Haben Sie sich auch schon gefragt, ob das drinsteckt, was draufsteht?
Es ist bereits eine Weile her, seit ich die letzte Kolumne geschrieben habe. Und ich gebe zu, vor lauter Informationen weiss ich manchmal kaum mehr, wo mir der Kopf steht. Ich versuche immer, mich für ein Thema zu entscheiden, von welchem ich glaube, dass es möglichst viele Leute interessiert, weil es sie in irgendeiner Form auch betrifft. «Leichte Unterhaltung mit Tiefgang und Humor», das ist mein Ziel. Diesmal schien mir die Wahl besonders schwer zu fallen…
«Landfrauenküche»
Soll nun doch noch einmal die abgelehnte Biodiversitätsinitiative das Thema sein? Nein, Informationen gibt es bereits mehr als genug dazu. Übrigens, können Sie sich noch daran erinnern, wann die letzte Volksinitiative, welche die Landwirtschaft betraf, in Kraft trat? Am 27. November 2005 entschied sich das Stimmvolk «für Lebensmittel aus gentechnikfreier Landwirtschaft». Sie wurde mit 55.7 Prozent angenommen. Und wie steht es mit den Hofladenöffnungszeiten? Nein, das ist schnell erzählt. In Basel, Bern und Zürich dürfen auch nach Ladenschlusszeit noch regionale Produkte verkauft werden, was einzig in Luzern auf Ablehnung gestossen ist. Oder wie wäre das Thema der zukünftigen Energieversorgung und die damit verbundenen Möglichkeiten in der Landwirtschaft?
Denn mit der Annahme der Gesetzesvorlage zum Ausbau von erneuerbaren Energien zur Stromversorgung, entsteht ein neuer Betriebszweig, sprich vom Land- zum Energiewirt, während der Schlagabtausch in der Politik auf keinen grünen Zweig führt. Oder was ganz anderes. Wie wäre es, einen genaueren Blick auf die Sendung «Landfrauenküche» zu werfen? Sich zu fragen, warum dieses Format so gut beim Publikum ankommt? Ich zitiere: «Zu den beliebtesten TV-Unterhaltungssendungen zählte 2023 wiederum das «SRF bi de Lüt»-Format «Landfrauenküche»: Die acht Folgen der 17. Staffel wurden im Schnitt von 575’000 Personen aus der Deutschschweiz geschaut und erzielten einen Marktanteil von 36,8 Prozent». Ich frage mich, warum? Das wäre wahrscheinlich nicht wesentlich für Sie zu wissen? Vielleicht einfach unterhaltsam und gerade deshalb wertvoll?
Der Kluge lernt aus allem
Mit welchem Ziel schreibe ich für Sie? Welche Themen beschäftigen Sie und über was möchten Sie mehr wissen? Wollen Sie überhaupt mehr wissen? Ist Wissen Macht oder ist es an einem bestimmten Punkt einfach nur noch Konsum, welcher nichts als Gedankenabfall produziert? Zeitverschwendung? Vor allem, was bringt dieses Wissen?
Alles Wissen, das nicht in meinem Erfahrungsbereich liegt, ist nicht von Bedeutung oder ist es wie es Sokrates mal zitiert hat: «Der Kluge lernt aus allem und von jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen und der Dumme weiss alles besser.» Wie würde Sokrates wohl zur heutigen Zeit über die Gesellschaft und den einzelnen denken? Er wäre wahrscheinlich auch etwas überfordert mit der Informationsflut des digitalen Zeitalters, seiner Weisheit zum Trotz. Da bin ich gern eine «Normale».
Solange Informationen scheinbar nicht relevant für mein Leben sind, sind sie doch schlichtweg vernachlässigbar. Oder doch nicht? Die Frage ist, was steckt genau hinter Information, welche möglichen Konsequenzen entstehen aus diesem Wissen oder eben nicht Wissen für mich? Welche Absichten hegt der Sender, Stichwort «Manipulation» oder «Aufklärung»? Wie funktioniert mein innerer Kompass, wenn es um Informationen geht? Will ich unterhalten, abgelenkt oder aufgeklärt werden?
Biscuitsverpackung
Ein kleines Beispiel zum Veranschaulichen. Auf dem Bild können Sie eine Packung Biscuits erkennen. Beim Öffnen stellte sich heraus, dass in der, von einem besonders smarten Verpackungstechnologen «designten» Biscuitsschachtel, immer vier Stück gespart werden können. Von aussen sah die Verpackung gross aus, drinnen waren jedoch nur Dreiviertel der Biscuits. Eine Mogelpackung par excellence, die mit blossem Auge nicht erkannt werden konnte, sondern erst nach dem Auspacken. Der Grossverteiler würde sich wahrscheinlich mit dem Argument rechtfertigen, dass ja draufsteht, wie viel drin ist (160g). Demzufolge ist das keine Täuschung des Konsumenten. Oder können Sie etwa nicht «intuitiv» erkennen und ausrechnen wie viele Biscuits in einer 160g Verpackung drin sind? Mein innerer Kompass zu den Themen «Biscuits und Verpackung» hat das Ziel verfehlt.
Hier hat der Kluge gelernt, nämlich, wie täusche ich am besten den Konsumenten ohne, dass er überhaupt eine Chance hat zu entscheiden ob etwas korrekt ist oder nicht? Der Normale vertraut auf seine Erfahrungen im Kauf von Biscuitsverpackungen und der Dumme sagt, ich habs doch gewusst, die bescheissen wo sie können. Wer profitiert nun hier von seinem Wissen? Welche Konsequenzen hat dieses Wissen für mich? Sollte ich gar aktiv werden und mich beschweren, bei solch unlauteren Verkaufstricks? Schliesslich musste ich die Konsequenzen tragen und auf vier Biscuits verzichten, obwohl ich gemeint für mehr bezahlt habe! Ich kaufe nächstes Mal andere Biscuits, einfach, weil ich es jetzt besser weiss.
Genauer hinschauen, recherchieren, nachfragen
Und so ist es mit den meisten Informationen. Wir können nie genau wissen, was drinsteckt, solange wir es nicht auspacken, genau untersuchen, überlegen ob das so stimmig sein kann, um daraus Schlüsse für mich und vielleicht die Allgemeinheit ziehen zu können. Der Kompass müsste bei Informationskonsum immer ein bisschen auf «Skepsis» zeigen, bei weiterem Interesse in Richtung «genauer hinschauen, recherchieren, nachfragen» mit dem Ziel, weniger falsch zu liegen als die anderen.
So komme ich der objektiven Wahrheit etwas näher, mein Wissen hilft mir zu verstehen und Zusammenhänge zu erkennen. Dies hat im Endeffekt Konsequenzen für mich, nämlich ein bewusster Umgang mit Inhalten, was zu optimaleren Entscheidungen und Ergebnissen führen kann. Doch weitere «Mogelpackungen» werden folgen und nicht immer werde ich sie auf den ersten Blick als das erkennen. Das ist wohl Teil der Verpackungen bzw. des Spiels!
Kolumne Beatrice Blaser
Die bereits erschienenen Einträge von Beatrice Blaser findet Ihr hier
Teil 1: Was ein Investmentbanker auf dem Hof lernen könnte
Teil 2: Wie viel Ferien Bauernfamilien machen
Teil 3: Hitzestress auf allen Ebenen
Teil 4: Was Pilze, Produzenten und Politiker gemeinsam haben
Teil 5: Warum die Zeit so schnell vergeht
Teil 6: Bodenständig entscheiden und handeln
Teil 7: BFF auf offener Ackerfläche: Eine Standortbestimmung