Albert Fritsche ist St. Galler Kantonstierarzt. Er erklärt, was die Afrikanische Schweinepest (ASP) für Schweine so gefährlich macht und wie eine Einschleppung verhindert werden kann.
Warum ist die Afrikanische Schweinepest (ASP) so gefährlich für die Schweinehaltung?
Die ASP gehört zu den hochansteckenden Tierseuchen. Für infizierte Schweine verläuft die Krankheit meist tödlich. Im Seuchenfall müssen alle Schweine im betroffenen Betrieb getötet und entsorgt werden.
Was sind die für die Schweizer Schweinehaltungen gefährlichsten Übertragungswege der ASP?
Die Infektion geschieht durch direkten Tierkontakt oder indirekt durch die Verfütterung von ungenügend erhitzten virushaltigen Fleischabfällen oder durch kontaminierte Gegenstände oder Transportfahrzeuge.
Bei welchen Krankheitssymptomen muss der Schweinehalter an ASP denken und wie soll er reagieren?
Hohes Fieber und plötzliche Todesfälle sowie Kümmern, Apathie, Durchfall, Aborte, Einbusse der Mastleistung, gehäufte bakterielle Infektionen mit Tierverlusten sind schweinepestverdächtig.
Suisag-SGD
Wie kann der Schweinehalter seine Schweine schützen?
Mit geeigneten Biosicherheitsmassnahmen. Das heisst, dass betriebsinterne, organisatorische Abläufe optimiert werden und gleichzeitig die Gefahr einer Einschleppung des Erregers von aussen mit bestimmten Massnahmen, z.B. einem Doppelzaun, minimiert wird.
Braucht es den doppelten Zaun bei Ausläufen und bei der Freilandhaltung, um Kontakte mit Wildschweinen zu vermeiden?
Ein doppelter Zaun hilft sehr effizient, einen direkten Kontakt zwischen Wild- und Hausschweinen zu vermeiden. Damit wird die Gefahr einer Virusübertragung von Tier zu Tier auf ein Minimum gesenkt.
Was können wir von den Erfahrungen im Ausland lernen?
Falls die Seuche bei den Wildschweinen auftritt, ist eine rigorose Bekämpfung in den betroffenen Waldgebieten entscheidend. Am wichtigsten ist das Finden der Infektionsherde und das konsequente Entfernen von Kadavern sowie in einer zweiten Phase die Bejagung. All diese Massnahmen sind sehr zeit- und personalintensiv und erfordern eine hohe Durchhaltefähigkeit aller Beteiligten. Sie sind allerdings wichtig, da die Gefahr gross ist, dass die Seuche in der Wildtierpopulation endemisch wird, das heisst, nicht mehr auszurotten ist. Es gibt wenige Länder, die es geschafft haben, ASP bei den Wildschweinen auszurotten.
Von der Subsahara in den Norden
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) kommt in zahlreichen Ländern im subsaharischen Afrika vor. Natürliches Erreger-Reservoir der Afrikanischen Schweinepest im südlichen Afrika sind Warzenschweine, die jedoch selbst nicht erkranken. Übertragen wird das Virus durch die Lederzecke. Es kann in sämtlichen Körperflüssigkeiten und Geweben von infizierten Schweinen festgestellt werden und eine Ansteckung der Tiere ist unter anderem über den Kontakt mit infizierten Schweinen und über die Aufnahme von Schweinefleisch oder Speiseabfällen möglich.
Aus diesem Grund kann sich das Virus auch dort verbreiten, wo keine Lederzecken vorkommen. Beim akuten Verlauf der Krankheit ist die Mortalität sehr hoch. Symptome sind oft hohes Fieber der Tiere, Atembeschwerden sowie Rötungen und Verfärbungen der Haut. Infiziert werden können sowohl Wild- als auch Hausschweine. Ist die ASP einmal ausgebrochen, hilft nur das Töten von Beständen als Gegenmassnahme. Denn eine Impfung oder Behandlung existiert nicht.
Die ASP trat 2007 in Georgien auf und hat sich anschliessend in Russland und Osteuropa verbreitet. Kürzlich wurden auch in Deutschland und Italien ASP-Fälle nachgewiesen. Im August 2021 hat die Anzahl Kontaminationsherde bei Hausschweinen laut BLV in Europa ein sehr hohes Niveau erreicht. Die Weltorganisation für Tiergesundheit geht davon aus, dass ein Viertel der Schweine weltweit an der hochansteckenden ASP sterben könnte. Die für den Menschen ungefährliche Viruserkrankung führt bei infizierten Schweinen und Wildschweinen fast immer zum Tod.
Weitere Informationen gibt es auf der Website des BLV.