Familie Stalder setzt bereit in der zweiten Generation auf die Direktvermarktung.
Hasle Mühle
An der Hauptverkehrsachse von Hasle BE nach Burgdorf BE leuchtet während der Erdbeer-Saison eine markante rote Erdbeere im bekannten Erdbeer-Kreisel der Hasle-Mühle. Wenige Schritte entfernt befindet sich der Hofladen der Familie Stalder, der sich in den letzten Jahren zu einem vitalen Dorflädeli entwickelt hat. Doch hinter den Regalen und Ständen verbirgt sich ebenfalls eine innovative Herangehensweise.
Breites Sortiment
An alle Bernerinnen und Berner, die den Erdbeer-Kreisel bei der Hasle-Mühle kennen: Der Hofladen der Familie Stalder ist längst ein vertrauter Anlaufpunkt geworden. Was einst klein begann, hat sich heute zu einer grosszügigen Verkaufsfläche entwickelt. Im Hofladen werden regionale Produkte angeboten, darunter Gemüse, Früchte und Beeren, sowie Milch-, Käse- und Fleischprodukte. Ein grosser Teil stammt vom eigenen Bio-Betrieb der Familie Stalder, während die restlichen Produkte von Produzenten und Partnern aus der Region kommen.
Der Hofladen besticht auch durch sein breites Sortiment an hausgemachten Bäckerei- und Confiseurspezialitäten, von süssen Gebäckstücken wie Nussgipfeln bis hin zu Sandwiches. Selbstgemachtes wie Sirup, Konfitüre und verschiedene Öle finden ebenfalls ihren Platz. Die Blumen- und die Kaffeeecke, mit der Möglichkeit für «Coffee to go», runden das Angebot ab. Eine Auswahl, die ermöglicht, den Wocheneinkauf zu erledigen.
Bio und Nicht-Bio
Vor Ort durfte ich Christoph Stalder, den Betriebsleiter, treffen. Er zeigte mir die unterschiedlichen Bereiche seines Betriebes, unter anderem seinen wunderschön eingerichteten Hofladen. «Ich möchte regionale, qualitativ hochwertige und nachhaltige Produkte zu fairen Preisen anbieten,» sagt Stalder. Für ihn ist aber auch die gute Zusammenarbeit mit seinen Partnern sehr wichtig. Obwohl er seinen Betrieb vor noch nicht allzu langer Zeit auf Bio umgestellt hat und seine Produkte nun das Bio-Label tragen, sieht er keinen Grund, sich von bestehenden Partnern abzuwenden, wenn diese nicht auch Bio-Produkte produzieren.
Vielmehr schätzt er die gute, ehrliche und langfristige Zusammenarbeit mit seinen regionalen Partnern. «Ich suche nicht in der Ferne nach Bio-Produkten, wenn im selben Dorf ein konventioneller Produzent ist,» so Stalder und ergänzt: «Ich lege ebenso Wert auf Regionalität und Nachhaltigkeit, und Produkte von weit her unterstützen dieses Konzept nicht.»
Tierwohl zum Mittelpunkt
Alles Rind- und Schweinefleisch, das im Hofladen verkauft wird, stammt von der Familie Stalder. Kürzlich haben sie eine fortschrittliche und ethische Methode auf ihrem Hof eingeführt: die Hoftötung. Dieser Ansatz ermöglicht es ihnen, die Tiere von der Geburt bis zum letzten Moment in Ruhe und Würde zu begleiten, indem sie direkt auf dem Hof getötet werden.
Für den Betrieb Hasle-Mühle steht das Wohl der Tiere dabei im Mittelpunkt. «Seit ich das erste Mal erlebt habe, wie stressfrei und in Ruhe das Tier von meinem Hof gehen konnte, möchte ich keinen anderen Weg mehr wählen», erklärt er.
Hoftötung
Die Hoftötung erspart den Tieren den stressigen Transport zum Schlachthof, was nicht nur das Tierwohl fördert, sondern auch zu einer besseren Fleischqualität führt. In Zusammenarbeit mit dem Unternehmen «Stressfrei vom Hof GmbH» setzen Stalders das Konzept um. Nachdem die Tiere auf dem Hof getötet und ausgeblutet werden, werden sie mittels Transportanhänger in den Schlachthof zur weiteren Verarbeitung gebracht. «Für viele Metzger ist die Hoftötung ein neu aufkommendes Geschäft, das ihnen eventuell auch Mehraufwand bringt», sagt Stalder.
«Ich schätze, dass ich auch trotz der Hoftötung noch mit meinem vorher bestehenden Metzger zusammenarbeiten kann.» Weiter betont er: «Die Mehrkosten sind es mir wert, wenn ich dadurch meinen Tieren den Stress ersparen und sie in Ruhe vom Hof gehen lassen kann.» Seine Entscheidung wird auch von seinen Kunden geschätzt. Für Stalder steht beim Fleischkonsum das Bewusstsein im Vordergrund. Er ist der Überzeugung, dass ein reduzierter, aber bewusster Fleischkonsum aller Konsumenten einen bedeutenden Beitrag zum Tierwohl leisten könnte.
Backen mit Solarstrom
Nach dem Stopp in Hasle fahre ich weiter in Richtung Langnau. In Zollbrück lege ich einen weiteren Stopp ein. Wer die idyllische Gemeinde kennt, kennt ebenfalls die Bäckerei Aeschlimann, die seit 1890 über Generationen hinweg Bäckermeister hervorgebracht hat.
