Michelle unterwegs: Im Team Betrieb weiterentwickelt
Michelle Wüthrich ist Redaktorin beim «Schweizer Bauer». Sie besucht auf dem Weg von Romanshorn TG bis nach Lausanne VD während 13 Etappen verschiedene Regionen, Unternehmen und Landwirtschaftsbetriebe. Auf der 11. Etappe macht Michelle einen Stopp bei einer innovativen Mühle und einem Landwirtschaftsbetrieb.
v.l.: Jonas, Sandra, Anja und Aaron Ruprecht haben den Steinhof bei Laupen BE gemeinsam weiterentwickelt.
Steinhof Ruprecht
Für Velofahrerinnen und Velofahrer ist die Dittligmühle in Längenbühl BE die «Tankstelle» schlechthin: im Selbstbedienungscafé Irmas Mahlwerk kann man sich mit einem Getränk und hausgemachten Güezi oder Getreideriegel zwischenverpflegen.
Regionalität und Qualität
Auf der Sonnenterrasse steht ein altes Mahlwerk, angetrieben vom Wasserrad über Transmissionsriemen, wild bewachsen mit Pflanzen und ausgefallen dekoriert. Und im Goldkorn Shop kann man sich unter anderem mit Cerealien und Müeslimischungen eindecken – Power pur. Die zertifizierten Naturparkprodukte – Cerealien, Mehl, Backmischungen – werden mit viel Handarbeit sorgfältig in der Dittligmühle produziert und abgepackt. Die Transportwege sind kurz, in vielen Fällen wird das Getreide vom Feld direkt in die Mühle gebracht.
Nebst der Regionalität steht die hohe Qualität der Produkte im Vordergrund. «Unsere Kundinnen und Kunden backen das beste Brot und den besten Zopf» – dies ist der Leitsatz. Und es wird alles darangesetzt, die besten Bedingungen dafür zu schaffen. Wie heutzutage Mehl gemacht wird, wird in einem kurzen Film im «Mühlikino» gezeigt. Und wer die 113 Treppenstufen nicht scheut, kann sogar die Mühle besichtigen.
Markt verlangt nach Dinkel
Im Gespräch vor Ort sagt Geschäftsführerin Carmen Bezençon: «Derzeit sind Dinkelprodukte besonders gefragt. Obwohl wir von den viel genannten gesundheitlichen Vorteilen nicht ganz überzeugt sind und auch den tieferen Flächenertrag und den grösseren Anteil an Nebenprodukten bei Dinkel im Vergleich zu Weizen sehen. Aber der Markt verlangt danach.»
Carmen Bezençon ist Geschäftsführerin der Dittligmüle.
Michelle Wüthrich
Das Sortiment ist breit: Es umfasst Müesli.
Michelle Wüthrich
Backmischungen.
Michelle Wüthrich
Das Trendgetreide Dinkel darf nicht fehlen.
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Das Sortiment umfasst auch Kerne.
Michelle Wüthrich
Auf die Frage nach der Bedeutung von Bioprodukten erklärt Carmen: «Bio ist bei uns vergleichsweise weniger gefragt. Das liegt vielleicht daran, dass wir nicht in der Stadt sind. Für uns steht die Regionalität im Vordergrund. Etwa die Hälfte unserer Produktion ist Bio, und diese Produkte gehen hauptsächlich an Bäckereien, die daraus frisches Biobrot backen.»
Kantonsgrenze auf der Hofzufahrt
Ich verabschiede mich von der Dittligmühle in Längenbühl und fahre weiter in den Westen des Kantons Bern nach Laupen. Der Steinhof liegt auf 490 Metern über dem Meeresspiegel und ist das elfte Etappenziel meiner Velotour. Es ist einer der grössten und vielseitigsten Betriebe auf meiner Route.
Betriebsspiegel
Milchwirtschafts-Ackerbaubetrieb Talzone: 490m ü. M.
90 ha LN, davon 32 h Kunstwiese, 22 ha Mais, 12 ha Kartoffel, 7 ha Gerste, 7 ha Raps, Rest Ökoflächen
100 Kühe, 60 Aufzuchtrinder, 20 Mastkälber
Bei meiner Ankunft klärte mich Jonas, der ältere der beiden Betriebsleiter, über die Besonderheit des Standorts auf: «Die Kantonsgrenze Bern– Freiburg verläuft genau zwischen der Zufahrtsstrasse zum Betrieb. Unser Hof steht auf freiburgischem Boden, aber bereits am Ende der Parzelle.» Er zeigt auf ein etwa 100 Meter entfernt liegendes Haus: «Dort ist schon wieder Bern.»
Der Hof wird von zwei Betriebsleiterfamilien geführt, den Familien der Brüder Aaron (36, Meisterlandwirt) und Jonas Ruprecht (38, Agrotechniker). Ihre Ehefrauen Sandra und Anja unterstützen sie in der Administration sowie bei den Reservierungen des Maisbetts. Auf dem Hof sind ausserdem eine Mitarbeiterin und ein Auszubildender angestellt. Zu Spitzenzeiten helfen zudem stundenweise Arbeitskräfte aus.
