Die coronavirusbedingte, grosse Nachfrage 2020 im Detailhandel hat sich normalisiert, liegt aktuell aber weiterhin über den Werten von 2019. – lid
Der Landwirtschaftliche Informationsdienst (LID) zieht Bilanz über das Jahr 2021. Laut den Schweizer Milchproduzenten (SMP) war die Marktlage für Milch im 2021 positiv. Mehr dazu im zehnten Teil der Jahresrückblick-Serie.
In der Schweiz war das Jahr 2021 laut Verband der Schweizer Milchproduzenten (SMP) für die Schweizer Milchwirtschaft positiv, verlangte aber auch viel Flexibilität. Die Milchmenge hat bis Oktober bei plus 0,3 Prozent mit sinkender Tendenz und bei guter Nachfrage praktisch stagniert.
Die coronavirusbedingte, grosse Nachfrage 2020 im Detailhandel hat sich normalisiert, liegt aktuell aber weiterhin über den Werten von 2019. Der Rückgang bei den Molkereiprodukten von rund 3 Prozent konnte in anderen Bereichen kompensiert werden.
Butterproduktion auf Tiefststand
Die Käseproduktion ist von Januar bis Oktober um 1,7 Prozent gestiegen. Damit konnten in der gleichen Periode, die um 8,2 Prozent gewachsenen Käseexporte realisiert und der ebenfalls gewachsene Importdruck von plus 5,9 Prozent etwas abgefedert werden.
2020 war die Butterproduktion – auch coronavirusbedingt – auf einem Tiefststand. Diese dürfte im laufenden Jahr 2021 vor allem aufgrund der Entwicklung im vierten Quartal noch 3 bis 4 Prozent tiefer ausfallen als 2020.
Es war jedoch auch aufgrund der frühen Importfreigabe für andere Marken immer genügend Schweizer Butter vorhanden, um die Swissnessmarken «Floralp» und «Die Butter» lückenlos zu beliefern. Insgesamt waren so rund 3’200 Tonnen Butterimporte notwendig.

David Marsden
Dieser Marktverlauf, unterstützt durch eine wetterbedingt schlechte Futtersituation, führte insgesamt dazu, dass Schweizer Milch 2021 ein gesuchtes Gut war. Der Molkereimilchpreis in der Schweiz konnte um rund 4 Rappen, derjenige für Käsereimilch im Mittel um knapp 3 Rappen angehoben werden.
Der Auch der A- sowie der B-Richtpreis für Molkereimilch wurden im Verlauf des Jahres um 2 Rappen auf 73 Rappen respektive um 2,4 Rappen angehoben. Die Entwicklung zeigt laut SMP auch, dass der Zuschlag zur Einführung des «grünen Teppichs» per 1. September 2019 nun nachhaltige Spuren auf dem Markt hinterlassen hat.
Trend zu mehr nachhaltiger Milch
Auch 2021 wurde mit Nachdruck an der Positionierung der Schweizer Milch im Markt gearbeitet. Zum einen wurde eine Aufklärungskampagne zur Nachhaltigkeit der Schweizer Milch lanciert und zum anderen wurde weiter daran gearbeitet, weitere Milchproduzenten zu motivieren, beim Branchenstandard nachhaltige Schweizer Milch, dem «grünen Teppich», mitzumachen.
Heute erfüllen rund 11’500 Produzentinnen und Produzenten den Standard, was 85 Prozent der Schweizer Molkereimilch und gut 20 Prozent der Käsereimilch repräsentiert. Der Trend geht weiter, insbesondere auch bei der Käsereimilch. Der Standard ist ein wichtiges Differenzierungsmerkmal für Schweizer Milch und Milchprodukte gegenüber der ausländischen Konkurrenz. Schweizer Milch wird auch 2022 ein knappes Gut bleiben.

BWB, Franz Steiner
Weltweit rechnen Marktkenner in den nächsten 10 Jahren mit einer Nachfragesteigerung bei Milch und Milchprodukten von über 20 Prozent – bei stagnierenden Milchmengen. Diese guten Voraussetzungen müssen auch in der Schweiz genutzt werden, um weitere wirtschaftliche Verbesserungen zu erreichen. Die
Situation im Ausland
Von den fünf wichtigsten milchexportierenden Ländern der Welt – Neuseeland, USA, Australien, Argentinien sowie Europa – zeigt einzig Argentinien im laufenden Jahr ein Wachstum in der Milchproduktion.
Bei gleichzeitig weiterhin starker Nachfrage aus Asien, haben sich die Preise für Milchpulver, Butter und Käse so gegen Ende 2021 auf dem Weltmarkt in rekordhohe Sphären gesteigert. Auch in Europa zeigten sich 2021 ähnliche Tendenzen. Zum Beispiel ist die Milchproduktion in Deutschland seit 2017 mit minus 1,5 Prozent auf den tiefsten Stand gesunken.
Die gute Situation auf dem Weltmarkt hat auch die EU-Milchmärkte für Butter, Käse und Milchpulver beflügelt. Vor diesem Hintergrund haben die Produzentenpreise in der EU die magische Grenze von 40 Eurocent geknackt.
Rindfleischproduktion etwas rückgängig
Von Januar bis Oktober 2021 lag die Rindfleischproduktion in der Schweiz nach Schlachtmenge um 0,7 Prozent unter dem Vorjahreswert, wie Zahlen von Agristat zeigen. Beim Kalbfleisch fiel der der Rückgang mit 5,1 Prozent deutlicher aus.
Dafür waren die Kälber im Januar bis Oktober laut Branchenorganisation Proviande im Durchschnitt etwas schwerer als in der gleichen Vorjahresperiode.
Die Preise für Muni, Ochsen und Rinder hielten sich laut Agristat im November weiter auf hohem Niveau. Ebenfalls auf hohem Niveau bewegen sich die Preise für Schlachtkälber.
Jahresrückblick 2021
1. Teil: Kulturen saufen ab
2. Teil: Obstbau Schäden in Millionenhöhe
3. Teil: Gemüse-Importe wegen Wetter
4. Teil: Wein: Topqualität und historisch tiefe Erträge
5. Teil: Kartoffeln litten unter Nässe
6. Teil: Zuckerwerke sind nicht ausgelastet
7. Teil: Ein Drittel weniger Brotgetreide
8: Teil: Nachfrage nach Raps nicht gedeckt
9. Teil: Turbulentes Jahr für den Wald