Am Freitagnachmittag kam es zum Paukenschlag. Die Migros liess verlauten, dass sie zusammen mit ihrem Tochterunternehmen Elsa die Branchenorganisation Milch (BOM) Ende Jahr verlassen wird. Für die BOM ist das ein schwerer Schlag. Wie soll es weitergehen. Braucht es die BOM noch? Diskutieren Sie mit und stimmen Sie ab.
Der Entscheid der Migros erschütterte die Branche. Per Ende 2017 wird die Zürcher Detailhändlerin die Branchenorganisation verlassen. Die Migros zahle als einziger grosser Verarbeiter konsequent den Richtpreis der BOM von 65 Rappen/kg, betonte das Unternehmen am Freitag. Man habe sich immer an die Regeln gehalten. Einzelne Akteure hätten die Diskussion um den Milchpreis für ihre Partikularinteressen genutzt und sich nicht an Abmachungen gehalten, kritisiert sie weiter. Ränkespielchen und Profilierungsversuche überlasse sie anderen.
Migros hart angegangen
Für ihre Lieferanten soll sich nichts ändern. «Ihnen wird weiterhin einen Milchpreis bezahlt, der höher ist als der durchschnittlich ausbezahlte Preis für Molkereimilch gemäss der Erhebung des Bundesamtes für Landwirtschaft», streicht die Detailhändlerin hervor. Die Migros wird sich somit nicht mehr am BOM-Richtpreis orientieren. Die Elsa ist die einzige grosse Molkerei, welche den A-Richtpreis von 65 Rp./kg franko Rampe einhält, während Emmi, Cremo oder Hochdorf teilweise sehr deutlich darunter liegen
In Kritik kam die Migros nach der jüngsten Vorstandssitzung der BOM. Der Richtpreis für industrielle Molkereimilch im A-Segment für das 3. Quartal wurde bei 65 Rappen pro Kilo belassen. Verschiedene Akteure haben die Migros anschliessend hart angegangen. Eine Gruppe um Emil Zwingli verschickte nach dem Entscheid der BOM ein SMS, welches dazu aufforderte, die Migros zu boykottieren, weil diese in der BOM gegen eine Richtpreiserhöhung gestimmt habe. Auch Emmi-Boss Urs Riedener kritisierte die Migros. In einem Interview mit «20 Minuten» schiebt er die Verantwortung dem Detailhandel zu. Diese würden Preisveränderungen durchsetzen.
Auf den Falschen gezielt
Verschiedene Akteure der Branche sind überrascht. «Wie es nun weitergehen soll, kann ich noch nichts sagen. Der Entscheid kam überraschend», sagt BOM-Geschäftsführer Stefan Kohler auf Anfrage von schweizerbauer.ch. BOM-Präsident Peter Hegglin hob hervor, dass die Migros und die Elsa für die Branche eine grosse Bedeutung hätten. «Die ungerechtfertigten Anschuldigungen nach dem Vorstandsentscheid gegen einzelne Mitglieder sind unfair gewesen», so Hegglin.
Noch deutlicher wird Ruedi Bigler, der im Vorstand der BOM die Produzenten vertritt. «Das ist für die BOM ganz schlecht. Es ist ein grosser Verlust für die Branche», sagte er gegenüber schweizerbauer.ch. Man habe auf den Falschen gezielt (Red. Boykott-SMS). Die Migros hab im Gegensatz zu anderen Akteuren den A-Richtpreis stets eingehalten, macht Bigler deutlich.
Branche kommt nicht zur Ruhe
Die Branche jedenfalls kommt nicht zur Ruhe. Verschiedene Vertreter versuchen, die Migros dazu zu bewegen, in der BOM zu verbleiben. Da muss aber viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Zudem haben der Schweizer Bauernverband und die Schweizer Milchproduzenten Verarbeiter und Händler aufgefordert, ab Ende Juni einen Richtpreis ohne Abzüge zu entrichten. Werden die Forderungen nicht erfüllt, sollen «gezielte Aktionen» erfolgen. Diese Aktionen sollen bei jenen Abnehmern erfolgen, die den Milchbauern ihren Anteil an der Wertschöpfung weiter «verweigern».