Die diesjährige Agropreisvergabe steht vor der Tür. Im Interview erzählt Marco Gadient, Präsident der Alpkäserei Flumserberg, welche den Agropreis 2020 gewonnen hat, wie sich der Sieg ausgewirkt hat.
«Schweizer Bauer»: Vor einem Jahr haben Sie mit der Alpkäserei Flumserberg den Agropreis gewonnen. Haben Sie trotz ausgefallener Verleihung den Sieg mit den Bauern gefeiert?
Marco Gadient: Ja, wir haben gemeinsam ein Apero in der Käserei gemacht. Wir haben uns die Videoaufnahme der «Preisverleihung» und natürlich den zugesendeten Agropreis angeschaut. Der goldene Stiefel ist seitdem in unserem Verkaufsladen ausgestellt.
Wie fielen die Rückmeldungen nach dem Gewinn des Agropreises aus?
In der Region ist die Vergabe des Agropreises mit Spannung erwartet worden, umso mehr haben wir uns alle über den Sieg gefreut. Es ist auch das erste Mal, dass der Agropreis in unserer Region verliehen wurde. Wir haben aus bäuerlichen Kreisen sehr viele positive Rückmeldungen erhalten.
Hat sich der Absatz seit dem Sieg des Agropreises erhöht?
Das ist schwierig zu sagen. Auf den Winter hin kam der Lockdown und die Restaurants mussten schliessen. Trotz den schwierigen Umständen bei den Gastrobetrieben sind wir aber erfreut über den Absatz. Viel Käse konnte in dieser Zeit direkt von den Bauern über ihre Hofläden vermarktet werden. Dieses Jahr hoffen wir besonders im Raclette- und Fonduebereich auf einen verstärkten Absatz über die Gastrobetriebe. Der Agropreis ist natürlich gerade für ein Projekt, das sich im Aufbau befindet, eine sehr nützliche und gute zusätzliche Werbung. Es ist ein sehr hoch dotierter Preis, der wahrgenommen und akzeptiert wird.
Hat das Interesse an der Alpkäserei seit dem Sieg zugenommen?
Wir haben im Sommer viele Führungen mit bäuerlichen Organisationen in der Alpkäserei durchgeführt. Bei den Bauern, die bei der Alpkäserei dabei sind, ist natürlich ein gewisser Stolz vorhanden. Sie arbeiten eng mit den Bergbahnen Flumserberge zusammen.
Wie hat sich der Agropreis auf das Besucherinteresse der Käserei ausgewirkt?
Wie gesagt haben wir diesen Sommer viele Führungen durchgeführt. Die Führungen in der Alpkäserei lassen sich sehr gut mit zusätzlichen Angeboten koppeln. Die Zusammenarbeit ist für beide Seiten sehr gut und nützlich. Allgemein war es eine gute Saison mit massiv mehr Besuchen.
Vor einem Jahr haben Sie einen Milchpreis von 90 Rappen angestrebt. Wie weit sind Sie da?
Wir haben die erste Abrechnung bekommen. Der angestrebte Milchpreis konnte grösstenteils eingehalten werden. Es kommt auf die Alp drauf an, welche alpinternen Kosten noch anfallen. Der Milchpreis lag je nach Alp zwischen 80 und 90 Rappen.
Die Kapazität des Käsekellers ist auf 12 000 Laibe ausgelegt. Ist diese Menge bereits ausgeschöpft?
Diese Kapazitätsgrenze ist natürlich so ausgelegt, dass man bereits Reservepotenzial mit einberechnet hat – es ist wichtig, gewisse Reserven zu haben. Der Käsekeller ist zurzeit mit 10’000 Käselaiben belegt.
Reto Blunier
Gibt es auch noch Produkte, die Sie seit dem Agropreis lanciert haben?
Wir haben die Vielfalt unserer Spezialitäten erweitert und unter anderem zusätzliche Frischkäse, eine grössere Auswahl an Mutschli und Blauschimmelkäsen produziert.
Dieses Jahr sind fünf Projekte für den Agropreis nominiert. Haben Sie einen persönlichen Favoriten?
Die fünf Projekte sind grundsätzlich sehr breit aufgestellt und von verschiedenen Branchen. Die «Faire Milch» ist uns von der Branche her am nächsten und deshalb verfolge ich das Projekt besonders stark. Es sind wieder alles sehr spannende Projekte, die sicher sehr stark auf die Biodiversität ausgerichtet sind.
Warum lohnt es sich für Landwirte und Landwirtinnen, beim Agropreis teilzunehmen?
Man nimmt ein eigenes Projekt genauer auseinander und macht vor der Anmeldung eine Eigenbeurteilung. Das ist sehr sinnvoll und aufschlussreich. Man soll gegen aussen zeigen, welche Interessen man hat und was man bewirken möchte. Der Agropreis ist eine gute Plattform, um der breiten Öffentlichkeit neue Ideen und Lösungsansätze zu präsentieren.
In was haben Sie das Preisgeld investiert?
Wir haben eine kleine Testmenge an Mutschli aus der Milch von Hornkühen gemacht. Das Problem ist zurzeit noch die separate Lagerung der Milch. Wir überlegen uns, eventuell eine separate Alp nur mit Hornkühen zu bestossen, um dann einfacher Hornkäse produzieren zu können.
Was sind die nächsten Ziele der Alpkäserei Flumserberg?
So viel Käse wie möglich vor Ort direkt zu verkaufen. Wir möchten mehr Umsatz mit den Gästen machen. Wir sind daran, gemeinsam mit den Bergbahnen Werbung zu machen, um die Gäste noch mehr auf unsere Geschichte aufmerksam zu machen.
Beenden Sie die Sätze …
Der Agropreis ist … eine gute Plattform für unsere Landwirtschaft.
Landwirtschaft ist … Leidenschaft.
Agropreisverleihung 2021
Bereits zum 29. Mal werden dank dem Engagement der Emmental Versicherung innovative Projekte aus der Landwirtschaft gefördert und einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Folgende Projekte sind in diesem Jahr für den Agropreis nominiert:
FAIRESWISS: Kostendeckenden Milchpreis realisiert
PICCOLI FRUTTI: Mit Beeren Terrassen rekultiviert
HAFERDRINK: Mit Trendgetränk Markt geschaffen
LEBENSTURM: Über Türme Biodiversität in Wert setzen
SAISONBOX: Dank Apps Wertschöpfung erhöhen
Der Agropreis wird am Donnerstag, den 4. November, im Kursaal in Bern vergeben. Welches der fünf Projekte holt sich den Sieg? Wir berichten in einem Liveticker auf schweizerbauer.ch direkt vor Ort über die Agropreisverleihung. Spannende Einblicke mit Interviews, Fotos und Videos warten auf euch. ats