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Bodenständig entscheiden und handeln

Beatrice Blaser betreibt mit ihrer Familie, Angestellten und Auszubildenden einen vielseitigen Landwirtschaftsbetrieb in Granges-Paccot FR. In ihrer monatlichen Kolumne berichtet sie über Ereignisse, die sie aktuell beschäftigen. Heute vertieft sie sich mit dem Thema Boden

Beatrice Blaser |

Haben Sie sich auch schon gefragt, ob unser Boden bekommt was er verdient

Das ganze Leben

«(…) in jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben (…)»  Ein neues Jahr, ein neuer Anfang. Passend zu dieser Zeit erscheint mir diese Zeile aus dem Gedicht «Stufen» von Hermann Hesse. Ein wunderschönes Gedicht über die verschiedenen Lebensphasen eines Menschen von Geburt bis zum Tod.

Für mich stimmt diese Zeile genauso gut mit den Phasen der Natur überein. Ich sehe vor meinem inneren Auge, wie sich aus dem Samen der junge Keimling, die Blüte und schliesslich die vollendete Frucht entwickelt, welche wir brauchen, um unseren Körper zu ernähren. Ein zauberhafter Prozess, «(...)der uns beschützt und der uns hilft zu leben (…)».

Der Ursprung dieses magischen Ereignisses sind Licht, Wasser und Boden. Aus dem Boden entsteht das ganze Leben zum Boden kehrt das Leben zurück. Nebst Wasser und sauberer Luft ist der Boden unsere wichtigste Ressource. Er birgt die Vielfalt aller Lebewesen. Er ernährt uns, er filtert Wasser und Schadstoffe, schützt vor Naturkatastrophen und Klimaerwärmung.

Unerfreuliches Szenario

Bekommt nun der Boden auch die Beachtung, die er verdient?

Am 5.12.2023 war der «Internationale Tag der Böden». Der Bund hat sich  zur Situation unserer Böden folgendermassen geäussert: «Nur selten ist überhaupt bekannt, welche Böden verschwinden, wenn Beton und Asphalt immer weiter vorrücken. Jährlich verliert die Schweiz zirka 18 Quadratkilometer Boden. Eine Auswertung der Arealstatistik hat gezeigt, dass auf der Hälfte dieser Böden vor dem Versiegeln Nahrungsmittel produziert wurden».

Ein unerfreuliches Szenario. Der Kampf um Boden zieht inzwischen weite Kreise und wir als Nahrungsmittelproduzent:Innen sind gefordert, die Funktionsfähigkeit unserer Böden so hoch zu halten wie nur möglich. Die Frage ist, was sind die adäquaten Mittel um dies zu erreichen und wo gilt es, ganz genau hinzuschauen.

Das jahrhundertealte Grundlagenwissen über die nachhaltige Bodenbewirtschaftung ist die Basis. Es gilt, den Boden mit allen Sinnen wahrzunehmen. Riecht er beispielsweise faulig oder nach Waldboden, sieht man Farbveränderungen, Wurmgänge, eine vielfältige Tierwelt, fühlt es sich feucht an und bricht er in seine natürliche Krümmelstruktur. 

Bodenverdichtung vermeiden

Die wichtigsten Eckpfeiler sind eine standortgerechte, vielfältige Fruchtfolge (z.B. Sommer- und Winterkulturen, Hackfrüchte im Wechsel mit Getreide usw.), eine bedarfsgerechte Düngung (je nach Kultur und Bodenart) und eine angepasste und überlegte Bodenbearbeitung. Dies bedeutet für die entsprechende Kultur den optimalen Zeitpunkt für das korrekte Gerät auszuwählen. Wichtig ist hier, nicht stur sondern variabel vorzugehen. Bodenverdichtung muss unbedingt vermieden werden mittels richtiger Bereifung, korrektem Druck und Gewicht.

Hier gilt das Motto «so schwer wie nötig, so leicht wie möglich». Nur abgetrockneter Boden darf befahren werden. Es braucht viel organisches Material wie Gründüngungen, Kompost, Mist, Hofdünger (tierische Dünger). Eine Spatenprobe gibt Aufschluss über den jeweils erforderlichen Handlungsschritt. Bestehen bereits Probleme, dann hilft das Grundlagenwissen für die Lösungen. Der Boden braucht Zeit und keine «Schnellschüsse».

Was soll Beatrice Blaser recherchieren?

Beatrice Blaser schreibt monatlich eine Kolumne für schweizerbauer.ch. Welches Thema brennt Euch unter den Nägeln, was bewegt Euch? Sendet uns Eure Vorschläge. Wir werden Beatrice Blaser Eure Vorschläge weiterleiten. Wir freuen uns auf Eure Einsendungen. Bitte sendet die Vorschläge an  [email protected]  . 

Mikroorganismen

Seit ein paar Jahren jedoch ist in gewissen Kreisen ein regelrechter Hype um die effektiven Mikroorganismen (EM), ein Gemisch aus Wasser, Hefepilzen, Milchsäure- und Photosynthesebakterien, entstanden und mit ihm ein riesiger Markt. Was ist dran, an diesen EM und wie ist der Stand der Studien heute?

Agroscope Reckenholz-Tänikon ART  veröffentlichte 2010 eine  Feldstudie zu effektiven Mikroorganismen, in welcher sie folgendes Fazit ziehen : «(…) dass in einem lebendigen Boden mit ausgewogener Fruchtfolge und Zufuhr von organischen Düngern die mit EM zugeführten Mikroorganismen keine wesentliche Veränderung des Bodens herbeiführen.»   Auch die Studie des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg in Baden Würtemberg (2020) kommt zum Schluss, dass auf dem Feld keine relevanten Veränderungen festgestellt worden seien. Die EM hätten weder auf die Bodenfruchtbarkeit noch auf das Wachstum der Pflanzen und die Erträge einen Einfluss gehabt.

Kritisiert wird unter anderem, «dass viele Informationen, die sich über EM finden lassen, unzuverlässig sind und auf Arbeiten basieren, die wissenschaftlichen Standards nicht genügen.»

Boden geben, was er verdient

Was die Zukunft bringt, weiss niemand. Vielleicht wird die Wissenschaft zu einem späteren Zeitpunkt mit anderen Studiendesigns beweisen können, ob man mit effektiven Mikroorganismen einen signifikanten Unterschied in der Bodenqualität erreichen kann. Nichtsdestotrotz, gilt es aber auch hier zu beachten, dass die Vermehrung von bereits vorhandenen Mikroben auch ein Eingriff in das bestehende System darstellen können, denn « gerade bei den häufig zu erwerbenden Mischungen sind Verhältnisse der verschiedenen Stämme untereinander unklar, was die Folgeabschätzungen im Feld erschwert».

Geben wir also dem Boden, was er verdient. Wenden wir das Grundlagenwissen über die nachhaltige Bodenbewirtschaftung konsequent an und versuchen auf Hilfsstoffe jeglicher Herkunft zu verzichten. Lassen Sie sich von Ihrem Boden verzaubern, bleiben Sie bodenständig und stehen Sie mit beiden Beinen in der Erde, das ist schon mal ein guter Anfang.

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