
Corina Kohler lebt zusammen mit ihrem Mann Andreas Kohler und ihren drei Kindern im Weiler Majerina oberhalb von Pfäfers im Kanton St. Gallen.
Marion Nitsch
Eine Frisur wie frisch vom Coiffeur, das Make up sitzt 1A und irgendwo blitzt garantiert ein pinkiges Accessoire hervor. So präsentiert sich auf den ersten Blick Corina Kohler, die letzte Teilnehmerin der diesjährigen SRF Sendung Landfrauenküche. Und ja, wer jetzt reflexartig mit Vorurteilen um die Ecke kommt, darf diese gleich wieder abschminken. Wortwörtlich.
Bergbetrieb mit Mutterkuhhaltung
Corina (41) lebt zusammen mit ihrem Mann Andreas Kohler und ihren drei Kindern im Weiler Majerina oberhalb von Pfäfers im Kanton St. Gallen. Gemeinsam führen sie einen Bergbetrieb mit Mutterkuhhaltung, vor allem mit tiefschwarzen Black Angus-Rindern. Eine Betriebsfläche von rund 40ha und 30 Mutterkühe, 30 Kälber und etwa 10 Rinder gehören zu ihrer Herde. Alle Tiere stammen aus eigener Zucht. Den Sommer über verbringen sie auf der Alp weit oben im Calfeisental.
Ein Team sind die beiden seit siebzehn. An der Bäuerinnenschule, die sie damals absolvierte, lernte sie Andreas kennen. Seither gehen sie Schulter an Schulter, durch Arbeitstage, Bergsommer und Familienalltag. Und was für ein Team das ist. Als Andreas vor laufender Kamera sagt, mehr funktionieren als das, was sie in ihrer Beziehung leben, könne es in seinen Augen nicht, liegt in dieser Schlichtheit eine emotionale Wucht, die für mich alles auf den Punkt bringt, was sie als Paar verbindet.
Wenn der Sommer zu Ende geht
Wem Corina Kohler bekannt vorkommt, man aber nicht mehr ganz einordnen kann, woher, ist ihr vielleicht schon einmal in den sozialen Medien begegnet. Auf Instagram gewährt sie unter corina_bergangus.ch Einblicke in ihren Alltag auf dem eigenen Betrieb.
Das Alpabzugsritual am Ende des Sommers ist für sie jedes Jahr ein Höhepunkt. Dann führt die Familie die Herde von den Alpen zurück ins Tal. Ein logistisches wie körperliches Unterfangen, das den Puls der ganzen Familie spürbar ansteigen lässt. Denn der Weg nach unten birgt Risiken. Er ist nicht immer der gängigste. Stellenweise abschüssig und fordernd. Auch dort, wo der Pfad am Stausee vorbeiführt. Ein falscher Schritt, ein Moment der Unruhe, und die Gefahr besteht, dass eine Kuh oder ein Kalb ins Wasser gerät.
Familie steht über allem
Nicht selbstverständlich ist, dass ihr Sohn Rino beim Spektakel mitspringen kann. Er ist seit seiner Geburt einseitig gelähmt. Corina erkannte als ausgebildete Pflegefachfrau seine besonderen Bedürfnisse früh. Mit viel Geduld, Zuversicht und intensiven Therapien hat Rino gemeinsam mit seiner Familie enorme Fortschritte gemacht. Heute rennt Rino sogar beim Alpabzug mit. Das ist für mich unverhandelbar beeindruckend.

Michelle Wüthrich bloggt über die Landfrauenküche.
zvg
Im Allgemeinen scheint es ihr wichtig zu sein, viel Zeit mit ihrer Familie zu verbringen. Sie trägt Spuren aus ihrer Kindheit in sich. Bereits mit 16 Jahren musste sie lernen, auf eigenen Beinen zu stehen, und zog von zu Hause weg. Da ihre Mutter gezwungenermassen in einem grossen Pensum auswärts arbeitete, wuchs Corina mehr oder weniger bei ihrer Grossmutter auf. Bis heute fehlt ihr diese Mutter-Tochter-Zeit. Seit sie selbst Mutter ist, verzichtet sie deshalb bewusst auf eine Anstellung als Pflegefachfrau. Für sie steht die eigene Familie über allem.
Fleischiges Menu
Den Kochlöffel schwang Corina am grossen Abend gemeinsam mit ihrer besten Freundin, auf die sie sich jederzeit verlassen kann. Das Fleisch ihrer eigenen Angus-Herde sollte auch im Landfrauenmenü nicht zu kurz kommen. Deshalb griff sie bereits bei der Vorspeise und beim Hauptgang auf Angus-Rind zurück. Zur Vorspeise wurde Roastbeef vom eigenen Angus-Rind mit Herbstsalat aus dem eigenen Garten serviert. Sämtliche dazu gereichten Saucen, ob Preiselbeer- oder Salatsauce, wurden von den Mitbewerberinnen sehr gelobt. Es folgte der Hauptgang mit Hacktätschli, ebenfalls vom Angus-Rind, dazu Bramata-Schnitten und Kaisergemüse.

