Landwirt Werner Schüttel berichtet, er sei vom Ersteigerer seines Hofes bedroht worden. Dessen Sicht ist nicht bekannt.
Der «Fall Schüttel» ist um ein Kapitel reicher. Der Hof Le Creux in Le Cerneux-Péquignot NE wurde bekanntlich vor einem Jahr bei einer betreibungsrechtlichen Versteigerung von einem «fast 79-jährigen Nichtlandwirt» (Selbstbezeichnung auf Facebook) ersteigert.
Auf Schüttels Pachtland Blacken geschnitten
Der bisherige Eigentümer, Landwirt Werner Schüttel, wehrt sich aber auf dem juristischen Weg, unter anderem verlangt er vom Ersteigerer Schadenersatz, da ihm dieser einst die Sanierung der Güllenanlage in Aussicht gestellt habe. Schüttel sagt, der Ersteigerer habe den Hof unrechtmässig ersteigert; der Ersteigerer sagt, seit der Versteigerung bewirtschafte Schüttel den Hof als Besetzer. Bemerkenswert ist, dass Schüttel auch ein Jahr nach der Versteigerung noch keine Abrechnung erhalten hat.
Nun ist es am 3. Juni 2023 zu einem Vorfall gekommen, wie Werner Schüttel berichtet. Der Ersteigerer aus dem Kanton Bern und seine Lebenspartnerin haben laut Schüttel ihr Auto auf Le Creux abgestellt und auf angrenzendem Pachtland von Schüttel Blacken abgeschnitten. Schüttel stellte das fest, fuhr hin und rief ihnen laut eigener Darstellung auf eine Distanz von über 20 Metern zu: «Fahrt ab! Verlasst das hohe Gras, da wird nächste Woche gemäht!» Dann seien die beiden auf ihn zugekommen, sie voraus, er hinterher. Mittlerweile wieder auf Boden von Le Creux, habe der Ersteigerer gerufen: «Ich bin im Grundbuch! Es ist mein Heu!»
Daniel Salzmann
«Frau und Mann haben ihr Messer gezückt»
Die Frau habe dann das Messer mit Holzgriff gezückt, das für Schüttel wie ein Jagdmesser ausgesehen habe, der Mann kurz darauf auch, und laut Schüttel rief der Mann: «Das ist Notwehr! Wenn du kaputt bist, habe ich den Hof!» Schüttel legt Wert darauf, zu sagen, dass er sich den beiden nicht angenähert und nur das Telefon in den Händen gehabt habe.
«Sie hielten die Messer mit den Klingen in meine Richtung und näherten die Messer meinem Bauch bis auf eine Distanz von weniger als einem Meter. Ich fühlte mich bedroht, ging rückwärts zu meinem Auto, fuhr davon, rief ihnen nach: ‹Ich weiss, wie viel du dem Luzerner Landwirt für die Schuldbriefe bezahlt hast!›» Laut Schüttel versuchte da der Ersteigerer, dem Auto noch nachzurennen, ohne Erfolg.
«Die Polizei kam hinzu und wies den Ersteigerer weg»
Schüttel fuhr nach Hause und wählte dort um 15.38 Uhr die Nummer 117. «Die Polizei erschien mit Martinshorn, fuhr auf den Hof und fragte, was los sei. Dann gingen die Polizisten zu den beiden und befragten sie. Am Ende fuhren diese davon», so Schüttels Bericht. Er hat am letzten Freitag Strafanzeige eingereicht.
Gerne hätte der «Schweizer Bauer» die Sichtweise des Ersteigerers wiedergegeben. Dieser brach aber ein Telefon am Montag, 5. Juni, abrupt ab und reagierte nicht auf eine anschliessende schriftliche Anfrage, die auch an seinen Rechtsberater ging, der früher bei der Bundesanwaltschaft gearbeitet hat. Für den Ersteigerer und für seine Begleiterin gilt selbstverständlich die Unschuldsvermutung.
Die früheren Berichte über Werner Schüttel:
Teil 1: Sabotage, Kuhabgänge und Fast-Brände
Teil 2: Der Überfall vom 27. November 2014 und der Rauswurf aus der Käsereigenossenschaft
Teil 3: Koksender Bauernlehrling brach bei Schüttel ein
Teil 4: Ein Schätzer, 125 ’000 Franken in bar, 10% Zins
Teil 5: Das sagt der «Nichtlandwirt» zum ersteigerten Hof
Teil 6: Wie Schüttel wieder kurzzeitig im Grundbuch wieder Eigentümer war