Marina Kohler hat in diesen Tagen alle Hände voll zu tun. Weihnachten bedeutet für sie Hochbetrieb im Hoflädeli Bain Crasta. Neben Milchprodukten, Honig und selbstgemachten Konfitüren stellt die gelernte Floristin auch Geschenke auf Bestellung her.
Zusammen mit ihrem Partner Peder Scherer lebt und arbeitet Marina im Oberengadin, genauer gesagt in Celerina GR. Auf Peders 37 Hektaren grossem Biobetrieb wird vor allem Milchwirtschaft betrieben. Nebst den 18 Milchkühen leben auf dem Hof, der auf 1700 m.ü.M. liegt, noch allerlei andere Tiere.
Für Marina ist die Arbeit in der Landwirtschaft auch eine Lebensschule und sie empfindet es als Privileg, sich Zeit und Arbeit selber einteilen zu können. Was aus ihrer Sicht die Schattenseiten des Lebens in und mit der Landwirtschaft sind und was Peders Talent für Holz mit den Hühnern zu tun hat, hat Marina dem «Schweizer Bauer» erzählt.
Marina, wie bist du in der Landwirtschaft gelandet?
In der Landwirtschaft bin ich durch die Liebe gelandet. Ich bin aufgewachsen in Vättis SG und lebe schon länger im Engadin. Ich bin gelernte Floristin und bin selber nicht auf einem Bauernhof aufgewachsen. Aber es war schon immer ein Mädchentraum von mir, auf einem Bauernhof zu arbeiten und zu leben. Vor knapp acht Jahren lernte ich dann Peder kennen und lieben.
Wie sieht dein Leben heute aus?
Auf dem Biohof von Peder in Celerina GR halten wir 18 Milchkühe, mit eigener Aufzucht. Seit diesem Winter bleiben alle Kälber bei uns auf dem Betrieb, mindestens, bis sie abgetränkt sind. Das machen wir für ein besseres Tierwohl. Daneben gibt es weitere Tiere auf dem Hof wie, Bündner Strahlziegen, Hühner und Schweine.
Was sind deine Aufgaben auf dem Hof?
Ich unterstütze Peder bei den Stallarbeiten und auf dem Feld, wo immer es Arbeit gibt. Zum Hof gehört auch das Hoflädeli Bain Crasta. Dort bin ich für alles zuständig: von der Produktion über den Einkauf und die Bestellung bis hin zur Dekoration und allgemeinen Büroarbeiten. Nebst der Hofarbeit und dem Hoflädeli bin ich auch verantwortlich für den Bauerngarten.
Wer lebt und arbeitet sonst noch auf dem Hof?
Peder und ich machen das meiste alleine. Ab und zu kommt ein Freund und hilft uns, wo er kann. Bei der Heuernte haben wir immer viele Freunde, die uns helfen, was wir sehr schätzen. Peder hat den Betrieb im Jahr 2012 von seinen Eltern übernommen. Peders Vater ist leider vor drei Jahren gestorben und seine Mutter kommt ab und zu, um uns bei der Heuernte zu helfen.
Betriebsspiegel
Ort: Vietta Lizun 16, 7505 Celerina
Fläche: 37 Hektaren (Bergzone 4), nach biologischen Richtlinien bewirtschaftet
Tiere: 18 Milchkühe (Original Braunvieh und Brownswiss), 12 Aufzuchtrinder und 18 Kälber, Bündner Strahlenziegen, Hühner, Schweine, Hofhund Bea und Katze Caramelo
Familie: Peder Scherer, gelernter Zimmermann und Landwirt hat im Jahr 2012 den Betrieb übernommen, Marina Kohler, gelernte Floristin
Was ist speziell an eurem Betrieb?
Unser Milchwirtschaftsbetrieb liegt hoch oben auf 1700 m.ü.M. Wir bewirtschaften rund 37 Hektaren, nach biologischen Richtlinien. Ein Drittel der Fläche wird extensiv bewirtschaftet. D.h. diese Flächen werden erst nach dem 15. Juli gemäht und sie werden nicht gedüngt. Grössenteils sind das ehemalige Ackerterassen. Im Sommer sind alle Milchkühe auf der Alp Marguns, oberhalb Celerina GR. Die Weiden erstrecken sich auf einer Höhe von mehr als 2500 m.ü.M. Die Alp wird von Peder und einem anderen Bauer von der Gemeinde gepachtet. Und wie ich schon erwähnt habe, ist uns das Tierwohl besonders wichtig.
