eltern 1989, stellte fünf Jahre später die Herde von Swiss Fleckvieh auf Holstein um. Einer, der mich für die Holsteinrasse motivierte, war der frühere Direktor von Holstein Switzerland, Pascal Monteleone.» 2007 investierte Alain Urben in einen neuen Milchviehstall, ein Jahr später ging er mit Kurt Bühler eine Betriebszweiggemeinschaft im Milchviehbereich ein. So kam es, dass die beiden Holsteinzüchter Urben und Bühler ihre Kühe seit 2008 im gleichen Stall halten, wobei Alain Urben und sein Sohn Kilian für die Zuchtarbeit zuständig sind.
Pré-de-la-Chaux
Alain Urben bewirtschaftet 46 ha LN, Kurt Bühler 56 ha LN. Von diesen Flächen bewirtschaften sie 50 ha Futterfläche in der Betriebszweiggemeinschaft. Gemeinsam melken sie 56 Holsteinkühe, pro Jahr liefern sie 520’000 kg Milch in die Gruyère-Käserei in Montricher. Neben den beiden Betriebsleitern arbeitet der 24-jährige Kilian Urben, der zurzeit die Betriebsleiterschule absolviert, auf dem Betrieb mit. hal
Kilian Urben, der sich 2021 an der Jungzüchterschule mit dem 4. Rang für die europäische Jungzüchterschule in Battice (Belgien) qualifizierte und dort den 8. Rang holte, spricht das Zuchtziel an: «Wir wollen Kühe mit viel Kapazität, Breite und Milch.» Alain Urben sagt, dass Holsteingenetik leistungsfähiger geworden sei. Man dürfe jetzt nicht auf zu kleine Kühe setzen, meint er. Aktuell kommen deshalb Stiere wie Progenesis Anahita, Farnear Delta-Lambda, Blondin Revelation und Hamming Salute zum Einsatz. Es werden nur Stiere eingesetzt, die einen ITP von ungefähr 130 haben und über 1’000 kg Milch vererben
Weiterhin optimieren
Der Milchleistungsdurchschnitt liegt aktuell bei 9’760 kg Milch, 4,07% Fett und 3,17% Eiweiss. Mit der momentanen Fütterungsstrategie ohne Silage (Heu, Emd, pelletierte Maiskörner, Zuckerrübenschnitzel und Getreidemischung) seien mehr als 10’000 kg Milch nicht das Ziel. Aktuell liege die tägliche Durchschnittsmilchleistung pro Kuh wegen der schlechteren Grundfutterqualität mit 30kg rund 4kg tiefer als üblich.
Alain und Fabienne Urben und Kurt und Karin Bühler mit Prédelachaux Ford Palace.
zvg
Im Sommer wird neben dem Weidegang auch noch eingegrast. Der Meisterzüchtertitel bedeutet den beiden Familien viel. Ohne langjähriges Interesse an der Holsteinzucht und ohne ständige Optimierungsmassnahmen hätte man diesen Titel nicht erreichen können, ist Alain Urben überzeugt. Kürzlich haben sie etwa eine Stallbodensanierung gemacht, um den Kühen bessere Trittfestigkeit zu geben. Zur Diskussion stehen neue Kälberstallungen, um die Gesundheit der Jungtiere weiter zu verbessern.
Etablierte Kuhfamilien
Zurück zur Genetik. Ihre Herde haben sie ohne wesentliche Zukäufe auf Vordermann gebracht. Drei wichtige Stammkühe sind Prédelachaux Rudolph Poupée VG 89, Prédelachaux Shottle California VG 89 und Prédelachaux Boss Perdita EX 92. Eine Tochter von Poupée ist Prédelachaux Ford Palace EX 90 (Bild unten), die in ihrem Leben 100’000 kg Milch leistete.
Während der letzten Jahre sind auf dem Betrieb insbesondere die Chief-Töchter positiv aufgefallen. Und bestimmt werden sich auch mehrere Chief-Töchter als exzellente Kühe auf Prédelachaux etablieren können. Bis dato wurden 18 EX-Kühe auf dem Zuchtbetrieb gezählt. Die Durchschnittsnoten der linearen Beschreibung lag zuletzt bei den Jungkühen bei G+82 und bei den älteren Kühen bei VG 88.
-> Hier gehts zum Artikel der Meisterzüchter-Familie Wirth «Mit Freude und Unternehmergeist melken»
-> Hier gehts zum Artikel der Meisterzüchter-Familie «Fleurys mögen fleissige und funktionelle Kühe »
-> Hier gehts zum Artikel der Meisterzüchter-Familie Gobet und Vallélian mit dem Präfix Londaly
Meisterzüchter
Der Titel Meisterzüchter hat das Ziel, eine ganze Züchterkarriere zu krönen. Die Auszeichnung hat sich in der Schweizer Holsteinzucht etabliert. Der Ehrung wurde 2010 das erste Mal durchgeführt. Um den Titel zu erlangen, müssen die Betriebe aussergewöhnliche Resultate während langer Dauer aufweisen. Die Züchter wurden aufgrund des Herdennamens selektioniert.
«Sie mussten während einer 16-jährigen Periode – vom 1. Januar 2006 bis zum 31. Dezember 2021 für die Preisträger 2025 – mindestens 80 weibliche Tiere und jährlich mindestens drei weibliche Kälber im Herdebuch registrieren», schreibt Holstein Switzerland. Punkte gibt es nur für Tiere, die den Herdennamen tragen, über die besten Leistungen für Produktion und Exterieur verfügen sowie eine sehr gute Nutzungsdauer aufweisen.
Die Holstein-Meisterzüchter 2025
- Yannick und Jean-Michel Ducommun aus Corjolens (FR); Herdenname Ducofarm
- Familie Jean-Marie Fleury aus Courcelon (JU); Herdenname Fleury
- Betriebsgemeinschaft Gobet & Vallélian aus La Tour-de-Trême (FR); Herdenname Londaly
- Betriebszweiggemeinschaft Alain Urben & Kurt Bühler aus Apples (VD) mit dem Herdenname Predelachaux
- Dominik und Martin Wirth aus Mörschwil (SG); Herdename Wirth’s