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Migros-Austritt: Die Gründe

Mit dem Migros-Genossenschaftsbund und seiner Tochter Elsa treten der grösste Schweizer Detailhändler und die viertgrösste Molkerei aus der Branchenorganisation Milch (BOM) aus. Was steckt genau dahinter?

Samuel Krähenbühl |

 

 

Mit dem Migros-Genossenschaftsbund und seiner Tochter Elsa treten der grösste Schweizer Detailhändler und die viertgrösste Molkerei aus der Branchenorganisation Milch (BOM) aus. Was steckt genau dahinter?

In der BOM brennt es lichterloh. Nach den Ereignissen um die letzte BOM-Vorstandssitzung im Mai, an der sich eine Mehrheit gegen eine Erhöhung des A-Richtpreises ausgesprochen hat, erklärte die Migros samt Tochter Elsa letzten Freitag den Austritt aus der BOM. Wir erläutern die Hintergründe:

Warum ist die Migros aus der BOM ausgetreten?
«Weil einzelne Akteure sich nicht mehr an die Spielregeln halten, Profilierungsversuche und Ränkespiele die Agenda bestimmen und interne Angelegenheiten in der Öffentlichkeit ausgetragen werden.» Das sagt wortwörtlich Hansueli Siber, Mitglied der Generaldirektion Migros-Genossenschafts-Bund im neusten Migros-Magazin.

Wen meint die Migros damit?
Ganz offensichtlich meint die Migros in erster Linie ihren Mitbewerber Coop. Der zweitgrösste Detailhändler der Schweiz hatte schon mehrfach im Vorfeld von BOM-Vorstandssitzungen angekündigt, dass er sich für eine Richtpreiserhöhung einsetze. «Wir von Coop würden uns nicht gegen eine allfällige Erhöhung wehren», betonte Philipp Wyss, Leiter Beschaffung/Marketing, etwa im Februar gegenüber dem «Schweizer Bauer». Trotzdem stimmte der Coop-Vertreter dann dem Vernehmen nach gegen eine Preiserhöhung. Am Abend nach der Mai-Sitzung verschickte dann Coop eine Mitteilung, wonach man für eine Richtpreiserhöhung sei und trotz ablehnendem Entscheid der BOM freiwillig die 3 Rp./kg mehr bezahlen werde. Pikant dabei: Der Coop-Vertreter fehlte ferienhalber an der Sitzung.

Was ist die Rolle der anderen Molkereien ausser der Elsa?
Auch sie wird wohl die Migros gemeint haben, wenn sie die anderen Akteure in der BOM kritisiert. So hat Emmi-Chef Urs Riedener im «Blick» nach der BOM-Sitzung öffentlich gesagt, dass seine Firma für eine Richtpreiserhöhung gewesen sei. Und in «20 Minuten» schiebt der frühere Migros-Manager die Verantwortung vor allem der Migros zu. «Ich finde es sehr gut, dass Coop den Bauern ab Juli mehr bezahlt. Aber erst wenn auch die Migros als grösster Schweizer Milchverkäufer mit eigenem Verarbeitungsbetrieb nachzieht, wird es eine Branchenbewegung geben», so der Emmi-Boss.

Was kritisiert die Migros an Emmi, Cremo und CO?
Die Migros betont stets, dass sie über ihre Molkerei Elsa den A-Richtpreis von 65 Rp./kg franko Rampe einhalte und fordert von den anderen Molkereien, dass auch diese ihren Produzenten mindestens den A-Richtpreis auszahlen und keine Abzüge für die Produkte im Molkereisegment vornehmen. In der Branche ist tatsächlich unbestritten, dass Elsa die einzige grosse Molkerei ist, welche keine Abzüge auf dem A-Richtpreis von aktuell 65 Rp./kg macht. Dies im Gegensatz zu allen anderen grossen Molkereien wie Emmi, Cremo oder Hochdorf, welche Abzüge von teils bis gegen 10 Rp./kg machen.

Welche Rolle spielte der Boykottaufruf der Gruppe Zwingli?
Die Gruppe um den Braunviehzüchter Emil Zwingli aus Wattwil SG, die bereits letztes Jahr einen Boykottaufruf per SMS gegen die Senkung der Preise für Schlachtkühe verschickte, startete einen ähnlichen Aufruf gegen die Migros, weil diese im BOM-Vorstand gegen die Richtpreiserhöhung war. Doch die Gruppe zog den Aufruf bald einmal zurück und suchte das Gespräch mit der Migros. Im bereits erwähnten Interview im «Migros-Magazin» sagt Hansueli Siber denn auch klar, dass der Entscheid über die vergangenen Monate gereift sei. Und auch hinter vorgehaltener Hand heisst es klar, dass diese Geschichte nicht die Ursache für den Austritt gewesen sei, sondern eben vor allem das Verhalten von Coop, Emmi und Co.

Wie geht es nun mit der BOM weiter?
Im September 2011 war mit den Schweizer Milchproduzenten bereits einmal einer der wichtigsten Akteure aus der BOM ausgetreten. Das hat bereits damals die BOM vor eine Zerreissprobe gestellt. Auch der Austritt der Migros mit ihrem enormen Gewicht in der Milchbranche bringt die Organisation erneut an den Rand des Abgrunds. Denn auch viele Milchbauern sind in Anbetracht der nicht kostendeckenden Milchpreise unzufrieden. Entscheidend für das Weiterbestehen der BOM dürfte sein, ob nun die Spielregeln besser durchgesetzt werden. Das würde etwa bedeuten, dass die BOM öffentlich in einem Monitoring Transparenz über die Einhaltung der Richtpreise schaffen würde.

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