«Die bisherigen Gespräche haben klar gezeigt, dass derzeit keine realistische Aussicht besteht, Investoren oder Käufer für die gesamte Gruppe, einschliesslich der hoch verschuldeten Hochdorf Holding AG, zu finden», so die Mitteilung. Daher stehe nun der Verkauf der operativen Tochtergesellschaft HSN im Fokus. Die Finanzierung des operativen Betriebs sei dabei gesichert.
Aktionären droht Totalverlust
Ob es Hochdorf in Zukunft weiter gibt, ist ungewiss. So schreibt das Unternehmen, dass die Holding nach dem Verkauf sowohl aufgelöst als auch weitergeführt werden könne. Im Falle einer Auflösung müssten die Aktionärinnen und Aktionäre mit einem «erheblichen oder totalen Verlust» ihrer Investitionen rechnen. Ankeraktionär sind unter anderem die Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) über die ZMP Invest.
Ziel ist es gemäss Hochdorf, dass das wertgenerierende operative Geschäft der HSN weitergeführt werden kann. «Dies zum Wohle von Mitarbeitenden, Kunden, Partnern und Lieferanten – namentlich auch der Milchproduzenten», so das Unternehmen weiter. Hochdorf ist für die Schweizer Milchbranche ein gewichtiger Akteur. Die Innerschweizer verarbeiten rund 240 Millionen Kilo Milch. Sie sind somit die Nummer 4 hinter Emmi, Cremo und Migros-Tochter Elsa. Zum Vergleich: In der Schweiz werden jährlich 3,3 Millionen Tonnen Milch verarbeitet.
Der Verwaltungsrat wird laut der Mitteilung an der ordentlichen Generalversammlung vom 15. Mai 2024 über die Finanzierungsstrukturen und Perspektiven der Gesellschaft berichten. Von den bisher sechs Verwaltungsräten tritt Marjan Skotnicki-Hoogland nicht mehr zur Wiederwahl an. Der Verwaltungsrat werde damit auf fünf Mitglieder reduziert.
ZMP zweitgrösster Aktionär
Die Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) sind ein gewichtiger Aktionär der Hochdorf Holding. Über die ZMP Invest AG besitzen die ZMP knapp 18 Prozent der Gruppe. Hinter Amir Mechria (20,7%), dem Chef des Zuger Babynahrungsherstellers und Hochdorf-Grosskunden Pharmalys, sind sie damit zweitgrösster Aktionär. Die ZMP sind zudem Mehrheitsaktionär der Emmi (53 Prozent).
Weitere grössere Aktienpakete an Hochdorf halten der Bermont Master Fund (CI) LP aus Georgetown auf den Cayman Islands mit 14,55% und die Innovent Holding AG, M. Weiss & Co AG und Familie Weiss aus Wollerau SZ.
Verkaufsabsichten Anfang März bekanntgegeben
Hochdorf hat seit Jahren zu kämpfen. Anfang März gab das Unternehmen bekannt, dass es einen Verkauf anstrebt. Zur Debatte stünden verschiedene Optionen. Der Fokus liege auf einem Verkauf oder Teilverkauf, wobei der Zusammenhalt des operativen Geschäfts angestrebt werde, hiess es damals.
Hochdorf verfüge über ein tragfähiges Geschäftsmodell – das habe die positive operative Entwicklung der vergangenen zwei Jahre bestätigt, heisst es weiter. Management und Verwaltungsrat werden «gemeinsam alles daransetzen, dass das Geschäft auf einer nachhaltigen finanziellen Grundlage weitergeführt und die Arbeitsplätze erhalten werden können».
Standort Hochdorf wird geschlossen
Um auf das Überleben zu sichern, hat sich das Unternehmen einer Transformation unterzogen. So beschloss Hochdorf, die Produktion im luzernischen Hochdorf bis 2025 zu schliessen und die Fabrikation in der Ostschweiz in Sulgen TG zu konzentrieren. Auf der anderen Seite sollten aber auch neue Einnahmen erschlossen werden, etwa mit dem angestrebten Eintritt in den US-Markt im kommenden Jahr.
