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Landfrauenküche: Sie rührt mit der grossen Kelle an

Die Landfrauenküche ist ein Evergreen. Heuer wird bereits die 18. Staffel ausgestrahlt. Michelle Wüthrich verfolgt die Sendung ganz genau. In der 7. Folge bekocht Miriam Knechtle aus

Michelle Wüthrich |

Miriam Knechtle empfängt die Landfrauen auf ihrem Hof in Appenzell und präsentiert traditionelle Spezialitäten aus der Region. Die lange Zeit auf der Überholspur führte zu einem Zusammenbruch, doch sie hat daraus gelernt, die Balance zwischen Familie, Hof und Selbstfürsorge zu finden. Schliesslich zogen ihre Familie und ein spezieller Rückzugsort sie aus dem Tiefpunkt.

Ein letzter Halt

Miriam Knechtle empfängt die Landfrauen auf ihrem Hof, der auf 950 Metern über Meer thront. Sie ist die letzte Gastgeberin und lädt die Frauen zum siebten Landfrauenessen ein. Neben Ehemann Sepp (36) gehören ihre Kinder Janick (10), Fabio (8) und der kleine Nachzügler Aurel (2) dazu. Eine fröhliche Truppe, die Männer sind deutlich in Überzahl. 

Mit dem Postauto reisen die Landfrauen zur letzten Station ihrer kulinarischen Reise, und auf dem Weg wird bereits spekuliert, was das Menü bereithält. Der Wunsch nach traditionellen Gerichten steht im Raum, und einige Damen haben bereits eine Vorspeise mit Appenzeller Käse ins Gespräch gebracht.

Emotionale Begrüssung

Als die Landfrauen auf dem Hof der Familie Knechtle eintreffen, werden sie herzlich mit einem mehrstimmigen Naturjodel empfangen – oder wie man im Appenzell sagt, einem «Zäuerli». Die emotionale Begrüssung, das vielseitige Apéro und der anschliessende Einzug in die liebevoll geschmückte Stube sorgen für einen gelungenen Empfang. Mit ihrer blumigen Dekoration trifft Miriam genau den auf den Nerv ihrer Besucherinnen. Eine Mischung aus Wiesenblumen und Trockenblumen in lieblichen Tönen, verbreiteten eine heimelige Stimmung.

Der Betrieb umfasst rund 20 Milchkühe sowie etwa 30 Aufzucht-Rinder und Mastkälber. Die Rinder verbringen den Sommer auf der Alp Tellerli bei Urnäsch AR, die Miriams Eltern gehört. Dort hirtet ihr Vater mit vollem Einsatz die Tiere. Im Gespräch wird er sichtlich emotional, denn es erfüllt ihn mit grossem Stolz und einem tiefen, kaum in Worte zu fassendes Glücksgefühl, Jahr für Jahr die Rinder seiner Tochter auf der Alp zu sömmern. Die Liebe zu den Tieren verbindet Vater und Tochter, ebenso wie die Verbundenheit zur Alp. Miriam verbringt gerne Wochenenden oder Ferien dort mit ihrer Familie – für sie ist es ein Rückzugsort, an dem sie zur Ruhe kommt.

Eingespieltes Team

Obwohl Miriam Knechtle nicht auf einem Landwirtschaftsbetrieb aufgewachsen ist, hat sie sich mit der Zeit voller Hingabe der Landwirtschaft verschrieben. Die tägliche Stallarbeit gehört für sie längst zum Alltag, dabei sind ihre Kinder meist mit von der Partie. Sie helfen sogar schon eifrig mit. Gemeinsam mit ihrem Mann Sepp bildet Miriam ein eingespieltes Team.

Abends, nach getaner Arbeit, sitzen sie oft für eine kurze Pause auf dem Bänkli vor dem Stall – traditionell bei einem Glas Appenzeller. Mit einem Lächeln erzählt Miriam die Geschichte, wie sie ihren Sepp kennengelernt hat. «Wir trafen uns beim Seilziehen», verrät sie. Sie haben sich wortwörtlich angezogen. Inzwischen sind die beiden seit zehn Jahren verheiratet und ziehen noch immer am selben Strick, auch wenn sie bereits schwierige Zeiten meistern mussten.

Neues Kapitel nach der Krise

Miriam Knechtle war lange Zeit ein Wirbelwind des Lebens. Voller Energie schmiss sie den Alltag zwischen Hof, Haushalt und Familie, bis sie vor drei Jahren in eine Erschöpfungsdepression fiel. Diese Zeit stellte ihr Leben auf den Kopf und zwang sie dazu, innezuhalten. Auf der Alp Tellerli, fand sie die nötige Ruhe und Kraft, um sich von den Erschöpfungserscheinungen zu erholen.

Immer in Bewegung, ohne Wenn und Aber. So beschreibt Miriam ihre frühere Lebensweise. Hof, Haushalt und Familie – sie war für alles da, nur nicht für sich selbst. Bis sie schliesslich an ihre Grenzen stiess. «Ich musste lernen, mir auch Zeit für mich selbst zu nehmen. Neben meiner Rolle als Ehefrau, Mutter und Bäuerin auch einfach nur ich selbst zu sein», reflektiert die 35-jährige Appenzellerin über ihre schwierige Zeit vor drei Jahren. Der Weg zurück war nicht leicht und steinig. Heute hat sie mehrheitlich ihre Balance wiedergefunden, nimmt sich aber bewusst Auszeiten für sich. Ihre Familie hat sie während dieser Zeit getragen, wofür sie noch heute dankbar ist.

