Bereits im Februar hat der Schweizer Bauernverband (SBV) mit seiner Petition die Detailhändler Migros, Coop, Aldi und Lidl aufgefordert, die Produzentenpreise um 5 bis 10 Prozent anzuheben , um die gestiegenen Mehrkosten grösstenteils auszugleichen.
Landwirte legen Hoffnungen in Verbände
Die Schweizer Junglandwirte ihrerseits fordern eine Erhöhung der Produzentenpreise um 10 Prozent. «Wir erwarten von den Branchenverbänden und der Fenaco, dass sie sich in den Verhandlungen für die Interessen ihrer Basis einsetzen», machten sie in ihrem offenen Brief deutlich . Den Detailhandel forderten sie auf, die effektiven Kosten der Produktion anzuerkennen.
Im Februar und März haben Landwirtinnen und Landwirte aus der Basis mit zahlreichen Aktionen höhere Produzentenpreise eingefordert. Tausende Bauern in der ganzen Schweiz haben sich an mehreren Orten versammelt. Ihre Hoffnungen haben sie anschliessend in die Hände der Produzentenorganisationen gelegt. Das Resultat ist bisher ernüchternd. Bei der Milch gibt auf den 1. Juli eine leichte Erhöhung des Richtpreises für Industriemilch im A-Segment um 2,5 Rp/kg. Bei den Kartoffeln hat die Produzentenorganisation teilweise höhere Preise durchsetzen können.
5 Prozent mehr beim Brotgetreide
Beim Getreide stehen Verhandlungen an. Im vergangenen Jahr haben die Produzentenvertreter beim Brotgetreide jedoch keine Erhöhung durchsetzen können. Die Hoffnungen der Getreideproduzenten wurden enttäuscht. Die Kommission «Markt-Qualität Getreide» von der Branchenorganisation Swiss Granum hat lediglich die Preise des vergangenen Herbsts bestätigt.
Beim Futtergetreide wurden keine Richtpreise vereinbart. Die Schweinebranche habe sich erfolgreich gegen eine Preiserhöhung gewehrt, teilte der Schweizerischen Getreideproduzentenverband (SGPV ) im Juni 2023 mit.
Am 10. Juni wird sich die Getreidebranche zu den Richtpreisverhandlungen treffen. Der Zürcher Bauernverband (ZBV) bringt seine Forderungen ins Spiel. Er fordert beim Brotgetreide eine Erhöhung des Richtpreises um 5 Prozent. «Diese Preiserhöhung kann durch eine Reduktion der Detailhandelsmargen kompensiert werden und hat auf den Ladenpreis keine Auswirkungen», schreibt der Verband in einer Mitteilung.
«Schweinehalter müssen Hand bieten»
Dringenden Handlungsbedarf sieht der ZBV beim Futtergetreide. Hier müssten zwingend Richtpreise festgelegt werden. Zur Sicherung des Futtergetreideanbaus sei mindestens ein Preisniveau wie 2022 notwendig. «Und damit eine deutliche Erhöhung gegenüber dem letzten Jahr. Beide Forderungen bedeuten ein guter Kompromiss für alle Interessengruppen», stellt der Verband klar.
Die Getreideproduzenten haben aus Sicht des ZBV «unfreiwillig einen Beitrag zur Entlastung auf dem schwierigen Schweinemarkt geleistet». Deshalb seien nun die Tierhalter gefordert, Hand für einen «attraktiven Futtergetreidepreis» zu bieten. Der ZBV wendet sich ausdrücklich an die Schweineproduzenten. Strukturelle Probleme in der Schweinehaltung dürften nicht zu weiterem Preisdruck auf die Futtergetreidepreise führen. Der Zürcher Bauernverband warnt davor, den Futtergetreideanbau weiter zu schwächen. «Eine Fleisch- und Eierproduktion ohne Inlandgetreide wird ihre Glaubwürdigkeit verlieren», macht der Verband klar.
Detailhandel signalisiert Bereitschaft
Gegenüber «Schweizer Bauer» haben die Coop und Migros signalisiert, bei den Richtpreisen Hand zu bieten. «Wir haben Verständnis für die Bauernfamilien. Uns ist klar, dass die Preise kostendeckend sein müssen», sagte Coop-Chef Philipp Wyss im Februar zu «Schweizer Bauer». Beim Getreide und bei den Kartoffeln würden aufgrund der verschärften Vorgaben durch den Absenkpfad die Kosten steigen und die Erträge tiefer ausfallen. «Hier sehen wir Möglichkeiten. Wir werden faire Produzentenpreise finden», versprach Wyss.
Und Migros-Chef Mario Irminger sagte zu «Schweizer Bauer»: «Wir teilen die Ansicht, dass die Inputkosten wie Dünger oder Energie in der Landwirtschaft substanziell gestiegen sind. Diese Entwicklung ist einer der Gründe, weshalb die Bauern protestiert haben. Inflatorische Kostensteigerungen dürfen aber nicht zu einer Einkommensreduktion führen. Wir teilen die Meinung, dass dies kompensiert werden muss.»