Die beiden Brüder teilen sich die Aufgabenbereiche gezielt auf. «Wir haben beide unsere Hauptbereiche, aber unterstützen uns gegenseitig nach Bedarf. Die Planung und das Management erfolgen gemeinsam, während wir im Tagesgeschäft eigenständig handeln,» erklärt Jonas.
Diese Arbeitsteilung funktioniert sehr gut. Jonas ist für die rund 100 Kühe des Betriebs verantwortlich, die vorwiegend der Rasse Red Holstein angehören. Die Kühe werden in einem Boxenlaufstall gehalten, der seit 1993 besteht und 2015 erweitert wurde. Zwei Lely-Astronaut-Melkroboter sorgen für Flexibilität beim Melken. (-> Mehr dazu im Video) Aaron ist zuständig für den Futter- und den Ackerbau und für die Instandhaltung des Maschinenparks.
Mit der Idee, ein Maislabyrinth zu gestalten, haben die zwei Brüder einen Volltreffer gelandet. Das Maislabyrinth hat sich zu einem wichtigen Bestandteil des Steinhofs entwickelt. «Es zieht nicht nur Touristen an, sondern trägt zur Belebung der Region bei und bietet die Möglichkeit, etwas für die Öffentlichkeit zu tun», so Jonas. Er entwirft jedes Jahr mit viel Engagement und Kreativität ein neues, spannendes Labyrinth. «Bisher habe ich den Weg des Labyrinths jeweils in Powerpoint kartiert, doch im Laufe der Zeit habe ich festgestellt, dass es einen direkteren Weg über QGIS zur Datenerfassung per GPS gibt», erzählt er mit einem Schmunzeln.
Seit 1993 werden die Kühe in einem Laufstall gehalten.
zvg
Seit Dezember 2015 werden die Kühe mit dem Melkroboter gemolken.
zvg
Jonas Ruprecht bildete sich nach der Grundausbildung zum Agrotechniker HF weiter.
zvg
Das Maislabyrinth in Laupen BE von oben.
Steinhof Ruprecht
Erst seit wenigen Jahren ist das Maislabyrinth ein wachsendes Projekt auf dem Steinhof. Trotzdem boomt die Idee in der Region und über die Kantonsgrenzen hinaus. Nicht zuletzt wegen des gut ausgeklügelten Konzepts. Nebst dem Eintritt ins Labyrinth können sich die Besucher vor Ort auch kulinarisch verwöhnen lassen. Die gemütlich gestaltete Wiese vor dem Labyrinth lädt mit Tischen und Bänken zum Verweilen und zum Beisammensein ein. «Es zieht Leute aus den unterschiedlichsten Regionen an. Das freut uns», so die Worte von Jonas.
Besondere Höhepunkte sind die spannenden Spezialtage, die das Maislabyrinth noch attraktiver machen. Ob das aufregende Geisterlabyrinth, ein Jassturnier, ein Bierfest, ein Racletteabend oder das Weinlabyrinth – die Spezialtage bieten Gross und Klein ein abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm. «Besonders beliebt ist das Geisterlabyrinth», verrät Jonas. «Es liegt wohl am Adrenalinkick.» Was genau während der Geisternacht im Labyrinth passiert, bleibt jedoch ein gut gehütetes Geheimnis.
Das Maislabyrinth ist ideal für Einzelpersonen, Familien, Schulklassen und Vereine. Es wird als beliebtes Ausflugsziel und als Unterhaltungsmöglichkeit genutzt. Besonders abenteuerlustige Gäste haben sogar die Möglichkeit, im Maisbett mitten in der Labyrinthlichtung unter freiem Sternenhimmel zu übernachten.
An fünf romantischen Seen vorbei zum Längenberg aufsteigen und auf einer kaum bekannten Hügelkrete sich der Westschweiz zuwenden. Wer von Thun auf der Herzroute nach Laupen möchte, darf als Erstes die unglaubliche Sicht auf die Berner Hochalpen geniessen. Im Schlosspark Schadau blickt man staunend auf eine Szenerie, die es weltweit kein zweites Mal gibt. Gestärkt von diesem Eindruck wird man sorgsam in die Landschaft eingenestelt, die sich als Erstes den Moränenseen widmet, einer kaum bekannten Seengruppe, die sich liebreizend in die Hügellandschaft eingepasst hat. Erst dann setzt man an zum Höhenritt über den Längenberg, einen Hügelrücken, der den Aareraum nach Westen hin abschliesst und über Kilometer ein grossartiges Panorama bietet.
Über Riggisberg und den Aussichtspunkt Bütschelegg gleitet man dem sich stetig öffnenden Westen der Schweiz entgegen, der sich durch eine splendide Weitsicht auf den Jura und das Dreiseenland ankündigt. Die Tour führt durch den eindrücklichen «Forst» hindurch, ehe man im mittelalterlichen Kleinstädtchen Laupen ist, wo man zwischen Schloss und Fluss zu einem entspannenden Schlusstrunk ansetzt.
Streckenbeschrieb: 64 km, 1240 Hm/sehr hügelig, Naturstrassen: 14,9 km.
Die Etappe führt von den Voralpen in die Nähe des Dreiseenlandes.
zvg
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