Die Konzentration auf den Standort im Kanton Thurgau wird mit der Strategie begründet. Der Schritt ist eine Fortsetzung zum «international wettbewerbsfähigen Kompetenzzentrum für Schweizer Babynahrung, hochmargige Milchpulverspezialitäten und Molkeveredlung.» Hochdorf will sich so «ergänzend zu den traditionellen Molkereien» in der Schweiz positionieren.
Im September 2023 gab Hochdorf bekannt, den Produktionsstandort in Hochdorf LU im Jahr 2026 zu schliessen. Es sollen nur jene Anlagen in Sulgen TG wiederaufgebaut werden, die für den Bereich Babynahrung nötig sind. Rund 40 Stellen fallen weg . Die Schliessung von Hochdorf wurde bereits im August 2021 angekündigt. Ursprünglich hätte dieser Plan schon 2023 in die Tat umgesetzt werden sollen, war dann aber aufgeschoben worden.
Mehr Umsatz, weniger Verlust
Der Umsatz bei Hochdorf stieg im vergangenen Jahr um 5,4 Prozent auf 307,8 Millionen Franken. Dazu beigetragen hat ein markantes Wachstum im Geschäftsbereich Infant Nutrition (Babynahrung) von 29,7 Prozent auf 103 Mio. Fr. Der Bereich Food Solutions (Milchpulver) verlor hingegen 3,7 Prozent und erreichte einen Umsatz von 204 Mio. Fr.
Im Bereich Food Solutions (Milchpulverprodukte) hingegen ging zurück. Hochdorf führt das auf den Milchpreis zurück. «Die 2023 wieder deutlich erhöhte Differenz zwischen den Schweizer Richtpreisen für Milch, den Notierungen in der EU und eine entsprechende Verzögerung beim Export-Preisausgleichs-Mechanismus der Milchbranche belasteten dabei das Ergebnis», so Hochdorf.
Beim operativen Gewinn auf Stufe EBIDA resultierte ein Plus von 7,8 Millionen Franken nach einen Minus von 10,1 Millionen Franken im Vorjahr. Nach Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte (EBIT) stand nach wie vor ein Verlust zu Buche. Dieser war mit 3,9 Millionen Franken allerdings weniger hoch als im Vorjahr (20,1 Mio). Unter dem Strich resultierte ein Verlust von 10,2 Millionen nach 15,8 Millionen im Vorjahr.
Das operative Geschäft verbrannte zudem nicht länger Geld, sondern generierte erstmals seit 2017 wieder einen positiven Cashflow von 13,8 Millionen
Komplette Neuausrichtung
Der frühere aggressive Expansionskurs des Unternehmens erwies sich schnell als Bürde. Einige Übernahmen, wie etwa der Kauf des Schweizer Traditionsunternehmen Bimbosan 2018, bewährten sich zwar. Andere zugekaufte Töchter hat Hochdorf derweil aber bereits wieder aufgegeben. Lange belastete etwa der Babynahrungs-Vermarkter Pharmalys, dessen Mehrheit Hochdorf 2016 übernommen hatte. Mit der Ausgabe einer Hybridanleihe 2017 lud sich das Unternehmen zudem hohe Zinszahlungen auf.
Nach einem schwierigen Geschäftsjahr 2018 – in dem Hochdorf gleich zweimal vor einer massiven Verschlechterung der Ergebnisse warnen musste – gingen die Aktionäre auf die Barrikaden. Der Verwaltungsrat wurde ausgewechselt und noch 2019 trennte sich das Unternehmen wieder von Pharmalys – zu einem tieferen Preis. Im Zuge einer kompletten Neuausrichtung sollte sich das Unternehmen nun auf das Babynahrungsgeschäft konzentrieren. Zugleich machte sich das Management auf Geldsuche und warnte vor einer ernstzunehmenden Krise.
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