Ein Highlight auf der Herzroutenstrecke ist der Glungge-Bauernhof, wo «Ueli der Pächter» gedreht wurde.
Michelle Wüthrich
Die Route führte mich schliesslich von Burgdorf weg auf die Herzschlaufe 899 in die «Wynigenberge», auf ein Strässli, das mich am Betrieb «Glungge» der Familie Reinhard in Rüedisbach vorbeiführte. Vor Ort traf ich das Betriebsleiterehepaar Christa und Peter Reinhard.
Seit 1987 Bio
Beim Anblick des wunderbar mit Blumen dekorierten Bauernhauses drängte sich mir blitzartig die Frage auf, wie ein derartig vielbesuchter Ort Raum für Rückzug und Familiensein der Familie Reinhard bieten kann. Auch wollte ich wissen, wie die Reinhards den Betrieb 70 Jahre nach der Verfilmung der Gotthelf-Klassiker «Ueli dr Chnächt» und «Ueli dr Pächter» führen und dies gleichzeitig mit dem Tourismus unter einen Hut bringen können. Im Gespräch unter der Linde konnten meine Fragen geklärt werden.
Peter und Christa Reinhard bewirtschaften den Betrieb.
Michelle Wüthrich
Seit 2001 führen Christa und Peter Reinhard den Hof, der bereits 1681 von Jakob Jost erbaut wurde. «Als fünfte Generation bewirtschaften wir den Betrieb, der seit 1987 biologisch geführt wird», meint Peter. Weiter erzählt er: «Dass mein Vater den Betrieb bereits früh auf Bio umgestellt hat, war aus Überzeugung für eine nachhaltige Zukunft und aus Respekt der Natur gegenüber. Dieses Erbe führen wir bis heute weiter, während wir gleichzeitig die Tradition und die Geschichte der Region mit dem Tourismus auf unserem Betrieb lebendig halten.»
22,5 Hektaren Land
Auf 22,5 Hektaren Land bewirtschaften sie hauptsächlich Grünland für ihre 24 reinrassigen Simmentaler Kühe und bauen Brotgetreide (Dinkel und Weizen) sowie Mais an. Früher wurden zusätzlich Biokarotten, Randen und Kartoffeln angebaut, was sie jedoch aufgrund der immer weniger vorhandenen Arbeitskräfte reduziert haben.
Nebst für die Landwirtschaft sind die Reinhards auch als Gastgeber für verschiedene Anlässe auf ihrem Betrieb tätig. Sie haben bereits drei Mal einen 1.-August-Brunch veranstaltet, ein Freilichttheater organisiert und die alte Heubühne für verschiedene Kinoabende mit Gotthelf-Filmen genutzt. Hochzeiten und Apéros auf dem Hof sind ebenfalls beliebt, und seit die Herzroute 899 vorbeikommt, betreiben Christa und ihre Nachbarin Michelle Steiner das «Glunggebeizli», das Selbstbedienung bietet und mit kalten Getränken, Kaffee, Schlüferli und Glace vom Chnubumilchbeizli lockt.
Herausforderung
Seit 2020 bieten Reinhards zusätzlich Stellplätze für Camper an, die interessante Begegnungen und Abwechslung in den Alltag bringen. Auf Anfrage bieten sie Hofführungen und Apéros an, um Besuchern einen tieferen Einblick in ihren Hof und in die Region zu ermöglichen. Dass es nebst den vielen interessanten Begegnungen mit Besuchern auch mal herausfordernd werden kann, versteht sich von selbst.
«Besonders dann, wenn die Besucher denken, unser Haus sei ein Museum. Oft vergessen die Leute, dass hier Menschen wohnen», erklärt Christa mit einem Lächeln. Das Familienleben, einen Rückzugsort und gleichzeitig eine Touristenattraktion unter einen Hut zu bringen, sei ein Balanceakt. «Man gewöhnt sich daran, trotzdem habe ich zwischendurch ein bedrängendes Gefühl, dass ich noch besser aufräumen oder putzen sollte», so Christa. Doch beim Anblick des sehr gepflegten und schön dekorierten Hofs fühlen sich die Gäste sicher rundum wohl.
Märit
Eine neue Initiative war der diesjährige Maimärit, der erstmals im Mai 2024 auf der Glungge stattfand, organisiert durch den Biohof Hohweid und den Glunggehof. Der Märit lockte viele interessierte Besucher an und stellte sich als erfolgreiches Projekt heraus. Bereits jetzt steht fest, dass er nächstes Jahr erneut stattfinden wird.
Nachdem ich mein E-Bike an der Ladestation aufgeladen hatte und ich die herzliche Gastfreundschaft der Reinhards hatte geniessen können, setzte ich meine Velotour fort. Mit frischer Energie und vielen neuen Eindrücken trat ich weiter meinem nächsten Etappenziel entgegen.
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Hier gibts einen Einblick in den Glunggehof. Video anschauen
Michelle unterwegs: Alle Etappen zum Nachlesen
1. Etappe: Matschige Stiefel und Kinderlachen
2. Etappe: Von der Chrüterei, zum Bier bis zum Käse
3. Etappe: Bei Übernahme Betrieb umstrukturiert
4. Etappe: Erlebnisweg bringt Landwirtschaft näher
5. Etappe: 800 ha Land und eine Pferdezucht
6.&7. Etappe: Von der Milch zu den Beeren
8. Etappe: Die klassische Ur-Etappe
Staunend durch die märchenhafte Hügellandschaft von Willisau nach Burgdorf kurven und sich der Symphonie aus Hügeln und Ausblicken anvertrauen. Bereits 2003 wagte sich die Herzroute an diese famose Traverse zwischen dem luzernischen Willisau und dem Emmental. Die Etappe hat inzwischen Kultcharakter bekommen und gilt als besorgniserregend süchtig machend.
Sie entführt die Reisenden auf verschlungenen Wegen durch eine Landschaft, die man kaum kennt. Vom Kleinstädtchen Willisau tritt man über das luzernische Zell in den Oberaargau ein, einen stimmungsvollen Teil des Kantons Bern, der sich mehr und mehr ins Emmental verwandelt. Die Hügel werden höher, die Kretenlagen eindrücklicher, die Bauernhäuser üppiger.
Spätestens in Affoltern läuft die Strecke zu einem landschaftlichen Crescendo auf, das sich kaum mehr überbieten lässt. Weitblicke auf die Alpen und zum Jura umrahmen die Kaskade aus Hügeln, die sich vor uns ausbreiten. Mittendrin unsere kleine Strasse, die sich um all diese Grünheiten herumschlängelt. Über das Gotthelf-Dorf Lützelflüh gelangt man entlang dem lauschigen Uferweg der Emme bis ins mittelalterliche Burgdorf, dessen stolzes Schloss das Tal überragt und Ankommende willkommen heisst.
Streckenbeschrieb: 63 km, 1210 Hm/super hügelig, Naturstrassen: 10.5 km.
Herzroute
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