Schwingerfans

An den Wochenenden geniesst Miriam Ausflüge mit ihrer Familie, ab und zu auch nur mit ihren zwei älteren Söhnen. Ziel ist oft ein Schwingfest, denn das Schwingen liegt den beiden Buben im Blut. Bereits als Kind verbrachte Miriam ihre Wochenenden auf verschiedenen Schwingfesten, da sowohl sie als auch ihr Vater leidenschaftliche Schwingerfans sind.

Es erfüllt sie mit grossem Stolz, dass ihre Söhne Janick und Fabio heute selbst aktiv im Schwingen sind! Einblicke in den kantonalen Nachwuchsschwinget zeigen, dass die beiden hartnäckig und auf einem vielversprechenden Weg sind. Wer weiss, vielleicht gehören sie in einigen Jahren zu den «Bösen»! Jedenfalls haben sie bereits beide einen Zweig errungen.

Vier Schwestern

Der Grund für ihre Teilnahme an der Landfrauenküche ist, dass sie sich endlich mal wieder Zeit für sich selbst nehmen wollte, um sich etwas Gutes zu tun. Ausserdem war sie neugierig darauf, sechs neue Kolleginnen, deren Familien und Betriebe kennenzulernen. Natürlich darf auch ihre Leidenschaft fürs Kochen nicht fehlen, und sie möchte ihre Küche gerne weiter präsentieren.

Obwohl sie selbst nicht die treibende Kraft hinter der Anmeldung war – das übernahmen ihre vier Schwestern – war es ihr ein echtes Anliegen, ihre Schwestern als Unterstützung dabei zu haben. «Die Schwestern haben den Startschuss gegeben, und ich möchte auf ihre Hilfe zählen können!» Als Küchenhilfe steht ihr schliesslich ihre Zwillingsschwester Karin zur Seite.

Lang ersehnte Schoggi

Sepp hat sich zwar nicht auf seine Rolle als Gastgeber vorbereiten können, nimmt jedoch die Aufgabe des Servierens mit einer entspannten Gelassenheit an. Er macht sich keine grossen Sorgen und begegnet kleinen Pannen mit Humor. Für seinen Charme erhielt er jedenfalls Lob, vor allem von den Frauen, die auch seine barfüssige Erscheinung als typisch appenzellisch einschätzten.

Miriam servierte den Landfrauen eine Auswahl einheimischer Spezialitäten. Zur Vorspeise gab es einen frischen Blattsalat mit Appenzeller Mostbröcklitartar, gereicht auf selbstgemachtem Toastbrot und begleitet von einem Stück Käsefladen. Zum Hauptgang erfreuten sich die Gäste an einem zarten Kalbscarreébraten, mariniert mit Honig, Senf und Thymian, sowie selbstgemachten Urdinkel-Nudeln und saisonalem Gemüse. Sowohl die Vorspeise als auch das Hauptgericht bestanden aus Fleisch von ihrem eigenen Hof.

Herausforderung Schoggikuchen

Als krönenden Abschluss erwartete die Gäste ein lauwarmes Schoggichüechli, serviert mit selbstgemachter Joghurt-Minze-Glace und marinierten Erdbeeren. Die Vorspeise wurde in den höchsten Tönen gelobt. «Der Käsefladen war perfekt», schwärmte Nauer, während Rüttner meinte: «Ich kann mich nicht entscheiden, ob der Käsefladen oder das Mostbröcklitartar besser war.» Auch beim Hauptgang konnte Miriam überzeugen; das Kalbscarreé war auf den Punkt gegart.

Die Herausforderung beim lauwarmen Schokoladenküchlein besteht darin, die Backdauer exakt zu timen, damit der Kern noch leicht flüssig bleibt. Lange hatten die Landfrauen auf ein solches Schokoladendessert gewartet, und bei Miriam war es nun endlich so weit. Zunächst sorgte die Zubereitung bei ihr für Nervenkitzel, denn die Küchlein wollten nicht so recht aus dem Glas.

Nun kommt das Finale

Doch das spielte keine Rolle, denn die Landfrauen lobten das Küchlein in höchsten Tönen und fanden sogar die Präsentation im Glas originell, obwohl das ursprünglich nicht geplant war. Es gab also keine geäusserten Schwachstellen im Menü und keine bemerkenswerten Patzer. Das ist ein äusserst positives Resümee für die letzte Gastgeberin. Knechtle konnte sich entspannt zurücklehnen und den letzten Abend mit den Frauen ausklingen lassen.

Welche Landfrau sich in der Küche am besten geschlagen hat und das beste Menü zubereitet hat, wird am Freitag, den 11. Oktober, in der Finalsendung bekannt gegeben. Sie erhält den Titel der Siegerin der Landfrauenküche 2024 und der besten Regionalküche. Was denkt Ihr, wer gewinnen wird? Gibt es eine Favoritin?

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