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Sie bauert auf 1800 Meter über Meer

In einem Aufruf suchte schweizerbauer.ch nach Schnappschüssen von Frauen in der Landwirtschaft. Wer streitet sich da mit Bella, der Grauvieh Mutterkuh, um die Brennnesseln? Sie hat es uns erzählt, und so stellen wir heute Regula Schmid aus Tschappina GR vor.

Auf 1800 m ü. M. in Tschappina GR führen Regula und Ralph Schmid zusammen mit ihren beiden Kindern Noemi und Fabian einen Landwirtschaftsbetrieb. Ihre 12 Grauvieh-Mutterkühe sind das Herz des Betriebs und bleiben das ganze Jahr über auf dem Hof.

Das ist auch möglich, weil Regula ihre zahlreichen anderen Aufgaben gut um die Arbeit auf dem Hof herum organisiert hat: So zum Beispiel bewirtet sie Gäste im Rahmen von Swiss Tavolata, betreibt ein Hoflädeli und einen grossen Garten.

Die gelernte Sportfachfrau hat den Betrieb 2004 zusammen mit ihrem Mann Ralph übernommen. Regula, die vielen aus der Landfrauenküche 2021 bekannt sein dürfte, hat dem «Schweizer Bauer» erzählt, dass sie immer mal wieder gerne etwas «anzettelt». Und auch: Lesen Sie, warum Regulas Rüebli und Kohlköpfe so gross sind.

Regula, wie bist du in der Landwirtschaft gelandet?

In die Landwirtschaft sind wir durch meinen Mann Ralph gekommen. Er wollte den Betrieb von meinen Eltern übernehmen – am schönsten Fleck der Welt. Ralph ist gelernter Metzger und Forstwart, und als mein Vater ihm vorschlug, den Betrieb zu übernehmen, gefiel ihm die Idee. So ist er 1999 auf den Hof gekommen, und 2004 haben wir den Betrieb übernommen. Damals gehörten 15 Hektaren zum Betrieb, mittlerweile konnten wir weitere 15 Hektaren übernehmen, da unser Nachbar Hans Tester in Pension ging. Er hilft uns bis heute noch mit dem Jungvieh.

Betriebsspiegel

Fläche: 30 Hektaren (Bergzone 4)

Tiere: 12 Grauvieh-Mutterkühe mit Kälbern plus Jungvieh (Anbindestall), Hühner, Enten, Katze

Bewirtschaftung: Nach Bio-Suisse-Richtlinien

Betriebszweige: Swiss Tavolata mit eigenen Produkten, Backwaren (Nusstorte und Totenbeinli), Kräuter, Salben für den eigenen Hofladen, Beraterin und Verkauf von Effektive Mikroorganismen (EM)

Familie: Regula und Ralph Schmid Blumer mit Noemi (18) und Fabian (15) sowie Regulas Mutter

Was sind deine Aufgaben auf dem Hof?

Zu meinen Aufgaben gehören der Haushalt, die Kleintiere, die Mithilfe im Stall und alles, was zur Futterernte dazugehört. Dies bedeutet bei uns sehr viel Handarbeit. Ich kontrolliere auch die Tiere, wenn sie auf der Weide sind. Ich betreibe den Hofladen, mache Gästebewirtung (Swiss Tavolata) und kümmere mich um den Garten – also eigentlich alle Arbeiten ausser dem Unterhalt der Maschinen. Ich arbeite mit meinem Mann Hand in Hand.

Hast du noch andere Aufgaben neben dem Hof?

Nebst der Swiss Tavolata, die ich ausser im Juli und August mache und durchschnittlich zwei- bis dreimal pro Monat Leute bewirtet – mal mehr, mal weniger – habe ich auch die Vertretung von EM für den Kanton Graubünden übernommen. Diese Aufgabe habe ich von Sebastian Dönz übernommen. Mit EM (Effektiven Mikroorganismen) beschäftige ich mich seit acht Jahren, und ich habe viele gute Erfahrungen damit gesammelt – nicht zuletzt im Garten. Ich habe zwar auch einen guten Boden und ein mildes Klima, aber dass alles so gut gedeiht, ist auch EM zu verdanken. Diese Erfahrungen teile ich jetzt mit über 300 Kunden: Ich bewirtschafte das Lager und gebe ab und zu auch Vorträge dazu. Für mich ist es wichtig, dass vorbeugende Massnahmen – wie EM und Homöopathie – mit der Schulmedizin kombiniert werden. Früher habe ich noch als Skilehrerin gearbeitet und samstags jeweils die Feriensiedlung «Aclas Heinzenberg» betreut.

Grundsätzlich nutze ich jede Chance, mich weiterzuentwickeln.

Regula Schmid

Ist es dir wichtig, noch andere Aufgaben zu haben als den Hof?