Simon Aeschlimann ist Geschäftsführer der Bäckerei Aeschlimann.
Michelle Wüthrich
«Für uns ist Nachhaltigkeit von grosser Bedeutung», betont Simon Aeschlimann, während er durch die Backstube führt. Vor den imposanten Backöfen erklärt er, dass ein bedeutender Teil des Energiebedarfs der Bäckerei durch eine eigene PV-Anlage auf dem Dach gedeckt wird, die jährlich etwa 150’000 kWh Strom erzeugt. «Das entspricht der Hälfte unseres Verbrauchs», fügt er hinzu. Den restlichen Strom bezieht die Bäckerei vom Energieversorger BKW.
Zutaten aus der Region
Nebst auf die nachhaltige Energieversorgung setzt die Bäckerei Aeschlimann konsequent auf regionale Rohstoffe und auf saisonale Zutaten. «Das Fleisch beziehen wir vom Metzger hier in Zollbrück, Butter und Käse kommen aus dem nahen Frittenbach, und unser Mehl stammt aus Lotzwil», erklärt Simon. «Auch die Eier, etwa 20’000 Stück pro Jahr, beziehen wir aus der Region. Diese Verbundenheit zur Region spiegelt sich deutlich in der Qualität unserer Produkte wider.»
Nebst für das traditionelle Bäckerhandwerk ist die Bäckerei Aeschlimann auch für ihre Vielfalt an Backwaren bekannt, die das breite Angebot im Bäckerforum Aeschlimann widerspiegelt. Besonders beliebt sind das «Schattsittebrot», der knusprige «Tanneläng» sowie die vielfältige Auswahl an Sandwiches und Patisserieprodukten.
Backstube erleben
«Unser Ziel ist es, unseren Kunden nicht nur exzellente Backwaren zu bieten, sondern ein ganz besonderes Erlebnis», sagt Unternehmer Aeschlimann. So wird jeden Sonntag ein reichhaltiges Brunchbuffet angeboten, bei dem die Gäste die einladende Atmosphäre der Bäckerei geniessen können. Auch gibt es das sogenannte «Monatsbrot».
Das Engagement für Qualität und Innovation zeigt sich auch im Ambiente der Bäckerei. «Besucher können bei uns in die Backstube schauen und erleben, wie wir arbeiten», erklärt Aeschlimann stolz. Für die kleinen Besucher gibt es einen eigenen Spielbereich, während sich die Erwachsenen auf der Terrasse entspannen können.
«Wir möchten, dass sich unsere Kunden bei uns wie zu Hause fühlen», so der Emmentaler. Bei meinem Besuch in der Backstube des Bäckerforums Aeschlimann hatte ich nach einer kurzen Verschnaufpause im Bistro bei Kaffee und Gipfeli die Möglichkeit, selbst die Kunst der Ankestängeli-Herstellung zu erlernen.
-> Mehr zum Hof und zum Hofladen der Familie Stalder gibt es hier
-> Einen Einblick in die Bäckerei Aeschlimann gibt es hier
Was Michelle auf dem Hof der Familie Stalder erlebt hat, und wie sie sich beim Backen der Ankestängeli geschlagen hat, seht Ihr im Video
Michelle unterwegs: Alle Etappen zum Nachlesen
1. Etappe: Matschige Stiefel und Kinderlachen
2. Etappe: Von der Chrüterei, zum Bier bis zum Käse
3. Etappe: Bei Übernahme Betrieb umstrukturiert
4. Etappe: Erlebnisweg bringt Landwirtschaft näher
5. Etappe: 800 ha Land und eine Pferdezucht
6.&7. Etappe: Von der Milch zu den Beeren
8. Etappe: Bauern auf dem «Glungge-Hof»
9. Etappe: Die Emmentaler Entdeckungsetappe
Von grünen Hügelkaskaden verschluckt werden, auf verschlungenen Pfaden durch das intime Emmental gleiten und im stolzen Dorf Langnau ankommen. Man könnte tagelang in diesem Emmental herumkurven, und glücklicherweise darf man es auch.
Die Etappe Burgdorf–Langnau ist ein intimes Portrait dieses schweizerischen Sehnsuchtsraumes mit den entspannten Kühen, den riesigen Bauernhäusern und der Landschaft mit der einzigartigen Entspannungswirkung. Sorgsam pirscht sich die Herzroute durch enge Talschaften zu den Anhöhen empor, findet immer wieder neue Kreten und Traversen, um sich von einem Graben zum nächsten zu hangeln, dazwischen Aussichtslagen von grosser Schönheit.
Die stolze Stadt Burgdorf und das charmante Langnau markieren die beiden Zentren des Emmentals und umrahmen diese Etappe. Dazwischen tänzelt die Strecke durch beste Emmentaler Spezialitäten: das magische Luterbachtal, der Aussichtspunkt Mänziwilegg, die legendäre Moosegg mit ihrem Fernblick und die wunderbare Höhenlage entlang der Frittenbachgräben.
Streckenbeschrieb: 56 km, 1440 Hm/sehr hügelig, Naturstrassen: 7 km.
Man könnte tagelang in diesem Emmental herumkurven.
zvg