Der Verkehr auf dem Schweizer Nationalstrassennetz hat sich nach Angaben des Bundes in den vergangenen sechzig Jahren mehr als verfünffacht. Besonders stark befahrene Autobahn-Abschnitte sind regelmässig überlastet. Vor allem in den Agglomerationen kommt es dadurch zu Staus und stockendem Verkehr. Automobilistinnen und Automobilisten, die Wartezeiten vermeiden wollen, weichen auf Kantons- und Gemeindestrassen aus und belasten die Städte und Dörfer mit zusätzlichem Verkehr.
Um diesem Probem entgegenzuwirken sollen insgesamt sechs Autobahnabschnitte in den nächsten Jahren für insgesamt 4,9 Milliarden Franken ausgebaut werden. Fünf Projekte hatte der Bundesrat dem Parlament beantragt. Die Räte stockten den Kredit auf zugunsten eines Projekts auf der A1 am Genfersee.
Weniger Stau und mehr Sicherheit
Die A1 soll zwischen Bern-Wankdorf und Schönbühl BE auf acht und zwischen Schönbühl und Kirchberg BE auf sechs Spuren erweitert werden. In der Westschweiz soll die A1 zwischen Le Vengeron GE und Nyon VD ebenfalls auf sechs Spuren ausgebaut werden.
Dazu kommen der Bau einer dritten Röhre des Rosenbergtunnels der A1 bei St. Gallen und eine zweite Röhre des Fäsenstaubtunnels der A4 in Schaffhausen. Weiter soll die A2-Osttangente im Raum Basel mit einem neuen Rheintunnel zwischen Birsfelden BL und Kleinhüningen in der Stadt Basel nachhaltig vom Durchgangsverkehr entlastet werden.
Der Ausbau soll Staus reduzieren und die Verkehrssicherheit erhöhen. Befürworter, darunter Bundesrat, Parlament, SVP, FDP, die Mitte-Partei und grosse Wirtschaftsverbände, betonen die Entlastung für Städte und Dörfer.
«Lediglich 8 Hektaren»
Zu den Befürwortern gehört neben dem Schweizer Bauernverband (SBV) auf der Berner Bauernverband. Bäuerinnen und Bauern bezögen viele Produktionsmittel, die mit den Lastwagen über die Nationalstrassen angeliefert werden, heisst es in einer Mitteilung. Auch bei der Auslieferung von Frischprodukten oder bei Tiertransporten sei ein flüssiger Verkehr wichtig, verhindert unnötige Verzögerungen und garantiert so die rechtzeitige Lieferung, so das Komitee des SBV.
«Wir haben ein grosses Interesse, dass diese Transporte funktionieren, zeitgerecht ausgeführt werden und auch preislich im Rahmen gehalten werden können», wird SBV-Präsident Markus Ritter in der Mitteilung zitiert.
Der Flächenbedarf der vorliegenden Projekte beschränken sich laut dem Komitee «Ja zur Sicherung der Nationalstrassen» auf ein Minimum von lediglich acht Hektaren Fruchtfolgeflächen. Dies entspreche weniger als 0,002 Prozent aller Fruchtfolgeflächen in der Schweiz und sei deutlich weniger als die durchschnittliche Fläche eines einzigen landwirtschaftlichen Betriebs von 22 Hektaren.
«Ausserdem wird die von den Nationalstrassen beanspruchte Fruchtfolgefläche unter Berücksichtigung der Qualität mit Unterstützung der betroffenen Kantone vollständig kompensiert», wie in der Mittelung erklärt wird.
Basis gespalten
Nicht alle Landwirte und Landwirtinnen teilen die Haltung des SBV. So hat Beispielsweise der Walliser Bauernverband die Nein-Parole gefasst . «Der Vorstand der Walliser Landwirtschaftskammer (WLK) ist der Ansicht, dass der Schutz des landwirtschaftlichen Bodens, insbesondere der Schutz der Fruchtfolgeflächen, nicht genügend ernst genommen wird», teilte die WLK mit.
Die Erweiterung des Autobahnnetzes an sechs Orten in der Schweiz würden 53 Hektaren Land beanspruchen. Darunter sind auch zehn Hektaren Fruchtfolgeflächen, die sich nicht kompensieren lassen, was eine endgültige Reduktion des Nahrungsmittelproduktionspotenzials darstellt. Gegen den Ausbau ist auch der Genfer Bauernverband. Patricia Bivaux, Präsidentin AgriGenève, sagte gegenüber «24 heures»: «Wegen dem Ausbau der A1 verlieren wir 1,5 ha, in einem kleinen Kanton wie unserem, wo es nur noch wenige verfügbare Flächen gibt, ist das zu viel.» Auch könne sie ihre Argumentation nicht ändern gegenüber der Biodiversitätsinitiative, wo sie sich dagegen geäussert hätte, weil Kulturland verloren ging.
Bei der Basis sorgten diese Ja-Parolen zum Strassenbau für Unmut und Unverständnis, schreibt die IG Natur statt Beton in einer Medienmitteilung. Allein für den Acht-Spur-Ausbau im Grauholz müssen gemäss «Verein Spurwechsel» insgesamt 31,9 Hektaren Land dauerhaft oder temporär erworben bzw. enteignet werden, davon 16 Hektaren in der Landwirtschaftszone. «Mit diesen Ja-Parolen untergraben die Verbände die Glaubwürdigkeit von uns Bauern: Noch vor wenigen Monaten haben die Verantwortlichen mit dem drohenden Landverlust gegen die Biodiversitätsinitiative gewettert», heisst es weiter.
Weitere Gegner der Initiative, angeführt vom Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) und Umverkehr, sowie auch den Naturschutzverbänden, kritisieren, dass der Ausbau zu mehr Verkehr und höheren Emissionen führen würde und nicht den Klimazielen entspreche.
Hier geht es zu allen Fragen und Antworten rund um den Autobahnausbau.

Bist du für den Autobahnausbau?
- Ja:25.97%
- Nein:72.16%
- Gehe nicht abstimmen:1.87%
Teilnehmer insgesamt: 643
Solange der Bund keine Mobilitätsstrategie erarbeitet ist jedes Projekt für mich nur Quatsch. Der Bund muss Festlegen wie viele Menschen in der Schweiz wohnen werden z.B. in 20 Jahren danach sind die Infrastrukturen zu bauen. Wenn wir heute für 10mio Einwohner bauen werden es vielleicht in 20 Jahren 15mio sein dann ist jeder Ausbau wider für die Katz gewesen. Der Bund muss zuerst festlegen wie viele Einwohner die Schweiz haben darf. Erst dann sollte gebaut werden.
Dass der SBV eine Parole ausgibt, welche gegen Interessen von Einzelmitgliedern verstösst, ist allerdings falsch.
Autobahnen sind die Pulsadern der Verstädterung. Damit wird unser Land zerstört, seine Natur und Landschaft, naturnahe Landwirtschaft, Kultur und Traditionen. Zitat von Marcel Züger
Bin dagegen.....lieber das projekt Cargo sous terrain vorantreiben. Damit verschwinden viele Lkw von der Autobahn und entlasstet somit das System.