Für mich ist es ein Privileg, meine Zeit und Arbeit selbst einteilen zu können.
Welche Momente möchtest du nie eintauschen, die dir in deinem Tag auf dem Bauernhof begegnen und die einzigartig sind?
Für mich ist es ein Privileg, meine Zeit und Arbeit selbst einteilen zu können. Jeder Tag auf dem Hof ist sehr abwechslungsreich. Vor allem kann man in der Natur und mit Tieren arbeiten.
Was empfiehlst du jungen Menschen, die sich überlegen, ob sie eine landwirtschaftliche Ausbildung machen sollen?
Ich empfehle es jedem, der gerne in der Natur arbeitet. Der Freude an der Arbeit auf dem Feld, Freude am Umgang mit Tieren und grundsätzlich am selbständigen Arbeiten hat. Der Beruf des Landwirts und der Landwirtin ist vielseitig und sehr interessant. Man lernt viel und es ist zugleich auch eine Lebensschule.
Gibt es auch Schattenseiten oder belastende Situationen?
Wie in jedem Beruf gibt es auch Schattenseiten. Der Beruf bringt es mit sich, dass man nicht so spontan sein kann. Weil man sehr gebunden ist und organisieren muss, dass man sich auch mal ein paar Tage frei nehmen kann. Zu den Schattenseiten gehört auch, wenn es einem Tier nicht gut geht. Das geht einem das sehr nahe.
Wenn du einen Wunschzettel hättest, um eine Sache in der Landwirtschaft zu ändern, was wäre das?
Dass wir als Landwirte die Anerkennung für das bekommen, was wir tagtäglich leisten. Es gibt immer neue Anforderungen, die umgesetzt werden müssen. Das kann auch belastend sein. Insgesamt haben wir in den letzten Jahren viel erreicht in unserer Branche. Es wäre an der Zeit, das Ganze ruhen zu lassen. Das im Hinblick auf die allgemeine Kostensteigerung und damit sich die Landwirtschaftsbetriebe anderweitig entwickeln können.
Ich habe den grünen Daumen, was sicher für unseren Gemüsegarten gut ist.
Kannst du etwas, was die anderen auf dem Betrieb nicht können, und umgekehrt?
Ich habe den grünen Daumen, was sicher für unseren Gemüsegarten, die Umgebung und das Hoflädli Bain Crasta gut ist. Peder, mein Partner, kann gut mit Holz umgehen, da er gelernter Zimmermann ist. Er hat viel gemeistert während dem Bau vom neuen Stall, sowie dem Hoflädeli und dem neuen Stall für die Hühner.
Für welche Themen interessierst du dich im «Schweizer Bauer»?
Ich interessiere mich für Themen wie Fütterung, Krankheiten und Prävention bei Tieren, Gartenbau, Gemüsebau und Porträts.
-> Wer mehr über Marina erfahren will, wird auf Instagram fündig:
Frauen in der Landwirtschaft
In der Serie über Frauen in der Landwirtschaft sind folgende Porträts schon erschienen:
-> Elisa Nunzi aus Soglio GR: «Sie erfüllt sich ihren Traum»
-> Martina Heuberger aus Deisswil bei Münchenbuchsee BE: «Das Landleben ist ihr Zuhause»
-> Barbara Dober aus aus Küssnacht am Rigi SZ: «Sie ist ihre eigene Chefin»
-> Nadine Alder, Landmaschinenmechanikerin bei Meier Maschinen: «Ihr Hobby ist Feldhäcksler fahren»
-> Ina Kiessling aus Reichenbach im Kandertal BE: «Sie ist mit Herzblut Schäferin»
-> Lesly Cathomas aus Falera GR: «Viehzuchterfolge machen sie glücklich»
-> Bettina Minder aus Detligen BE: «Sie hat den Einkaufsladen vor der Haustür»
-> Sarah Schmid aus La Ferrière BE: «Die Besamung ist ihr Bereich auf dem Hof»













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