Auf dem Knospen-Betrieb ihres Partners Bruno Hassler in der Bergzone 3 und 4 in Vaz/Obervaz packt Petra Weber mit viel Herzblut mit an. Der Betrieb umfasst 19 Hektaren Land und beherbergt eine bunte Mischung an Tieren: 80 Ziegen, 30 Schafe, 4 Herdenschutzhunde, 2 Hütehunde und 4 Norikerpferde.
Petra beschreibt ihre Position auf dem Hof als «die gute Seele», die sich für keine Arbeit zu schade ist. Sie hilft überall mit, sei es beim Ausmisten, Melken oder Füttern. Zudem erledigt sie den gesamten Haushalt und die landwirtschaftliche Büroarbeit.
Sie hat dem «Schweizer Bauer» verraten, was sie am Weidebeitrag stört, warum sie kein Problem mit Wildtieren und welchen aussergewöhnlichen Hobbys sie vor ihrer Zeit in der Landwirtschaft nachging – darunter sogar die Teilnahme an Autorennen in der Formel Ford.
Petra, wie bist du in der Landwirtschaft gelandet?
Ich habe vor einigen Jahren Bruno bei einer Kutschenfahrt kennengelernt. Daraus entwickelte sich eine tolle Freundschaft, aus der nach langer Zeit Liebe wurde. Ich habe meinen damaligen Beruf aufgegeben, mein Leben umgekrempelt und bin auf den Hof gezogen. Seitdem arbeite ich in der Landwirtschaft mit.
Wo und was hast du gearbeitet, bevor du ins Graubünden gezogen bist?
Ich habe als Sicherheitsbeauftragte für Diebstahl- und Präventionsmassnahmen in einem grossen Konzern in der ganzen Schweiz gearbeitet – eine nicht alltägliche Position für eine Frau. Aber ich war schon immer etwas speziell und mochte das Besondere. Darum gehörten zu meinen Hobbys neben dem Reiten auch Kampfsport, vor allem Boxen, und eine Zeit lang bin ich sogar Autorennen (Formel Ford) gefahren.
Hat Bruno den Betrieb einst von seinen Eltern übernommen?
Bruno hat den Betrieb selbst aufgebaut. Seine Söhne und mein Sohn helfen nun ebenfalls tatkräftig mit. Einer von Brunos Söhnen tritt in seine Fussstapfen und absolviert nun eine Nachholbildung als Landwirt bei uns auf dem Hof – er ist bereits gelernter Zimmermann.
Betriebsspiegel
Betriebsleiter: Bruno Hassler
Adresse: Voa son Duno 3, 7082 Vaz/Obervaz
Fläche: 21 Hektaren in der Bergzone 3 & 4
Tiere: 80 Ziegen, 20 Schafe, 4 Norikerpferde, 5 Herdenschutzhunde, 2 Border Collies
Bewirtschaftung: Nach den Knospe-Richtlinien von Bio Suisse
Betriebszweige: Die Milch wird in die Sennerei in Sufers geliefert, das Fleisch wird über verschiedenen Partner vermarktet und Bruno bietet Kutschenfahrten (buchbar unter www.kutschereivalbella.ch ) an.
Mit welchen Partnern arbeitet ihr bei der Fleischvermarktung zusammen?
Das Fleisch unserer Tiere wird durch Alpahirt sowie vom Restaurant Scalottas Terroir (Schweizerhof) in der Lenzerheide GR unter der Leitung von Spitzenkoch Hansjörg Ladurner vermarktet. «Bündner Gitzi» sind die Abnehmer unserer Gitzi, die sie direkt vermarkten. Wir achten darauf, dass auch unsere Partner nachhaltig und fair arbeiten.
«Auch Nutztiere haben Liebe verdient.»
Welche Momente auf dem Bauernhof möchtest du nie eintauschen?
Jeder neue Tag mit den Tieren ist wunderschön. Ich geniesse es, mit ihnen eins zu sein. Wenn ich mich in den Stall oder auf die Weide setze, kommen sie zum Kuscheln. Ich bin sehr mit ihnen verbunden – sei es mit den Herdenschutzhunden, den Pferden, den Schafen, den Ziegen oder den Border Collies. Denn auch Nutztiere haben Liebe verdient.
Was empfiehlst du jungen Menschen, die sich für die Landwirtschaft interessieren?
Wer Freude an der Landwirtschaft hat, sollte sich unbedingt weiterbilden und am besten die Lehre als Landwirt absolvieren. Die Landwirtschaft ist ein Kulturgut, das erhalten bleiben muss. Auch wenn es ein harter Beruf ist und viel Bürokratie dazugehört, lohnt sich die Arbeit.