Ich würde eher sagen, dass mir die Aufgaben immer etwas zugefallen sind. Grundsätzlich nutze ich jede Chance, mich weiterzuentwickeln, und finde es schön, wenn man sich in dem Gebiet verwirklichen kann, in dem man Freude hat – momentan vor allem beim Kochen. Weil ich so auch etwas mehr auf dem Betrieb bleiben kann, kann mein Ralph im Winter im Skigebiet Tschappina am Lift arbeiten, und es ist trotzdem jemand auf dem Hof. Früher konnte meine Mutter noch einige Ämtli übernehmen, z. B. vormittags im Stall, um den Kühen Auslauf zu geben.

Habt ihr ausser deiner Mutter und dem Nachbarn sonst noch Hilfe?

Ja, die Kinder sind eine grosse Hilfe. Noemi kann zwar jetzt etwas weniger helfen, da sie in der Ausbildung zur Drogistin ist. Unser Sohn Fabian arbeitet nach der Schule immer mit. Auch die Eltern von Ralph kommen uns beim Heuen helfen, aber das ist vielleicht bald nicht mehr möglich. Beim Heuen helfen auch immer wieder gute Freunde mit, wenn sie Zeit finden.

Was ist das Spezielle an eurem Betrieb?

Unser Betrieb liegt auf 1800 m ü. M. zuoberst am Heinzenberg. Wir bewirtschaften eher steiles Land, dazu sind unsere Grauvieh-Mutterkühe bestens geeignet. Sie sind das ganze Jahr über bei uns auf dem Betrieb. Das heisst, sie gehen Ende Mai in zwei bis drei Gruppen auf die Weide und kommen erst Mitte Oktober wieder zurück in den Stall. Das hat Vor- und Nachteile: So sind wir zwar schnell vor Ort, wenn etwas mit den Tieren passiert – alle Weiden liegen nicht weiter als 10 Minuten vom Hof –, aber das Zäunen und mindestens einmal pro Tag nach den Kühen zu sehen, bindet uns sehr an den Hof. Das Schöne an unserem Betrieb ist aber sicher die Abwechslung und die Natur.

Wie kann man sich das Heuen bei euch vorstellen?

Wir machen zwar nur 1–1,5 Schnitte, aber das dauert trotzdem zwei Monate. Zum Glück gibt es heute moderne Hilfsmittel (z. B. Twister, Bläser). Trotzdem ist vieles noch Handarbeit.

Welche Momente möchtest du nie eintauschen, die dir in deinem Tag auf dem Bauernhof begegnen und die einzigartig sind?

Keinen Moment in meinem Alltag (lacht). Ich liebe meine Arbeit mit allem, was dazu gehört. Gerade in der Landwirtschaft kann man sich auch zusätzlich Arbeiten selber geben, die man als Frau gerne macht. Bei mir ist das z. B. Backen für den Hofladen und Kochen für Tavolata-Gäste, Kräuter sammeln und veredeln, in der Natur arbeiten (mein Fitnessprogramm) und für die Tiere da sein – sie füttern und pflegen mit allem, was dazugehört. Aber die schönsten Momente sind die, dass man direkt am Arbeitsort ist und sich die Arbeit selber einteilen kann. Im Sommer ist das sehr wetterbedingt: Wenn's schön ist, arbeite ich lieber draussen, und bei schlechtem Wetter gibt es auch drinnen ganz viel zu erledigen. Die Jahreszeiten sind eine gute Abwechslung, und wenn man von einer Arbeit genug hat, kommt die nächste. Nie würde ich – im Moment – den Wohnort tauschen. Die ruhige und sonnige Lage bedeutet extreme Lebensqualität.

Das mit den Maschinen können ruhig die Männer übernehmen (lacht).

Regula Schmid

Was empfiehlst du jungen Menschen, die sich überlegen, ob sie eine landwirtschaftliche Ausbildung machen sollen?

Sie sollten Freude an der Arbeit haben und sich bewusst sein, dass es oft lange und strenge Tage und Wochen gibt. Freude an Tieren und ein wenig Interesse an Maschinen sind von Vorteil. Obwohl, das mit den Maschinen können ruhig die Männer übernehmen (lacht). Wenn man einen Landwirtschaftsbetrieb hat, ist dies oft eine langfristige Arbeit – wenn einem die Arbeit nicht gefällt, bringt das nichts, und ein Wechsel in einen anderen Job ist nicht so einfach.

Gibt es auch Schattenseiten oder belastende Situationen?

Schattenseiten gibt es in jedem Beruf, das Schöne sollte überwiegen. Die zunehmende Bürokratie, die laufend strengeren Regelungen und Gesetze sowie die Grossraubtiere sind sicher belastend. Wenn man über die Grenzen schaut, gibt das schon manchmal zu denken – positiv, aber auch negativ. In der Schweiz kann man bedenkenlos Fleisch konsumieren, mit dem Wissen, dass alles streng geregelt und kontrolliert ist, im Vergleich zum Ausland. Gewisse Gesetze und Regelungen machen einem aber das Leben eher schwer und verhindern die Selbständigkeit und Weiterentwicklung. Z. B. bin ich sehr froh, dass wir nicht mit den Maschinen auf die Strasse müssen – auch da sind die Vorschriften sehr streng.

Kontrollen sind ja gut, aber es gibt Grenzen.

