Im letzten Teil der Rekrutenschule spalten sich die Züge / die Funktionen, weiter auf. Zu Beginn, während der allgemeinen Grundausbildung (AGA) lernten alle Rekruten noch dasselbe, bei der Funktionsgrundausbildung trennte sich dies, da die Ausbildung und somit Übungen spezifischer werden – auf die Funktion abgestimmt.
In der Verbandsausbildung spaltet sich das Ganze noch mehr: Nicht nur der Inhalt der Übungen ist eine andere, sondern auch der Ort. Es ist wichtig, nicht nur in der gewohnten Umgebung zu üben, sondern auch in ungewohntem Gebiet. Meist sind noch andere Personen, von zivilen Organisationen involviert. Trainsoldaten beispielsweise erledigen ihre Transportaufgaben im Gebirge.
Schliesslich bietet ihre Leistung in diesem Gebiet einen Mehrwert. Sie arbeiten meist mit Spähern zusammen, die sie während ihres Auftrages schützen. Die Zusammenarbeit mit Personen anderer Funktionen muss gelernt sein – deshalb ist die Verbandsausbildung ein wesentlicher Teil der Rekrutenschule.
Möglich ist auch die Zusammenarbeit mit Blaulichtorganisationen, wie es bei den Hundeführern der Fall ist: Eine Übung während ihrer Verbandsausbildung führen sie mit der Polizei durch. Auch auf Patrouillenreiter trifft dies zu: Sie sind zwei Wochen im Flughafengebiet zuständig, um sensitive Objekte zu bewachen.
Kampfhelm auf fürs Pferdetraining
Wir als Veterinärsoldaten bleiben in der ersten Verbandsausbildungswoche in der Kaserne. Eine «Operationswoche» steht uns bevor. Also heisst es für einen Teil von uns: Pferdezelte aufstellen, die restlichen sind für den Transport der Pferde verantwortlich. Die Tiere werden von Privatpersonen zur Verfügung gestellt, damit wir im Rahmen der Ausbildung, diese kastrieren dürfen.
Da sie noch jung sind, ist das Handling eine Herausforderung. Sie werden im Pferdezelt in Ständen angebunden. Damit sie sich nicht gegenseitig verletzen, werden sie rund um die Uhr bewacht. Einen Tag nach der Abholung beginnen die ersten Kastrationen. Alle Soldaten sind in Gruppen aufgeteilt: Eine Gruppe assistiert den Veterinärarztoffizierinnen bei der Operation, die anderen kümmern sich um die restlichen Pferde.
Sie brauchen regelmässig Bewegung, werden mehrmals am Tag auf dem Reitplatz spazieren geführt. Zur Übersichtlichkeit wird alles auf Plakaten notiert. Meistens werde ich Donner zugeteilt. Eines der eher wilderen Pferde. Wir ziehen zur Sicherheit unsere Kampfhelme an.
«Klinisch rein»
Ich hatte erst Bedenken, doch wir hatten es, mit wenigen leichten Zwischenfällen, ziemlich gut im Griff. Zudem hatte ich Donner mit der Zeit besser im Griff, aber wahrscheinlich lag es an der Operation. Zumindest war er gegen Ende mein Favorit, wenn es um den täglichen Spaziergang ging.
Immerhin ist der Eingriff nicht zu unterschätzen. Höchste Konzentration ist dabei gefordert. Ich finde es sehr bereichernd, dass wir nicht nur zusehen konnten, sondern aktiv mithelfen. Da beide Gruppen etwa bei vier Operationen dabei waren, konnte man mehrere Aufgaben übernehmen – bei jeder Operation eine andere. Beispielsweise das Desinfizieren mit Betadine und Alkohol oder die Anästhesie bewachen. Eine weitere Aufgabe ist es, dem Pferd beim Wirkungsvorgang der Narkose auf den Boden zu begleiten.
Eine Aufgabe, die ein bisschen mehr Ausdauer einfordert, ist das eine Hinterbein aus dem Operationsfeld zu halten. Dafür legt man einen gepolsterten Strick um die Fessel, an dem während der ganzen Operation gezogen wird. Wichtig ist auch, dass jemand der Veterinärarztoffizierin beim Einwaschen hilft. So nennt man das Vorbereiten der Hände für eine Operation. Sie sind danach nicht nur sauber, sondern «klinisch rein». Unabdingbar, um eine Infektion während des Operationsvorgangs zu vermeiden.
«Brauche ich Schwimmunterricht?»
Doch nach der Operation müssen die Pferde immer noch im Auge behalten werden. Wir haben die Aufgabe erhalten, an festgelegten Zeiten die PATS-Werte zu messen. Der Puls, die Atmung, die Temperatur und die Schleimhäute werden kontrolliert. Und – ihr könnt es euch wahrscheinlich langsam denken: Die Werte werden in Formularen niedergeschrieben.
Auch drei Hunde wurden kastriert, wobei wir, ähnlich wie bei den Pferdekastrationen, helfen konnten.
Kurz zusammengefasst: Wir lernten in dieser Woche vor allem, bei Operationen zu assistieren und mit jungen Pferden umzugehen.
Unsere Übungsleiterin war dennoch nicht gänzlich zufrieden mit uns, da wir die Zelte nicht in der erforderlichen Zeit aufgebaut hatten. Doch daran arbeiten wir noch, immerhin erfolgte der Abbau speditiver.
Nächste Woche starten wir mit der Seuchenbekämpfung – für mich wieder ein Sprung ins kalte Wasser. Ob ich wohl noch Schwimmunterricht brauche?
Bisher erschienene Beiträge :
Blog 1: Vom Hörsaal in die Kampfstiefel
Blog 2: «Wir schlafen mit dem Sturmgewehr»
Blog 3: «Soll ich ein Pferd oder Maultier nehmen?»
Blog 4: «Dieser Chrüppel lässt sich nicht aufhalftern!»
Blog 5: Soll ich meine Militärfunktion wechseln?
Blog 6: «Dumm nur, dass Victoire nicht einen schnelleren Gang einlegt»