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Als das Heu auf der Alp verschneit wurde

Bettina Kiener (31) ist Landwirtin, Agronomin FH und Redaktorin beim «Schweizer Bauer». Sie verbringt den Sommer auf der Alp Meienberg in Zweisimmen BE und hilft dort im Stall, beim Käsen und bei allem, was es sonst zu tun gibt. Wie bereits letztes Jahr berichtet sie rund alle zwei Wochen, was sie erlebt.

Wenn die Bergdohlen runterkommen, gibts Schnee. So heisst es zumindest. Geschneit hat es bei uns zum Glück nicht, obwohl die Temperaturen in den letzten Tagen merklich gesunken sind und die schwarzen Vögel mit den roten Beinen und den gelben Schnäbeln in letzter Zeit häufig am Morgen und am Abend vor der Hütte am Rufen und Zanken sind.

Das besondere Erlebnis

Dabei haben sie es aber hauptsächlich auf das Futter der Hühner im Auslauf abgesehen. Nebst den Bergdohlen zieht oft ein grosser, alter Milan seine Kreise über dem Meienberg. Es ist jedoch nicht so riesig wie der Adler, der kürzlich auf der unteren Alp ein Huhn erbeutet hat.

Übers Wochenende wars noch schön und wir haben unsere Heuwiese gemäht. Die Heuernte auf der Alp ist immer ein besonderes Ereignis. Früher wurde fast alles in Handarbeit erledigt. Ein Älpler, der schon viele Jahre z Alp geht, hat mir erzählt, wie sie anno dazumal das Heu manchmal erst zum Ende des Sommers gemäht hätten, wenn die Tiere bereits zurück im Tal gewesen seien. An einen Heuet erinnert er sich besonders. Damals seien die Wetterbedingungen so ungünstig gewesen, dass sie das Heu zum Trocknen auf Heinzen gelegt hätten. Genützt habe es nicht viel, denn zu guter Letzt sei alles mit einer Schicht Schnee überzuckert gewesen.

Selbstgezüchtete Fettsirtenkultur

Am Sonntag, als wir unser Alpheu eingebracht haben, gabs keine Schneeflocken, dafür blies ein starker Wind. Und auch die Handarbeit hielt sich in Grenzen, da die Wiese mit Spezialfahrzeugen für die Berglandwirtschaft gut befahrbar ist. Mit dem Handrechen waren wir dennoch unterwegs, liefen hin und her und haben auch die letzten Halme zusammengekratzt, die dem Pickup des Ladewagens entgangen sind. «Gstrode», wie man hier oben sagt.

Vor dem Heuet war die Alpkäsereiberaterin zu Besuch. Unter dem Mikroskop haben wir unsere Kultur für die Alpkäseproduktion angeschaut. Für den Berner Alpkäse AOP verwenden wir eine selbstgezüchtete, wärmeliebende Fettsirtenkultur. Dafür entnehmen wir vor dem Ausziehen der Käse etwas Molke aus dem Kessi, erwärmen diese erst auf eine bestimmte Temperatur, kühlen sie anschliessend ab und bebrüten die Kultur über Nacht in Thermoskannen.

Vorteil schwindelfrei

Mit diesem Prozess werden diejenigen Bakterien gefördert, die es für den Gärprozess beim Berner Alpkäse braucht. Um zu überprüfen, ob die Kultur gut ist, brauchts aber nicht zwingend ein Mikroskop. Dafür genügt die Nase und beim Öffnen der Thermoskannen am Morgen vor dem Käsen riecht man, ob die Kultur den erwünschten Säuregrad hat oder nicht. Als Ausgangskultur am Anfang des Sommers dient eine gefriergetrocknete, von der Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP hergestellte Kultur.

Nebst dem Heuen und dem Käsen war ich letztens mal wieder wandern und hoch über dem Seebergsee haben wir Edelweiss und Türkenbund-Lilien gesehen. Auf beiden Seiten gings steil nach unten und ich war froh, schwindelfrei zu sein. Durch den Feldstecher habe ich aber trotzdem nur vorsichtig geschaut. Denn beim Blick durchs Fernglas, wenn alles viel grösser und näher wirkt, erfasst mich oft das Gefühl, das Übergewicht zu bekommen.

Alpblog 2023

Die Folgen des diesjährigen Blogs findet Ihr hier

Teil 1:   Das Käse-Kessi platzt aus allen Nähten  

Teil 2:   Was eine Älplerin auf die Palme bringt

Teil 3:  Warum die Älplerin eine Portion Schoggi mehr braucht

Alpblog 2022

Bettina Kiener bloggte bereits im vergangenen Sommer von ihren Erlebnissen auf der Alp. Hier könnt Ihr die Einträge nachlesen

Teil 7: Sie vermiesten Bettina die Stimmung

Teil 6: Warum Bettina wie eine alte Dampflok keucht

Teil 5: Wie Ulinka den Status Lieblingskuh verlor

Teil 4: Warum die Ziegen Bettina auf Trab hielten

Teil 3: Bettina stösst auf der Alp auf zickige Käsekulturen

Teil 2: Das bringt Bettina auf der Alp ins Schwitzen

Teil 1: Von der Redaktion auf die Alp

Kommentare (2)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • Stähli | 29.07.2023
    Ein Milan frisst keine Hühner. Jedes Huhn/Hahn bleibt angesichts eines Milans ruhig und gelassen.
    Warum gibt es immer noch Leute , welche den Milan verteufeln.
    In grauer Vorzeit wurden sie sigar bejagt. Heute weiss doch (fast) jeder wie nützlich sie sind. (Als Mauser)
    Wir wollen doch nicht wieder alte Unweisheiten zurück.
    Dasselbe gilt für den Maulwurf.
    • Ulrich-Lindauer Elsi | 29.07.2023
      Bitte Text richtig lesen. Es war nie die Rede davon, dass ein Milan ein Huhn erbeutet hat! Es war ein Adler!!!!
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