Regula Schmid

Wenn du einen Wunschzettel hättest, um eine Sache in der Landwirtschaft zu ändern, was wäre das?

Dass man die Landwirte und Landwirtinnen wieder vermehrt arbeiten lässt. Heutzutage muss man sich oft hinterfragen, ob man das ohne grössere Probleme machen kann. Kontrollen sind ja gut, aber es gibt Grenzen. Die Wertschätzung, Leute aus der Nicht-Landwirtschaft sollten sich vermehrt bewusst sein, was Landwirte leisten – sie produzieren die Lebensmittel. Heute kann man sich alles kaufen, egal woher das kommt. Ich denke, dass wir Landwirte und Landwirtinnen bewusster leben und einkaufen.

Regula bei Swiss Tavolata

Seit ihrer Teilnahme an der Sendung Landfrauenküche 2021 ist Regulas Kochleidenschaft noch grösser geworden. Auch macht es ihr Freude, ihren Hof mit Gästen zu teilen. So bewirtet sie nach Anmeldung 4–14 Personen (grössere Gruppen auf Anfrage) und bietet ein Dessert-Buffet ab 8 Personen an. 90 Prozent der Produkte, die sie verarbeitet, stammen vom Hof – das macht jedes Menü zu einer Überraschung. Wer eine Tavolata im Jägerstübli buchen möchte, kann sich direkt bei Regula per Mail oder Telefon melden: 078 888 01 77.

->  Auf der Website von Swiss Tavolata gibt es weitere Informationen, auch zu anderen Betrieben.

Kannst du etwas, was dein Mann oder andere auf dem Betrieb nicht können, und umgekehrt?

Einerseits arbeiten wir eng zusammen und können uns gegenseitig Aufgaben abnehmen, wenn einer ausfällt, andererseits haben wir gewisse Aufgaben bereits aufgeteilt. Ich bin eher für die Gesundheit der Tiere zuständig – wobei es sehr wertvoll ist, wenn man sich austauschen kann – während er eher für die Maschinen zuständig ist, worüber ich auch sehr froh bin. Dasselbe gilt im Büro: Er macht alles, was mit Tiermeldungen und Flächen/Wiesen zu tun hat. Ich mache die Rechnungen und Buchhaltung. Kochen und Backen sind sicher eher meine Aufgabe, wobei er auch im Haushalt sehr mithilft. Wenn ich Gäste für Tavolata habe, übernimmt er oft den Abwasch. Ich bin aber eher diejenige, die etwas «anzettelt»: Habe eine Idee und setze sie auch um. Da ist er nicht immer sehr begeistert.

Was interessiert dich im «Schweizer Bauer»?

Im «Schweizer Bauer» interessiert mich, was anderswo läuft. Man bekommt dadurch oft Ideen, und der Horizont wird erweitert.

Frauen in der Landwirtschaft

In der Serie über Frauen in der Landwirtschaft sind folgende Porträts schon erschienen:

->  Elisa Nunzi aus Soglio GR: «Sie erfüllt sich ihren Traum»

->  Martina Heuberger aus Deisswil bei Münchenbuchsee BE: «Das Landleben ist ihr Zuhause»

->  Barbara Dober aus aus Küssnacht am Rigi SZ: «Sie ist ihre eigene Chefin»

->  Nadine Alder, Landmaschinenmechanikerin bei Meier Maschinen: «Ihr Hobby ist Feldhäcksler fahren»

->  Ina Kiessling aus Reichenbach im Kandertal BE: «Sie ist mit Herzblut Schäferin»

->  Lesly Cathomas aus Falera GR: «Viehzuchterfolge machen sie glücklich»

->  Bettina Minder aus Detligen BE: «Sie hat den Einkaufsladen vor der Haustür»

->  Sarah Schmid aus La Ferrière BE: «Die Besamung ist ihr Bereich auf dem Hof»

->  Marina Kohler aus Celerina GR: «Im Hoflädeli ist sie die Chefin»

->  Selina Röösli aus Menznau LU: «Sie ist auf dem Weg zur Betriebsleiterin»

-> Julia Forkert: «Von der Chefarztsekretärin zur Landwirtin»

Kommentare (3)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • libelula20 | 10.02.2025
    ich liebe das grauvieh. sie haben so schöne gesichter. hätte ich einen bauernhof, hätte ich grauvieh, schott. hochlandrinder, 1 pony für meine enkel! ich bewundere landwirte dieser art für ihren mut, die ausdauer und die liebe zu tier und natur!
  • Marc Brechbühl | 10.02.2025

    Bravo ! Dein Bericht tönt sehr spannend und mit viel Freude! Ein riesiges Danke an euch Bauern und Bergbauern ! Ich habe davon keine Ahnung, und immer habe ich das Gefühl,dass ihr unglaublich viel krampft für uns alle, ich frage mich jedesmal wie ihr das schafft ! Ich bin überzeugt: unsere Bauern und Bäuerinnen müssen wir schützen in der Schweiz, genau wie die wertvolle Natur die sie eben gerade pflegen ! Herzlichen Dank !

  • Geser Judith | 10.02.2025

    👍👍🍀

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