Gibt es Schattenseiten oder belastende Situationen?
Ja, natürlich. Wenn ein Tier stirbt oder geschlachtet werden muss, ist das schwierig. Aber es gehört dazu. Darum achte ich darauf, dass jedes Tier bis zum Schluss ein schönes, artgerechtes und liebevolles Leben hat. Die fehlende Wertschätzung mancher Menschen ist ebenfalls belastend. Viele sehen die harte Arbeit nicht, die Landwirte leisten, und haben Vorurteile gegenüber unserem Beruf.
Wenn du etwas in der Landwirtschaft ändern könntest, was wäre das?
Ich wünsche mir mehr Wertschätzung für die Landwirtschaft. Besonders würde ich mir wünschen, dass Kleinnutztiere wie Schafe und Ziegen den Rindern gleichgestellt werden. Ziegen und Schafe erhalten zum Beispiel bei den Direktzahlungen keinen Weidebeitrag, obwohl sie hervorragende Landschaftspfleger sind.
«Der Chef im Stall ist und bleibt Bruno.»
Gibt es etwas, was du besonders gut kannst, das andere auf dem Betrieb nicht können?
Mein Stärken liegen im Management: Ich erledige die gesamte Büroarbeit und die Geschäftsabwicklungen. In der praktischen Arbeit auf dem Hof bin ich mittlerweile auch sehr selbständig, aber der Chef im Stall ist und bleibt Bruno. In unserer Kutscherei ist Bruno der leidenschaftliche Kutscher, während ich die Reiterin bin und mich um alles rund um unsere Noriker kümmere.
Wie ist der Umgang mit Norikerpferden?
Noriker sind liebenswürdige Kaltblüter aus Österreich mit einem ausgeglichenen Charakter. Unsere Pferde wiegen zwischen 850 und 950 Kilo, sind gut reitbar und faszinierende Tiere. Wie bei jedem Tier hängt aber viel davon ab, wie man mit ihnen umgeht – das Verhalten kommt immer zurück.
«Wildtiere gibt es nun mal, und wir haben kein Problem damit.»
Gibt es noch für Besonderheiten über dich und den Betrieb zu erzählen?
Wir halten Herdenschutzhunde, um unsere Ziegen und Schafe vor Wölfen und Luchsen zu schützen. Bisher hatten wir noch nie einen Riss. Wildtiere gibt es nun mal, und wir haben kein Problem damit. Früher hatte ich viele Hobbys, aber heute gehe ich ihnen kaum noch nach – ich bin sowieso jeden Tag draussen und habe genug Bewegung. Wenn ich Zeit finde bin ich kreativ und male, dies ist meine Zeit der Ruhe.
Was liest du im «Schweizer Bauer»?
Ich mag alle Themen im «Schweizer Bauer». Es ist immer interessant. Durch soziale Medien entstehen neue Kontakte, Ideen und wertvolle Austausche. Macht weiter so, es ist super, wie es ist!
Frauen in der Landwirtschaft
In der Serie über Frauen in der Landwirtschaft sind folgende Porträts schon erschienen:
-> Elisa Nunzi aus Soglio GR: «Sie erfüllt sich ihren Traum»
-> Martina Heuberger aus Deisswil bei Münchenbuchsee BE: «Das Landleben ist ihr Zuhause»
-> Barbara Dober aus aus Küssnacht am Rigi SZ: «Sie ist ihre eigene Chefin»
-> Nadine Alder, Landmaschinenmechanikerin bei Meier Maschinen: «Ihr Hobby ist Feldhäcksler fahren»
-> Ina Kiessling aus Reichenbach im Kandertal BE: «Sie ist mit Herzblut Schäferin»
-> Lesly Cathomas aus Falera GR: «Viehzuchterfolge machen sie glücklich»
-> Bettina Minder aus Detligen BE: «Sie hat den Einkaufsladen vor der Haustür»
-> Sarah Schmid aus La Ferrière BE: «Die Besamung ist ihr Bereich auf dem Hof»
-> Marina Kohler aus Celerina GR: «Im Hoflädeli ist sie die Chefin»
-> Selina Röösli aus Menznau LU: «Sie ist auf dem Weg zur Betriebsleiterin»
-> Julia Forkert: «Von der Chefarztsekretärin zur Landwirtin»
-> Regula Schmid aus Tschappina GR: «Sie bauert auf 1800 Meter über Meer»
-> Imke Marmet von der Lenk BE: «Die Alpzeit ist ihre grosse Leidenschaft»
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