Kandidatinnen der 19. Staffel: Landfrauen: (hinten v.l.) Irène Meier, Karin Landolt, Corina Kohler, Milena Knutti, Lorena Röösli; (vorne v.l.) Stefanie Hitz-Leuenberger, Rahel Margreth
SRF
Für den süssen Abschluss sorgten eine Roulade mit Himbeerglace sowie eine Überraschung in Pink sowie ein Glas mit Himbeer-Mascarpone-Crème. Der Nachtisch widerspiegelte Corina in vollen Zügen, darin waren sich die Landfrauen einig.
Für die einen war die Menüwahl etwas zu fleischlastig, für andere Mitstreiterinnen hätte es sogar im Dessert noch Fleisch geben dürfen. Wie so oft unterscheiden sich die Geschmäcker. Einig waren sich die Jurorinnen jedoch beim Dessert, hier gab es keine kritischen Stimmen.
Wo Corina auftankt
Vor dem grossen Abend tankte Corina ihre Batterien nochmals bei der Mutterkuhherde auf. Dass sie ein absoluter Kuhmensch ist, sagt sie nicht nur selbst über sich, sondern lässt sich auch beim Hinsehen kaum verleugnen. Dies sei schon seit ihrer Kindheit so, als sie auf einem Hof im Safiental aufgewachsen ist.

Die Farbe Pink darf bei Corina Kohler nicht fehlen. Auch bei ihren Hühnern nicht.
SRF
Allgemein habe ich das Gefühl, die Tiere geben ihr Kraft und Freude. Auch ihre mittlerweile rund 100 Legehennen zaubern ihr ein Lächeln ins Gesicht. Eigentlich war die Hühnerhaltung in dem Ausmass nicht geplant. Doch die Nachfrage nach den Eiern entwickelte sich rasch weiter, also mussten schlichtweg mehr Hühner her. Ist doch logisch.
Aber auch hier zieht sie ihr Markenzeichen mit den pinkigen Eierschachteln gekonnt durch. Einmal pro Woche bringt sie diese farbenfrohen Schachteln in Pfäfers von Briefkasten zu Briefkasten und verkauft so ihre Eier direkt ab Hof.
Leben und leben lassen
Und wenn wir schon beim Farbtopf sind, greife ich selbst nochmals zum Pinsel. Ich gehe davon aus, dass die Kritikerinnen und Kritiker bereits in den Startlöchern stehen. Dabei wird gern übersehen, dass hinter dem äusseren Auftritt eine Geschichte steckt, die wohl kaum jemand von uns kennt.
Sie selbst sagt, sie fühle sich wohler und geschützter, wenn ihr ein schwieriger Tag nicht sofort ins Gesicht geschrieben steht. Make-up ist für sie ein Stück Selbstschutz. Wer meint, dazu etwas Negatives beisteuern zu müssen, dem sei gesagt Neid ist bekanntlich nie weit entfernt und braucht kein Publikum.

Corina Kohler ist Make-Up ein Stück Selbstschutz.
Marion Nitsch
Mir persönlich gefällt ihr Auftreten. Und ich finde, eine Bäuerin, Landwirtin oder Landfrau darf sich genauso zeigen wie jemand, der seinen Alltag am Bürotisch verbringt. Unabhängig von der Branche gibt es keinen Grund, auf Stil zu verzichten oder sich einer vermeintlichen Norm unterordnen zu müssen. Denn wer bestimmt eigentlich, was diese Norm sein soll?
Wohlsein bedeutet für jede Person etwas anderes. Für mich gehört dazu, den eigenen Stil leben zu dürfen. Ohne Rechtfertigung. Ohne Erklärung. Und ohne dass es als Mut ausgelegt wird. Persönliches Auftreten sollte kein Statement sein müssen.
Wer ist eure Favoritin?
Mit Corinas Kochabend fiel der letzte Vorhang dieser farbenfrohen Runde aus sieben Landfrauen, jede mit ihrem eigenen Stil, Herzblut und Charakter. Es geht um die Wurst. Wer das Sieger-Menü servierte und sich die Krone zur Landfrau 2025 aufsetzen darf, erfahren wir nächste Woche in der grossen Finalsendung.
Hand aufs Herz, wie ich habt auch ihr bestimmt eine leise Favoritin im Hinterkopf, bei der ihr denkt, die könnte es machen. Oder etwa nicht? Was meint ihr? Ich bin gespannt auf eure Einschätzungen und freue mich auf eure Meinungen in den Kommentaren.
Hier findet ihr die Blogs zu den bisherigen sechs Folgen:
-> Blog 1: Lorena serviert das Menü am Haken
-> Blog 2: Milena serviert schwimmende Simmentaler
-> Blog 3: Vegetarierin tischt den Braten auf
-> Blog 4: Warum Anmeldung ein Zeichen der Liebe ist
Einfach eine spezielle Frau.
2. Lorena
3. Irène
Wir schauen regelmäßig die landfrauenküche in Österreich oder von Deutschland das sind für mich extrem GUTE landfrauenküche